Kampf um die Poststellen

Do, 15. Jun. 2017
Die Alte Post in Gontenschwil: Bereits seit 2015 werden Postkunden im Volg- Laden bedient. Das «droht» auch anderen Poststellen. (Bild: rc)

Die einen sehen in der aktuellen Strategie der Post den Niedergang des Service Public, die anderen eine nachvollziehbare Folge aus dem veränderten Konsumverhalten der Bevölkerung: Schliessungen von Poststellen weckten bisher vor allem Emotionen, nun liefert die Post konkrete Zahlen.

 

Am Anfang standen «Leaks», welche die Gewerkschaft Syndicom schon vor einigen Monaten an die Öffentlichkeit brachte. Demnach waren beispielsweise im Wynental fast alle noch bestehenden Poststellen von der Schliessung bedroht – nur Unterkulm sollte seine Poststelle behalten dürfen. Ein Vorgehen, das damals von der Post kritisiert wurde. Nun präsentiert der gelbe Riese selber konkrete Zahlen und löst neuerliche Reaktionen aus. Die Post spricht von 45 Poststellen, die im Aargau mindestens bis 2020 erhalten bleiben sollen. 32 Poststellen würden derzeit noch überprüft. Die Post hebt gleichzeitig die «30 neuen Zugangsmöglichkeiten » hervor, die ihrer Ansicht nach zu einem viel engeren Netz an Postdienstleistungen führen werden. Ein «Mix aus 4000 physischen und digitalen Zugangsmöglichkeiten» werde man bald haben, schreibt die Post. «Die Gewohnheiten der Postkunden haben sich geändert und statt auf der traditionellen Poststelle, erledigen Kunden ihre Postgeschäfte vermehrt rund um die Uhr, mit dem Smartphone oder am Computer.» Bis ins Jahr 2020 sollen in der Schweiz nur noch 800 bis 900 traditionelle Poststellen bestehen.

Regierungsrätliches Aufbäumen
Ausserhalb der Post sieht man das freilich anders. Der Regierungsrat des Kantons Aargau erachtet den Service Public mit einer hohen Netzdichte an postalischen Angeboten als wichtigen Standortfaktor für den Wirtschaftskanton Aargau. Deshalb fordert er die Schweizerische Post auf, den Dialog mit den Gemeinden über die Poststellen «ergebnisoffen» zu führen und die Zahl der Schliessungen deutlich zu reduzieren. Weiter schreibt der Regierungsrat in einer Mitteilung, dass er die Liste der zu überprüfenden Poststellen «als Diskussionsgrundlage betrachtet und die Zahl der zu schliessenden Poststellen im Rahmen der Verhandlungen mit den Gemeinden deutlich reduziert wird.» Der Aargauische Gewerkschaftsbund (AGB) verurteilt den geplanten Abbau des Service Public ebenfalls: «Gerade, für den durch seine vielen Regionen geprägte Kanton Aargau, ist eine hohe Dichte des postalischen Netzes von hoher wirtschaftlicher Bedeutung. » In dieser Sache ist man sich mit dem Kanton Aargau einig: «Der AGB begrüsst die Haltung des Regierungsrates, der die Post zur Mässigung aufruft und die Zahl der Schliessungen massiv reduziert sehen will.»

Schliessung nur verschoben?
Wie viel diese Gegenwehr nutzen wird, bleibt offen.DieVergangenheit hat gezeigt, dass Kundgebungen, Aufrufe und behördliche Bittschriften nur selten dazu führen, dass die Schweizerische Post von ihrem Kurs abgewichen ist. Die Überprüfung einer Poststelle ist damit oft gleichbedeutend mit deren Schliessung. Zu den «gefährdeten» Poststellen gehören in unserer Region Beinwil am See, Seengen und Kölliken. Die noch bestehenden Poststellen im Wynental bleiben dagegen bis mindestens 2020 offen – der von der Gewerkschaft Syndicom emotional in Aussicht gestellte Kahlschlag (dasWB berichtete) erlebt damit mindestens eine Aufschiebung.

Remo Conoci

Dieser Artikel ist in der gedruckten Ausgabe des Wynentaler Blattes erschienen. Die Zeitung gibt es am Kiosk, im Abo oder auch als App für das Smartphone und das Tablet. Abonnieren Sie die Zeitung aus der Region noch heute und verpassen Sie nie wieder die wirklich interessanten Geschichten!

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