Ein Gränicher will ins Aarauer Tor

Fr, 18. Aug. 2017
Mit 18 Jahren schon ein sicherer Rückhalt: Nach dem Debüt gegen Chiasso durfte der Gränicher Lars Hunn auch beim Auswärtsspiel gegen Servette das Aarauer Tor hüten. (Bild: Sarah Rölli)

Seit der U-12 spielt Lars Hunn beim FC Aarau. Trotz lukrativen Angeboten aus dem In- und Ausland entschied sich der 18-Jährige für seinen Stammverein. Der Gränicher erzählt, wie er mit seiner Rolle als Goalie Nummer zwei umgeht, wann man in der Garderobe freche Sprüche klopfen darf und warum er nicht immer Torhüter war.

Von Timon Richner

Der Vater stellt einen Harass an die Bande der Totomat-Kurve. Sein Sohn klettert hinauf – endlich sieht auch der Kleine aufs Spielfeld. Die Augen des Jungen beobachten die Goalies beim Aufwärmen. Wenig später fliegen schon einige Bälle in Richtung Tor.Der kleine Fan ist fasziniert, wie sich Ivan Benito auf die Bälle stürzt. Wie schön wäre es, wenn auch er eines Tages im Brügglifeld spielen könnte. Ein Traum. Zehn Jahre später in der Wirklichkeit: Lars Hunn steht im Tor des FC Aarau. Ende Mai 2017 gibt er sein Debüt beim Challenge-League-Spiel gegen den FC Chiasso. Es ist ein schöner Tag für den damals 17-Jährigen. Aber nicht für den FC Aarau: Das Spiel gegen den Klub aus der Südschweiz geht mit 2:3 verloren.

Zufrieden mit seiner Rolle

Dieses Spiel ist ein Teil einer für den Verein enttäuschenden Rückrunde. Nach der Saison wird bekannt, dass viele Mitglieder des Staffs den Club verlassen, so auch der Torhütertrainer Swen König. Das hat auch unmittelbare Auswirkungen für Lars Hunn. Sein damaliger Konkurrent auf der Goalie-Position, Lorenzo Bucchi, wird neuer Torwarttrainer. Bald wird klar, dass Hunn in der neuen Saison hinter Steven Deana die Nummer 2 im Aarauer Tor einnimmt. «Das ist für mich schon eine Umstellung. Letzte Saison spielte ich noch meistens mit der U-21 und heute bin ich bei den Spielen auf der Bank»,so Hunn. Dass er diese Saison noch nicht Stammtorwart ist, sieht der 1,80 Meter grosse Mann aber nicht als Problem: «Ich bin noch jung und bin bereit für Steven einzuspringen, wenn es nötig ist», sagt er mit einem Lächeln. Er ist zufrieden mit seiner Rolle beim FC Aarau.

«Oliver Kahn ist mein grosses Vorbild.»

Dass Lars Hunn einmal Goalie werden will, war schon immer klar. Bereits im Kindergarten wusste er, dass aus ihm einmal ein Fussballprofi werden sollte. «Alle anderen wollten Arzt oder Astronaut werden, und sie lachten mich etwas aus, aber heute bin ich meinem Ziel vermutlich am nächsten», erinnert sich Hunn mit einem Schmunzeln. Einen anderen Sport als Fussball gibt es für ihn nicht. Und auch die Goalie-Position hat Hunn immer am besten gefallen. «Oliver Kahn ist mein grosses Vorbild», erzählt Hunn. Trotzdem hat er aber auch Erfahrungen als Feldspieler gesammelt. Als er in jungen Jahren vom FC Gränichen zum SC Seengen wechselte, hatte es in dieser Mannschaft bereits zwei Goalies. Dort spielte er oft in der Verteidigung. «Ich profitiere heute noch davon, dass ich nicht immer nur Goalie war», sagt Hunn. So zählt er seine Fähigkeiten mit dem Ball am Fuss noch heute zu seinen grössten Stärken. Aber spätestens beim Wechsel in die Juniorenabteilung des FC Aarau war der Gränicher wieder Goalie. Nur Goalie.

«Ich profitiere heute noch davon, dass ich nicht immer nur Goalie war.»

Dass sein Talent wirklich bis zum Profi reichen könnte, zeichnete sich ab, als er das erste Mal in die Nationalmannschaft aufgeboten wurde. Seit der U-15 hat er dort alle Stufen durchlaufen. Und dies so erfolgreich, dass er ins Spezialförderprogramm «Footuro» des Schweizerischen Fussball Verbandes SFV aufgenommen wurde. In dieses Förderprogramm kommen nur Spieler, welchen das Potenzial attestiert wird, dereinst den Sprung in die A-Nationalmannschaft schaffen zu können. Pro Jahrgang sind das die vier bis fünf besten Spieler.

Vorbildliche Führungsspieler

Dieses Talent erkannte man auch beim FC Aarau. Bereits zu Beginn der letzten Saison wurde Lars Hunn in den Kader der 1. Mannschaft aufgenommen. Es war ein grosser Schritt für den sehr jungen Goalie. «Das Tempo und die Härte im Spiel waren ein enormer Unterschied zur U-18; daran musste ich mich gewöhnen». In der Mannschaft fand er viele Führungsspieler vor, die sich vorbildlich um die Nachwuchstalente kümmern. Sandro Burki, Olivier Jäckle, Patrick Rossini oder Marco Thaler sind für die jungen Spieler wichtige Bezugspersonen. «In diesem Team findet man immer jemanden, der Zeit für ein Anliegen oder einen Tipp hat», sagt Hunn. Aber dennoch war es nicht nur einfach, sich in die 1. Mannschaft zu integrieren. «Am Anfang war ich wahrscheinlich etwas zu scheu und sagte fast nichts. Mit der Zeit gewöhnte ich mich an die Mitspieler und wurde zu frech», erzählt Hunn lachend. So kam es auch, dass er in der Kabine manchmal einen blöden Spruch machte, der bei den älteren Spielern nicht gut ankam. «Ich muss immer darauf achten, ob die Kollegen gut gelaunt sind oder nicht. Meistens kann man schon Sprüche klopfen, aber manchmal muss ich es einfach sein lassen.»

«Ich habe einen Plan B, falls es mit der Fussballkarriere nicht klappt.»

Nicht nur die Trainer des Fussballverbandes haben die gute Entwicklung Hunns festgestellt, auch diverse grosse Vereine wurden auf den Gränicher aufmerksam. Neben Angeboten von Basel, Zürich und GC interessierten sich auch der SC Freiburg, Everton und Hoffenheim für den jungen Goalie. Wirklich nahe an einer Verpflichtung war allerdings nur Hoffenheim. Das hochmoderne Trainingszentrum des Bundesligavereins imponierte ihm, aber dennoch liess er sich nicht zu einem Wechsel hinreissen. «In Hoffenheim wäre ich nur eine Nummer unter vielen gewesen.Wenn es irgendwelche Schwierigkeiten gegeben hätte, dann hätten sie einfach einen anderen geholt », erklärt Hunn seinen Verbleib beim FCAarau. Zudem habe er hier in der Schweiz auch den Vorteil, dass er seine Lehre als Automatik-Monteur abschliessen kann.«Das ist für mich ein wichtiger Plan B, falls es mit der Fussballkarriere nicht klappt», sagt er. Kommenden Sonntag im Einsatz? Lars Hunn ist zufrieden mit dem Entscheid, bei seinem Heimatverein geblieben zu sein. Sein Ziel ist es, seinen Konkurrenten um die Goalie-Position Druck zu machen. In zwei bis drei Jahren will er Stammtorhüter beim FCA sein. Am liebsten in der Super League und vor den Augen vieler Kinder, die vom Spielfeldrand aus, gebannt ihr Idol beobachten.

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