Die etwas andere Lesung

Fr, 24. Nov. 2017
Die drei Künstler machten die Lesung zum einmaligen Erlebnis: Cellistin Eva Lehnherr, Kunstmaler Kurt Hediger und Schriftsteller Klaus Merz . (Bilde: Zeitungsausschnitt/EP.)

Bilder malen sie beide, der eine mit Pinsel und Farben, der andere mitWorten. Klaus Merz las zu Ehren seines Freundes Kurt Hediger in der Galerie Del Mese- Fischer in Meisterschwanden. Eine Lesung, die mehr war, und viel Freude bereitete.

 

EP. Die Räume der Galerie Del Mese-Fischer sind gross, sehr gross. Genau richtig für Kurt Hedigers Bilder. Die Galerie widmet dem Kunstmaler zu seinem 85. Geburtstag eine Ausstellung auf zwei Etagen. Hier kann der Besucher zurücktreten und die Gemälde, ob Winterlandschaft oder Sommerbild, auf sich wirken lassen. Könnte zurücktreten, wäre da nicht Schriftsteller Klaus Merz.

Raum für Bilder

An Zurücktreten war am Sonntagnachmittag erst einmal nicht mehr zu denken. Zusammenrücken und Platz sichern hiess das Gebot der Stunde. Rund zweihundert Gäste sassen schliesslich dicht an dicht im Ausstellungssaal und lauschten den Eröffnungsklängen von Eva Lehnherrs Cello. Gut, dass Klang- und Wortbilder ihren Raum finden, auch wenn wenig Platz ist. Seit 51 Jahren sind Klaus Merz und Kurt Hediger miteinander bekannt. Seine Initiation in die Bildende Kunst sei für ihn über Kurt Hediger gelaufen, verriet der Schriftsteller und fügte an, es freue ihn sehr, in der Ausstellung zu lesen. Eine Lesung für einen Freund sei auch für ihn nichts Alltägliches. Davon durfte sich das Publikum in der nächsten Stunde überzeugen.

Wo die Kunst Fuss fasst

Klaus Merz ist ein Publikumsmagnet. Er füllt Säle, weil ihn die Leute gerne hören. «Vor allem bei den Gedichten, da gehört seine Stimme einfach dazu», sagte unlängst eine Besucherin bei einer anderen Lesung. Viele kommen immer wieder, die Gesichter sind bekannt. Den Klaus Merz, der diesmal vorne sass – notabene auf dem Tisch, der besseren Akustik wegen – hatten aber auch die Stammgäste noch nie so erlebt. Mit einer Mischung aus Erzählen und Lesen lud der Schriftsteller ein zu einer Reise in die Vergangenheit mit Kurt Hediger. Die Textauswahl? Nicht einfach das neueste Buch, nicht einfach eine ganze Novelle. Klaus Merz las Gedichte, Auszüge aus verschiedenen Geschichten – alle mit einem Bezug zur Bildenden Kunst. «Die Füsse des Malers, auch wenn sie nicht zu sehen sind, stehen fest auf dem Boden.» Die Rede ist von einem Bild. Vom Selbstbildnis eines Malers, das im Roman «Jakob schläft» seine Rolle spielt. Auch wenn das Bild rechts hinten an der Wand ein ganz anderes ist, Klaus Merz Geschichte liess die Gedanken zu Kurt Hedigers Portraits wandern. Zu den Gesichtern, zu den Blicken, zu dem, was auf dem Bild nicht und doch zu sehen ist. «Wo die Kunst wirklich Fuss fasst, entsteht hinter dem Bild immer ein Nachbild – vom Menschen.»

Verspielt und spontan

Noch nie hat das Publikum einen so verspielten und agilen Klaus Merz gesehen. Er sprach Kurt Hediger, der in der ersten Reihe sass, direkt an, zeigte Parallelen auf – etwa die, dass ihre Väter beide Bäckermeister waren – und erzählte von gemeinsamen Erlebnissen. Selbst von klingelnden Handys liess er sich nicht beirren: «Die gabs damals noch nicht», baute er den ersten Störenfried in seine Ausführungen ein und als sich gleich noch zwei Handys meldeten, weil auch Ausschalten zuweilen geräuschvoll ist, verkündete er mit der Coolness eines Poetry Slamers eine Pause zwecks Handybetreuung. Von da weg galt die volle Aufmerksamkeit dem Schriftsteller. Das heisst: fast. Zwischentöne gab’s auch weiterhin. Diese allerdings wohlgespielt und programmgemäss von Cellistin Eva Lehnherr.

Und Kurt Hediger? Der legte zum Schluss ein Solo ein. Dass er sich bei Klaus Merz mit einem kleinen Gemälde, einer Venedig-Szene bedankte, war schön – die Geste und das Bild. Die Geschichte zu dessen Entstehung war  Unterhaltung pur. Der junge Kurt Hediger fährt nach Venedig – blauäugig – will eigentlich weiter nach Griechenland und bleibt erst mal stecken, weil das nächste Schiff erst in zwei Wochen fährt.Was macht der Maler? Er malt – und schenkt das Bild Jahrzehnte später seinem Freund, dem Schriftsteller.

Nicht alles verpasst

Wer die Lesung verpasst hat, hat Pech gehabt. Manche Dinge sind einmalig. DieAusstellung aber ist noch bis am 3. Dezember geöffnet. Galerie Del Mese-Fischer, Seefeldstrasse 10, Meisterschwanden, geöffnet von Mi bis So, 14 bis 17 Uhr.

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