Stehende Ovationen für Rudolf Maurer

Fr, 24. Nov. 2017
Zeitungsausschnitt Wynentaler Blatt Euses Blättli

Wichtige Kredite wurden an der Gmeind in Schöftland gesprochen – doch das emotionalste «Geschäft» folgte erst ganz zum Schluss: Nach 45 Jahren erlebte Rudolf Maurer am vergangenen Dienstag seine letzte «Gmeind» als Gemeindeschreiber.

 

Von Remo Conoci

Auf die Zentrumsgemeinde Schöftland warten spannende Herausforderungen. Dies verriet schon der Blick auf die Traktandenliste der Einwohnergemeindeversammlung: Die Schulanlagen sollen eine neue Schliessanlage bekommen, die Hochwasserentlastung C im Wallenhof saniert, und ein Katasterplan für die Liegenschaftsentwässerung erstellt werden. Das alles für zusammengezählt rund 1,4 Millionen Franken. Da nicht alle Kosten im kommenden Jahr anfallen, schlagen sie auch noch nicht auf das Budget 2018, welches aber dennoch nicht ausgeglichen ist und zudem wird mit einem Rückgang der Kapitalreserven gerechnet.

Zentrumsentwicklung nur Neben- und doch Hauptthema

Spannend auch die Enwicklung der Gemeinde im Gebiet der alten Mühle und in der Hegmatte, die an der Versammlung jedoch nur informell unter «Verschiedenes» noch einmal Erwähnung fand. Bereits Tage zuvor informierte der Gemeinderat über die Stossrichtung in die man gehen wolle (vergl. Euses Blättli vom vergangenen Freitag). Das Votum von Andres Wälty zeigt aber, dass noch längst nicht alle Fragen dazu beantwortet sind. Gemeindeammann Rolf Buchser verwies auf das Mitwirkungsverfahren und die zahlreichen Einwendungsmöglichkeiten, die dem Projekt noch bevorstünden. «Es ist uns allen bewusst, dass dies ein langwieriger Prozess wird, der gut und gerne bis ins Jahr 2060 dauern kann.»

45 Jahre im Dienst der Gemeinde

Das wäre dann in gefühlten 45 Jahren. Eine Zahl, die an dieser Stelle natürlich bewusst gewählt wurde. Neben den unbestritten wichtigen Traktanden – die übrigens einschliesslich Budget 2018 alle genehmigt wurden – war ein aufregender Programmpunkt an diesem Abend die Verabschiedung von Rudolf Maurer, als Gemeindeschreiber von Schöftland. 45 Jahre seines Berufslebens stellte er in den Dienst der Gemeinde. Sein Chef, Gemeindeammann Rolf Buchser, würdigte dessen Arbeit und gab ihm das wohl allerbeste Geschenk mit nach Hause, das man sich hätte ausdenken können: Nämlich Maurers geliebten Bürotisch. «Wir werden ihn aufmöbeln und nach Hause liefern.» Die 175 Stimmberechtigten, rund 40 Sekundarschüler und zahlreiche Gäste applaudierten dem scheidenden Gemeindeschreiber stehend und sorgten für einen Gänsehautmoment an diesem Abend. Eine Standing Ovation an der Gmeind, das kommt nicht allzu oft vor.

Respekt gegenüber den Arbeitskollegen…

Umgekehrt hielt Maurer in seiner Abschiedsrede fest, dass er in all diesen Jahren wenig Rochaden im Gemeinderat erlebt habe, was in Schöftland durchaus Tradition sei. Seit 1847 zähle er gerade mal drei Vorgänger.Auch die letzten Gemeinderatswahlen, als alle Bisherigen wiedergewählt wurden, zeigten, wie in der Gemeinde mit Nachhaltigkeit gearbeitet werde. «Diesen kollegialen Umgang habe ich immer geschätzt. Mein Arbeitsplatz im Schloss war zwar nie eine Wohlfühloase, aber auch kein Minenfeld». Maurer liess bei seinem Auftritt Anekdoten «aus den vergangenen 548 wertvollen und spannenden Monaten» aufleben, die ursprünglich nur zwei hätten werden sollen. Nach seiner ersten Rede vor Publikum hätten zudem «zwei namhafte Stimmbürger» gemeint: «So, jetzt hat der Gemeindeschreiber aber seinen Auftritt gehabt» – seither habe er nichts mehr gesagt.

... und ein kleiner Seitenhieb Richtung Grosser Rat

Gelächter schallte immer wieder durch die Aula der Bezirksschule, doch auch ernsteWorte liess Maurer bei seiner Abschiedsrede zurück: «Ich weiss wirklich nicht, wie eine Mehrheit des Grossen Rates noch immer glaubt, dieser Staatsapparat brauche keine Abmagerungskur. Ich spreche nicht von den Schulen und nicht von der Polizei. Nein. Sehr zu denken gibt mir die zunehmende Verlagerung von Aufgaben des Kantons an die Gemeinden unter dem Titel ‹Aufgabenteilung›. Das sieht dann trotz anders lautender Beteuerungen so aus, dass die Kostenverlagerung und der Arbeitsaufwand zu Ungunsten der Gemeinde gehen und die Kompetenzen beim Kanton liegen.» Das seien aber seine ganz persönlichen Ansichten, unterstrich Maurer. Bei seinen abschliessenden Dankesworten hielt dieser noch einmal fest, dass er ja jetzt keine Punkte mehr sammeln müsse, auch nicht bei den Gemeinderäten, aber dennoch: «ich gratuliere euch Schöftler, dass ihr diese fünf stark engagierten Persönlichkeiten im Gemeinderat wiedergewählt habt.»

«Ich bleibe noch ein bisschen im Keller»

Damit ging ein denkwürdigerAbend zu Ende, der bewies, dass es im hektischen Tagesgeschäft immer wieder Platz für Menschlichkeit gibt, die letztlich neben Regeln, Gesetzen und Traktanden das Zusammenleben in der Gemeinde ausmachen. Beim Apéro im Foyer verriet Rudolf Maurer dem Wynentaler Blatt noch, dass er nicht ganz von der Bildfläche verschwinden werde. Er bleibe noch mit einem kleinen Pensum bei der Gemeinde angestellt, «aber nur im Keller», wie er scherzte, doch so werde es sein: «Ich darf das Archiv der Gemeinde aufräumen – wer wäre dafür besser geeignet als ich!»

 

 

 

 

 

 

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