Ein düsteres Bild der Welt gezeichnet

Fr, 09. Nov. 2018
Wo gibt es noch etwas Licht? Peter Regli schaut nachdenklich auf die Weltlage und fasste in seinem Referat die Gefahrenherde eloquent zusammen. (Bild: Remo Conoci)

Die Welt ist schlecht. Diesen Eindruck erhielt man nach dem Referat von Peter Regli, dem ehemaligen Geheimdienstchef der Schweiz, der im Rahmen einer Veranstaltung der Volkshochschule Wynental im Huus 74 zu Gast war.

rc. «Sie werden mit einem schlechten Gefühl nach Hause gehen», räumte Peter Regli bereits vor dem Referat im Huus 74 ein. Hier lud die Volkshochschule Wynental zum Referat des ehemaligen Chefs des Nachrichtendienstes ein. «Ist die Schweiz sicher?» Die schwere Kost lockte nicht ganz so viele Interessierte an, wie man sich das im Angesicht der von Desinformation geprägten Weltlage erhoffen würde. Eine Weltlage, die laut Regli, «so schlecht wie nie zuvor ist». Figuren wie Trump, Putin, Erdogan, Xi Jinping und Orban, aber auch Italiens Salvini und Di Maio seien Autokraten, denen es ausschliesslich um Macht gehe – «die Unvernunft», mahnte Regli, «hat Überhand gewonnen». Konflikte im arabischen und asiatischen Raum hätten direkte Auswirkungen auf Europa und die Schweiz, wo sich die Menschen kaum bewusst seien, welche Folgen die Machenschaften der Mächtigen auch auf ihr Leben habe.

Einfluss auf die Schweizer Geschichte

Peter Regli zeigte sich als eloquenter Erzähler. Viele Jahre war er Geheimdienstchef und war in dieser Funktion Teil der Schweizer Weltgeschichte. Selber war er 1999 zweimal Zielscheibe von Ermittlungen: einmal, als er alle Akten über die nachrichtendienstliche und militärische Zusammenarbeit mit dem südafrikanischen Apartheid-Regime vernichten liess. Und einmal, als er von Dino Bellasi beschuldigt wurde, die Bildung einer Geheimarmee befohlen zu haben. Beide Klagen erwiesen sich schliesslich als gegenstandslos, Regli wurde rehabilitiert. In seinem Referat bezog sich der 74-Jährige jedoch weniger auf die Schweiz, als vielmehr auf sein Wissen über internationale Bindungen, die nicht dem Wohl der Menschheit dienen würden, sondern der Stärkung der Machthaber, wie er abermals unterstrich.

«Lesen Sie das Wynentaler Blatt»

In diesem Zusammenhang nannte Regli auch die Rolle der Medien, die entweder nur oberflächlich oder bewusst einseitig Bericht erstatten würden. Die Desinformation sei in vielen Staaten Teil der Manipulation und zwar nicht erst seit Trump twittert. Der amerikanische Präsident habe laut einer Erhebung der «Washington Post» in 649 Tagen seiner Amtszeit 6420 Mal falsche oder irreführende Angaben gemacht. Dagegen gäbe es eine Lösung: «Informieren Sie sich auf der Webseite der BBC, schauen Sie Al Jazeera und lesen Sie das Wynentaler Blatt», fasste Regli die Quellen seriöser Medienhäuser zusammen. Er selber schalte um 18 Uhr die erste Sendung ein und informiere sich auf diversen Kanälen bis nach 22 Uhr. Und tags darauf lese er alles noch in den Zeitungen nach. Nur dank verschiedener Quellen könne man sich seriöses Wissen aneignen.

Eine ganz andere Welt

In Gesprächen nach der Veranstaltung äusserten sich viele Teilnehmer über genau diesen Punkt. Besonders die Jugend sei sehr oberflächlich informiert und ganz allgemein reiche vielen Menschen das Lesen einer Schlagzeile, um sich informiert zu fühlen. Komme dazu, dass es in der Region genug Themen gäbe, zu denen man direkt Einfluss nehmen könne. Das da draussen, sei eine ganz andere Welt. Und Bruno Ritter, Gemeinderat in Oberkulm, brachte einen weiteren Punkt aufs Tapet: «Den meisten Bürgern bleibt nach einem langen Arbeitstag gar keine Zeit, sich vier Stunden zu informieren.»

Die meisten Teilnehmenden gingen nicht mit einem schlechten Gefühl nach Hause, wie es Regli vor dem Referat prognostizierte. Aber ganz sicher mit einem nachdenklichen Blick auf das Weltgeschehen.

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