Auf dem Schlosshübel stand ein Schloss

Di, 20. Aug. 2019
Viel Publikum auf dem Schlosshübel. Reto Bucher, Grabungsleiter Mittelalterarchäologie beschrieb, was sich auf dem Hügel im Süden Staffelbachs abgespielt haben könnte. (Bild: Remo Conoci)

Auf den ersten Blick scheint die Erkenntnis, dass auf dem Schlosshübel in Staffelbach ein Schloss gestanden haben soll, keine besonders grosse zu sein. In diesem Fall lieferten aber erst hochpräzise Instrumente den Beweis für die einstige Existenz einer Burg oder eines Schlosses.

rc. Die Kantonsarchäologen konnten im Rahmen des Kulturerbe-Tags in eine bemerkenswete Entdeckung präsentieren. «Entdecken» ist dabei nicht physisch zu verstehen, vielmehr hat man mittels Geoelektrik und Georadar so genannte Prospektionen am Computer sichtbar machen können. Man sieht also, was sich unter dem Boden auf dem Hügel im Süden von Staffelbach verbirgt: nämlich Steinansammlungen, Metall und Verdichtungen, die auf Werkstätten, Feuerstellen, Wehrturm und Ringmauer hindeuten.

«Bevor wir die hoch sensiblen technischen Hilfsmittel eingesetzt haben, hatten wir nur den Flurnamen ‹Schlosshübel›, den man früher aber auch für einfache Erhebungen verwendet hat», erklärte Reto Bucher, Grabungsleiter Mittelalterarchäologie beim Kanton Aargau. Dann gibt es aber noch die Sage um den «Lochluegenjäger». Dort heisst es:

«Am Wege vom Dorfe Leerau nach Staffelbach liegt westlich der Grossstein, östlich eine muldenförmige Thalsenkung, die Lochluege. Dorten auf einem Hügel, welcher Schosshubel heisst, soll einst eine Ritterburg gestanden haben».

Laservermessungen aus der Luft zeigten auffällige Strukturen und hilfreich seien auch Vergleiche mit bekannten Bauten wie etwa der Burg Tägerfelden oder Burg Nünegg gewesen. «Zudem ist nicht nur der Standort für eine mittelalterliche Burg typisch, auch im regionalen Kontext liegt der Ort in der Mitte von mehreren ähnlichen Bauten, die in Schöftland, Alt Rued, Gontenschwil, Triengen, Reiden, Wikon und auf dem Bottenstein standen», präzisierte Bucher.

Waren es die Herren von Reinach?

All diese Hinweise bringen dieArchäologen zum Schluss, dass auf dem Schlosshübel tatsächlich ein Schloss oder eine gestanden hat. «Solche Burgen», so Bucher weiter, «wurden von einem adligen Herrn als Wohnsitz errichtet, um Güter zu verwalten, aber auch als Ausdruck seiner Macht.» In den Geschichtsbüchern gebe es jedoch keine Quellen, die auf eine Burg hindeuten. «Es gibt aber Hinweise zu geistlichen Grundherren des Klosters St. Urban, oder weltlichen Herrschaften, wie die Herren von Iffental oder Liebegg». Spannend sei im Besonderen die Tatsache, dass Ritter Ulrich von den Herren von Reinach in diesem Gebiet verschiedene Gebiete erworben hat. Es kann also sein, dass der Standort auf dem Hübel als edler Wohnsitz und Verwaltungsgebäude genutzt wurde.

Damit wäre auch die Frage nach der Zugrunderichtung der Bauten beantwortet: Die Herren von Reinach waren nämlich die Dienstadligen der Habsburger und die haben ihre Macht im Sempacherkrieg 1386 bekanntlich verloren und all ihre Burgen wurden zerstört.

Es wird weiter geforscht

Die Erkenntnisse der Prospektionen lassen also mit hoher Wahrscheinlichkeit auf eine Burg schliessen. Nun geht es darum, die Erkenntnisse zu verifizieren. Hier kommt Stephan Wyss, Leiter archäologische Untersuchungen, zum Zug. In den nächsten Monaten und Jahren wird sein Team auf dem Schlosshübel maschinelle Sondierungen vornehmen. Durch die Funde soll die Anlage zeitlich präziser eingeordnet werden.

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