«So weit sind wir noch nie gekommen»

Di, 28. Jan. 2020
Im ersten Drittel war das Spielgeschehen ausgeglichen: Julia Marty findet im Gewühl die Lücke und spediert den Puck zum 1:1 an Caroline Baldin vorbei. (Bilder: Remo Conoci)

Nach dem 3:1- Sieg gegen den EV Bomo Thun am Samstag, fanden die Frauen des SC Reinach mit dem ZSC erst im Final des Swiss Women’s Hockey Cup in Langenthal ihren Meister. Die 2:5-Niederlage fiel jedoch zu hoch aus.

rc. Immer wenn die Frauenteams aus und Zürich in dieser Saison aufeinander getroffen waren, begegneten sie sich auf Augenhöhe. Mit 3:2, 3:2 und 1:0 ging jedoch immer der ZSC als Sieger vom Eis und liegt in der Tabelle auf Platz 1. Man durfte gespannt sein, ob ausgerechnet im Cupfinal vom Sonntag die Revanche gelingen würde. In ihren Halbfinalbegegnungen schlugen die Zürcherinnen das grosse Lugano 1:0, während sich der SC Reinach gegen die Berneroberländer «Modis» aus Thun mit 3:1 durchzusetzen wussten.

Grosse Medienpräsenz

Das Finalspiel wurde würdig angerichtet. Das Schweizer Fernsehen produzierte die Liveübertragung, die auf «MySports» mit allem Drum und Dran gesendet wurde. Einspieler, Pauseninterviews, Co-Kommentar, Zeitlupen und Spielanalysen wurden dem Zuschauer geboten.Auch zahlreiche regionale Medien und ein Tessiner Radio waren vor Ort. Die Frauen-Spitzenteams konnten für einmal die gleiche mediale Aufmerksamkeit geniessen, die den NLA-Herrenteams bei jeder Hundsverlochete gegönnt wird. «Mehr Aufmerksamkeit» sei es, was man sich für den Frauensport wünsche, sagte etwa Sandra Dombrowski, die auf der Tribüne anzutreffen war. Die Gründerin des Frauenteams Bomo Thun weiss wovon sie spricht, sie war die erste Frau, die in den 1990er-Jahren Spiele der Männer und Frauen in den höchsten Schweizer Amateurligen pfiff und gilt als Pionierin des Frauenhockeys. SCR-Präsident Patrick Kummli zeigte sich vom Aufwand an diesem Final-Event angetan und liess sich von der positiven Stimmung inspirieren: «Ich habe bereits eine Idee und meine Fühler ausgestreckt, wie man diesen Schwung mitnehmen könnte» – mehr wollte der Vereinsboss aber noch nicht verraten.

Nur zwölf Feldspielerinnen

Unter den gut 300 Zuschauern befand sich auch eine recht grosse Fan-Delegation aus dem Oberwynental, die sich immer wieder lautstark bemerkbar machte. Besonders im letzten Drittel des Finalspiels, als die Kräfte beim eigenen Team sichtbar schwanden, sorgten sie für eine zusätzliche Portion Adrenalin. Tatsächlich tauchten die Reinacherinnen immer wieder gefährlich vor ZSC-Hüterin Caroline Baldin vor dem Tor auf. Doch weder die erfahrenen Leistungsträgerinnen noch die erst 20-jährige Luisa Wasser, die sich erfreulich oft in Szene setzen konnte, brachten die Scheibe über die Torlinie.

Nach der Schlusssirene und der Pokalübergabe an die Gegnerinnen war Reinachs Assistenz-Trainerin Stefanie Marty mit der Würdigung der Tapferen nicht zu trösten. «Ja, wir haben gut gespielt. So weit sind wir noch nie gekommen», sagte sie und entschwand wie die enttäuschten Spielerinnen schnell in der Kabine. Raschelle und Chelsea Bräm, die man eigentlich immer mit einem strahlenden Lachen antrifft, wollten auch in dieser Situation nicht Trübsal blasen und präsentierten stolz ihre Silbermedaillen. Auch ihre Mitspielerinnen werden bald realisieren, dass sie mit der Qualifikation für den Final Grosses geleistet haben.

Dass der SCR nur mit zwei Linien operieren konnte, war schliesslich für Co-Trainer Peter Küng ein gewichtiger Grund für die Niederlage. «Leider sind wir nicht mehr», sagte er und fügte an, dass nach dem Abgang Evelina Rasellis nach Schweden und mit zwei weiteren Abwesenheiten der Kader heute tatsächlich sehr dünn gewesen sei. Küng unterstreicht jedoch auch das Positive und die Grundaufgabe des Vereins, die nicht darin bestehe, Titel am Laufmeter zu gewinnen: «Wir sind das einzige Team in der höchsten Liga, das ohne Ausländerinnen spielt. Um so mehr können die jungen Nationalspielerinnen bei uns viel Verantwortung übernehmen.»

Revanche am kommenden Samstag?

Und das haben die SCR-Frauen getan. Für den Cupsieg hat es zwar nicht gereicht, aber schon auf die erstmalige Teilnahme an einem Endspiel darf das Team stolz sein. Dank der Präsenz in den Medien, so darf zuletzt gehofft werden, finden sich vielleicht noch mehr junge Frauen die sich für den intensiv geführten Sport begeistern – und natürlich auch Sponsoren, die den Effort unterstützen. Infos gibts beim SC Reinach, der auf diesem Gebiet hervorragende Arbeit leistet.

Übrigens: Gelegenheit zur Revanche erhalten die SCR-Frauen bereits am kommenden Samstag. In der Meisterschaft geht die Reise in die Kunsteisbahn Heuried, wo der frisch gebackene Cupsieger ZSC wartet, der auch noch Schweizermeister werden möchte... – Spielbeginn ist um 17 Uhr.

Swiss Women’s Hockey Cup, Finalturnier. – Schoren, Langenthal, 195 Zuschauer (Samstag) 287 Zuschauer (Sonntag). Halbfinals: HC Ladies Lugano – ZSC 0:1, SC Reinach – EV Bomo Thun 3:1. Kleiner Final: HC Ladies Lugano – EV Bomo Thun 5:4 n.P.. Final: SC Reinach – ZSC 2:5 (1:0, 1:3, 0:2).

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