Ein Licht, aber noch kein Ende des Tunnels

Do, 25. Jun. 2020
Unterkulm. Rote Fassade bei Jean-Urs und Steffi Riedweg von Jöly’s Vermietung GmbH. (Bilder: rc.)

Zwar dürfen seit Anfang dieser Woche Veranstaltungen mit bis zu 1000 Teilnehmern stattfinden, doch bringt diese Lockerung den Organisatoren und Veranstaltern von Anlässen kaum eine Erleichterung. Im Gegenteil, es herrscht Alarmstufe Rot: Eine ganze Branche fühlt sich im Stich gelassen.

Von Remo Conoci

Seit einigen Tagen ist wieder alles wie vorher, jedenfalls was die behördlich angeordneten Restriktionen angeht. Bis im beruflichen Alltag alles wieder beim Alten ist, dauert es aber noch lange. Von einigen Monaten und mehreren Jahren ist die Rede, je nach dem, wen man fragt. Wie paradox die Situation ist, zeigt sich in der Eventbranche. Seit Anfang dieser Woche sind Veranstaltungen bis 1000 Personen wieder erlaubt, doch stattfinden werden solche in nächster Zeit keine. Mit den rot beleuchteten Gebäuden machten rund 1100 Veranstalter in der ganzen Schweiz auf die Problematik aufmerksam.

Die Branche steht weiterhin still

«Was im Sommer stattfinden könnte, wurde längst abgesagt», sagte Jean-Urs Riedweg von Jöly’s Vermietung GmbH vor seinem rot beleuchteten Haus in Unterkulm. «Auch bei Anlässen im Herbst und im Winter sind die Organisatoren noch sehr zurückhaltend, weil man nicht sicher sein kann, ob es eine zweite Welle gibt.» Ähnlich tönte es am vergangenen Montagabend bei Silvan Brugger, Inhaber der MSL Eventtechnik GmbH in Meisterschwanden. Im kleinen Rahmen harrte man hier zwei Stunden aus, während denen die Fassade der Geschäftshäuser rot beleuchtet wurden. «Momentan sind keine Aufträge in Aussicht, erste Anfragen für kleinere Veranstaltungen sind vorhanden. Aber die Veranstalter tun sich schwer, da es nicht einfach ist, die BAG-Richtlinien einzuhalten», erklärt Brugger. Diese Vorschriften haben es in sich: Von allen 1000 Besuchern, die an einer Veranstaltung teilnehmen würden, müssen die Kontaktdaten aufgenommen werden. Mehr als 300 Personen dürfen dabei nicht miteinander in einer Gruppe sein. «Im Saalbau Reinach fast ein Ding der Unmöglichkeit», hält dazu Bühnenmeister Ruedi Hinnen fest. Während der Aktion hielt er die roten Leuchten rund um das Gebäude im Auge. «Man bräuchte drei Eingänge, viel mehr Personal und der Saal müsste unterteilt werden». Mehraufwand, den sich kaum ein Veranstalter leisten kann. Markus Peter, Präsident der Saalbau-Kommission appelliert in diesem Zusammenhang: «Bezüglich der Rentabilität sind wir auch ohne Corona seit Jahren auf Gönner und Sponsoren angewiesen.» Ohne Zuwendungen könne kein solches Programm auf die Beine gestellt werden, wie die letzten Jahre, sagt Peter. «Wer uns unterstützen kann, ist jederzeit willkommen»

Die behördliche Unterstützung fehlt

Aber nicht nur fehlen die Anlässe, auch die finanzielle Unterstützung durch Bund und Arbeitslosenkasse wurde mit der Aufhebung des Lockdowns eingestellt. «Nur weil wir arbeiten dürfen, heisst das noch lange nicht, dass wir auch arbeiten können», bringt es Jöly Riedweg auf den Punkt. Immerhin habe man im direkten Umfeld Unterstützung gefunden: «Dank der Hilfe unserer Kunden, die uns in dieser Zeit Gutscheine abgekauft haben, verfügen wir noch über genügend liquide Mittel.»

Die vielen kleinen und mittleren Veranstaltungsfirmen in der Region fühlen sich im Stich gelassen, heisst es an vielen Orten, bei denen das WB in der Nacht auf Dienstag vorbei geschaut hat. Kostentreiber seien vor allem die Mieten für Lagerräume und die Versicherungsbeiträge, die ganz normal weiterlaufen. Daniel Renggli, Geschäftsführer der Light & Music Rent GmbH in Aesch durfte sich aber ebenfalls über Unterstützung freuen. «Unser Vermieter ist am ersten Tag des Lockdowns zu uns gekommen und hat gesagt, ‹wir müssen reden›. Er ist uns sehr entgegen gekommen, ohne diese Hilfe wäre unser Familienunternehmen am Ende.»

Etwas Licht am Ende des Tunnels ist also noch da, die Reise dorthin muss aber mit rotem Alarm unter die Räder genommen werden. Ob der feuerrote Appell der Veranstaltungsbranche auch bei den amtlichen Stellen angekommen ist, bleibt fraglich, «immerhin», lässt der Branchenverband verlauten, sei durch die Aktion «ein richtiges «Wir-Gefühl» entstanden.

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