«Üble Sache oder nur halb so wild?»

Do, 10. Jul. 2025
Dr. Tobias Ehmann, Chefarzt Spital Zofingen hielt einen interessanten Vortrag über die Darmkrebs-Vorsorge. (Bild: dr.)

Das Asana Spital Menziken lud gemeinsam mit Dr. med. Tobias Ehmann, Leiter für Innere Medizin und Diagnostik am Spital Zofingen, zu einem Vortrag über Darmkrebs-Vorsorge. Trotz der drückenden Hitze folgten zahlreiche Interessierte der Einladung und liessen sich in eine Welt der Darmwindungen, Polypen und Früherkennung entführen. Der Vortrag fand im Rahmen der Gesundheitsprävention beider Spitäler statt und bot einen informativen Einblick in ein Thema, das viele als «üble Sache» empfinden – dabei ist es mit dem richtigen Wissen nur halb so wild.

dr. Darmkrebs ist ein Thema, über das man nur ungern spricht. Untersuchungen dazu gelten als peinlich oder gar «gruusig». Doch laut Dr. Ehmann stimmt das nicht. «Gruusig» sei höchstens das Getränk zur Vorbereitung auf die Darmspiegelung – und auch das sei nur ein kleiner Preis.

Darmkrebs gilt als sehr heimtückisch. Die Erkrankung bleibt lange unbemerkt, kann sich im Darm ausbreiten und Ableger in anderen Organen bilden. In der Schweiz gehört der Darmkrebs zu den drei häufigsten krebsbedingten Todesursachen, nach Lungen- und Prostatakrebs. Bei frühzeitiger Erkennung sind die Heilungschancen gut. Dennoch verstirbt rund ein Drittel der Betroffenen innerhalb von fünf Jahren nach der Diagnose. Deshalb setzt man in der heutigen Zeit auf die Früherkennung.

Ein Problem des Alters?

Die Sterblichkeit bei Darmkrebserkrankungen steigt ab 65 Jahren und erreicht ihren Höhepunkt um das 75. Lebensjahr. Doch die Erkrankung nur aufs Alter zu schieben, greift zu kurz. In den letzten Jahren wurde Darmkrebs zunehmend auch bei jüngeren Patientinnen und Patienten festgestellt, teilweise bereits um das fünfzigste Lebensjahr. Die Ursachen dafür sind bislang nicht abschliessend geklärt. Was man weiss ist, Darmkrebs entsteht nicht plötzlich, sondern entwickelt sich über einen langen Zeitraum, oft über Jahrzehnte hinweg. Deshalb ist es sinnvoll, die präventive Untersuchung ab 50 Jahren in die medizinische Vorsorge-Routine aufzunehmen. Je früher Veränderungen erkannt werden, desto besser stehen die Chancen auf eine erfolgreiche Behandlung.

Screening und Untersuchungsmethoden

Screening bezeichnet ein Verfahren zur frühzeitigen Erkennung von Merkmalen und Eigenschaften. In Bezug auf den Darmkrebs ist es das Ziel, dass möglichst viele Menschen sich als gesundheitliche Vorsorge ab dem fünfzigsten Lebensjahr zu einer Darmspiegelung entscheiden könnten. Dies, um Polypen oder Veränderungen der Darmschleimhaut in sehr frühen Stadien zu erkennen oder zu entfernen und auf Anomalien zu untersuchen. Ein flächendeckendes Screening in der Bevölkerung senkt nachweislich die Neuerkrankung an Darmkrebs.

Zur Früherkennung stehen verschiedene Verfahren zur Verfügung. Der FOBT-Stuhltest ist kostengünstig, erkennt aber nur sichtbares Blut. Polypen, die nicht bluten, bleiben unentdeckt. Der FIT-Test, der Erbgutveränderungen nachweisen kann, ist zuverlässiger, jedoch teuer. Die virtuelle Koloskopie (CT-Kolonographie) liefert gute Bilder, ist aber ebenfalls kostenintensiv.

Als effektivste Methode gilt die klassische Koloskopie. Mit dieser Untersuchungsform erkennt man Veränderungen augenblicklich und kann sofort eingreifen und eventuelle Polypen sofort entfernen. Eine Darmspiegelung dauert etwa sieben bis acht Minuten. Dank Sedierung schläft der Patient und bekommt davon nichts mit. Die im Darm entfernten Polypen werden im Labor untersucht. In den meisten Fällen gelten die Polypen als gutartig. Das frühzeitige Entfernen senkt das Risiko einer eventuell späteren Krebserkrankung erheblich.

Eine gute Vorbereitung zur Koloskopie ist entscheidend – je sauberer der Darm, desto besser lassen sich Veränderungen erkennen. Der sogenannte «Darmrein-Drink» ist zwar geschmacklich herausfordernd, aber unverzichtbar für eine gute Vorbereitung. Heute muss er nicht mehr literweise getrunken werden: Die Reinigung erfolgt in zwei Portionen zu je einem Liter.

Lebensstil und Prävention

Ein aktiver Lebensstil trägt entscheidend zur Darmkrebsprävention bei. Regelmässige Bewegung stärkt nicht nur den Darm, sondern auch Herz und Kreislauf. Der Verzicht auf Nikotin schützt die Schleimhäute und senkt das Entartungsrisiko. Auch Alkohol gilt bereits in kleinen Mengen als Risikofaktor – Zurückhaltung lohnt sich.

Diese Massnahmen unterstützen das Immunsystem und die Stabilität des Mikrobioms – jenes komplexe Ökosystem aus Mikroorganismen im Darm, das für die Verdauung und viele weitere Prozesse mitverantwortlich ist. Eine spezielle Ernährungsempfehlung zur Darmkrebsprävention existiert jedoch nicht. Jeder Körper reagiert individuell. Der Verzicht auf stark verarbeitete Lebensmittel und die Wahl frischer Kost sind ein Beitrag zur allgemeinen Gesundheit, auch ohne Bezug zum Darmkrebsrisiko. Hingegen beeinflussen genetische Faktoren, chronisch entzündliche Darmerkrankungen und Metastasen anderer Tumoren das Risiko einer Darmkrebserkrankung. Wer sich für einen Vorsorgeuntersuch interessiert, sollte beim nächsten Hausarztbesuch das Thema Darmkrebsvorsorge ansprechen. Eine Überweisung erfolgt zum Gastroenterologen. Das Asana Spital Menziken bietet dazu eine umfassende Beratung zum Thema Darmgesundheit an und führt auch Darmspiegelungen durch.

Weitere Informationen unter: www.spitalmenziken.ch

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