Gleisüberschreiten gefährdet Leben

Fr, 18. Okt. 2019
Wer auf den Zug eilen muss oder wie diese Frau aus dem Zug ausgestiegen ist, bedient sich gern der verlockenden Abkürzung. Wer erwischt wird, zahlt Busse und Verfahrenskosten in der Höhe von einigen Hundert Franken. (Bild: Remo Conoci)

«Aargau Verkehr» hat an einem Aktionstag in Gontenschwil und Unterkulm klar gemacht, dass das Überschreiten der Gleise an falscher Stelle nicht nur strafbar, sondern lebensgefährlich ist und zwar nicht nur für jene, die eine Abkürzung über die Schienen nehmen.

rc. Gontenschwil, 12.55 Uhr. Das Mittagessen hat geschmeckt, der Kaffee ist noch nicht ganz ausgetrunken – aber oh Schreck: in ein paar Minuten fährt das Tram zurück zur Arbeit. Schnell die Dorfstrasse hinab geeilt, wartet nur noch der Umweg über die offiziellen Gleisübergänge. Je nachdem, ob man nach rechts oder links ausweicht, ist das eine Strecke von 100 bis 150 Meter. Entsprechend ist die Verlockung gross: ab durch die Mitte, Abschrankungen und Verboten zum Trotz. «Diese und ähnliche Szenarien sind hier in Gontenschwil, aber auch auf dem restlichen Bahnnetz immer häufiger zu sehen», erklärt Dominik Grenacher, der bei «Aargau Verkehr» für Stichkontrolle und Sicherheit verantwortlich ist, bei einem Augenschein vor Ort. «Das ist nicht nur dumm, sondern lebensgefährlich. Stellen Sie sich vor, wenn jemand auf den Schienen ausrutscht, den Zug schon im Augenwinkel, der einen Bremsweg von 200 Metern hat. Der Lokführer hat keine Chance mehr rechtzeitig anzuhalten.» Nicht nur für den Fehlbaren ist die Sache gefährlich: «Bei einem brüsken Bremsmanöver sind alle im Zug gefährdet. Gerade vor einem Bahnhof stehen einige schon in den Gängen», erklärt Grenacher weiter.

150 Anzeigen in einem Jahr

Aus dem Bahnnetz von Aargau Verkehr werden im Jahr gegen 700 Gleisüberschreitungen beobachtet, in 150 Fällen werden die Fehlbaren angehalten und angezeigt. Eine Anzeige wegen einer simplen Gleisüberschreitung? «Das Überschreiten der Gleise ist kein Kavaliersdelikt», hält Grenacher entschieden fest, «sondern ein Offizialdelikt. Einschliesslich Gerichtskosten wird das ziemlich teuer.» Der WSB verdiene nichts an diesen Bussen, hält der Sicherheitsmann fest, er will Unfälle verhindern. «Wir wollen die Leute sensibilisieren und setzen vermehrt Mitarbeitende im Bereich ‹Stichkontrolle und Sicherheit› ein.»

Hotspots in Unterkulm Nord und Reinach Nord

An vielen Orten sind die Perrons bereits höher gelegt. Das birgt beim Überschreiten eine zusätzliche Gefahr, wenn man anfängt zu klettern. So beobachtet am Bahnhof Reinach Nord. Hier war die Situation so schlimm, dass zwischen den beiden Gleisen ein 140 Meter langer Zaun aufgestellt werden musste. Kostenpunkt: mehrere zehntausend Franken. In Unterkulm wird ebenfalls gerne abgekürzt: Wo die einen beim Böhlerknoten einen Tunnel für die Sicherheit fordern, klettern die anderen am Bahnhof Unterkulm Nord gedankenlos über Gleise und Zäune. Um das Perron zu erreichen oder zu verlassen, muss man nämlich auf jeden Fall durch die Unterführung. «Wer die Abkürzung nimmt, setzt sein Leben aufs Spiel», hält Dominik Grenacher fest. «Man gefährdet nicht nur sich selber, sondern auch die Verkehrsteilnehmer auf der Strasse, die man ja auch noch am falschen Ort überquert.» Kommt dazu, dass im Ereignisfall die Versicherung nach einer solchen Fahrlässigkeit die Leistungen kürzen kann.

Es wird weiter beobachtet

«Aargau Verkehr» setzte am Aktionstag auf Information. Erwischt wurden drei Personen. «Wir hoffen auf die Vernunft der Fussgänger. Uns wäre lieber, wenn weder Anzeigen noch Unfälle in die Statistik aufgenommen werden müssten», äussert Grenacher eine abschliessende Hoffnung. Beobachten werde man aber weiterhin auf dem Bahnnetz, denn wie in vielen anderen Lebenslagen funktioniert Selbstverantwortung nicht bei allen.

Kommentare

Gleisüberschreitung ? Gontenschwil , Ihr bei der Bahn habt eure eigenen Gesetze. Leider ist es so, dass ein Zaun erbaut werden muss somit kommt niemand in Versuchung die Gelise zu überschreiten. Zudem ist noch in Betracht zu ziehen, dass zwischen den zwei regulären Uebergängen für Fussgänger eine Bremsbereitschaft der Wagenführer bestehen muss. Ist das eine Sicherheit oder nur eine Geld Einnahme ?

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