Am 10. Februar entscheidet Muhen an der Urne über einen 3,8-Millionen-Kredit, mit dem ein Kunstrasenplatz, eine Strassenverlegung und die Erneuerung von Werkleitungen bezahlt werden sollen. Doch die Abstimmung ist längst auf ein «Ja oder Nein zum Fussballplatz» reduziert worden. Zu Unrecht.
rc. Fakten haben es in diesen Tagen schwer, wenn es in Muhen um den Urnengang vom 10. Februar geht. Die Gegner des Projekts haben mit ihrem letzten Schuss weit übers Ziel hinaus geschossen, indem bei der Unterschriftensammlung für das Referendum schlicht falsche Behauptungen aufgestellt wurden. Bevor nun also am 10. Februar der Souverän Anlauf zum entscheidenden Elfmeter nimmt, sollen vier Fakten bei der Entscheidung helfen, wohin der Ball fliegen soll.
Fakt Nr. 1: Kunstrasen und Naturrasen belasten beide die Umwelt.
Als sich der FC Muhen 2006 erstmals mit der Sanierung des Fussballplatzes auseinander gesetzt hat, steckte die Kunstrasen-Technologie noch in den Kinderschuhen. Heute kann dank einem neuen Aufbau auf Gummi verzichtet werden. Das Obermaterial muss nach 12 bis 15 Jahren zwar ersetzt werden, kommt aber in den Recycling-Prozess. Beim Abrieb entsteht Mikroplastik in unbekannter Menge. Der Platz muss vor dem Bespielen bewässert werden.
Auch bei der Natur-Rasenpflege wurden Fortschritte gemacht. Zum Beispiel gibt es Rasentypen, die resistent gegen Unkraut sind. Dennoch kommen weiterhin Dünger zum Einsatz und der Rasen muss regelmässig geschnitten werden. Ein Benzin-Rasenmäher produziert Abgase, Feinstaub und Lärm, die Batterie eines alternativen Elektro-Geräts frisst Atomstrom und seltene Erden. Der Platz muss ständig bewässert werden.
Spielstand: unentschieden.
Fakt Nr. 2: Der Fussballplatz kostet so oder so viel Geld
Die Gegner des Projekts sagen, man sei nicht gegen den Fussballplatz an sich, sondern gegen den Plastik und die hohen Kosten. Die Plastik-Frage wurde unter Fakt Nr. 1 geklärt. Unbestritten ist demnach auch bei den Gegnern, dass der Fussballplatz saniert, die Strassenverlegung und die Erneuerung der Werkleitungen vorgenommen werden müssen. Ohne Plastikrasen verspricht man sich eine Einsparung von rund 800’000 Franken.
Diese existiert aber gar nicht. Nach der Rückweisung des Traktandums wird der Begriff «Plastik» nicht einfach durch «Gras» ersetzt. Es braucht eine komplett neue Projektierung, verbunden mit zeitlichem und finanziellem Aufwand. Ob der FC Muhen und die Werkleitungen bis dahin noch mitmachen, ist ungewiss. Selbst wenn in ein paar Jahren ein günstigerer Naturrasen verbaut würde, ist der Unterhalt teurer und insgesamt werden die vermeintlich eingesparten 800’000 Franken trotzdem ausgegeben.
Spielstand: unentschieden.
Fakt Nr. 3: Die Gesellschaft funktioniert
Wie immer bei solchen Abstimmungen ist die Mobilisierung ein grosses Thema. Verfügt ein Verein über viele Mitglieder, ist ein Ja an der Gmeind so gut wie sicher. Auf diese Weise widerspiegelt die Gemeindeversammlung jedoch nicht immer den tatsächlichen Volkswillen. Das gilt aber auch für das Referendum, das nur aufgrund der Nein-Argumentation zustande gekommen ist. Klar ist: Sowohl das deutliche Ja an der Gmeind, wie auch die 600 Unterschriften bei der Unterschriftensammlung verzerren die Realität. Eine gelbe Karte gibts für die falschen Behauptungen während der Unterschriftensammlung Die Gegner behaupteten auf einem Flugblatt, die Entsorgungskosten sowie die Kosten für die Spielfelderneuerung würden nach 10 bis 12 Jahren zu Lasten der Gemeinde gehen. Das ist falsch. Die Kosten trägt der FC Muhen..
Spielstand: unentschieden
Fakt Nr. 4: Das Leben kostet
Die Gesellschaftsstruktur, die sich der Mensch erschaffen hat, beinhaltet eine sinnvolle Beschäftigung in der Arbeits- und Freizeit. Ein Fussballclub erfüllt diese Aufgabe ebenso wie die Kirchgemeinde, das Tanzlokal, der Dorfladen oder das Jugendhaus. Alle Institutionen erfordern Infrastrukturen, die immer zu Lasten der Umwelt gehen und etwas kosten werden, solange der Mensch Teil dieser Welt ist. Der letzte Schuss aufs Tor ist in diesem Fall ein Penalty. Dabei entscheiden nicht ausschliesslich ökologische oder ökonomische Kriterien, ob der Treffer gelingt, sondern die gesellschaftliche Frage, ob man den FC mit all seinen Freizeit- und Arbeitsangeboten erhalten will. Der Gemeinderat ist dafür, die Gemeindeversammlung war es auch, der FC Muhen sowieso.
Spielstand? Der Ball liegt bereit, das Volk entscheidet, wohin er fliegen soll.
Beschwerde abgewiesen
rc. Im Zusammenhang mit dem Traktandum «Fussballplatz, Sanierung Nebenplatz, Verlegung Färbergasse und Werkleitungen» wurde eine Beschwerde gegen das an der Gemeindeversammlung durchgeführte Abstimmungsverfahren eingereicht. Der Gemeinderat hat daraufhin eine Vernehmlassung beim Departement Volkswirtschaft und Inneres eingeleitet. Der Kanton hat nun entschieden, dass das Verfahren jedoch korrekt durchgeführt wurde und den gesetzlichen Bestimmungen genüge. Die Beschwerde ist damit abgewiesen.Wäre die Beschwerde gutgeheissen worden, hätte über das gleiche Traktandum noch einmal an einer Gmeind abgestimmt werden müssen – und entsprechend wäre das zustande gekommene Referendum ohne Wirkung gewesen. Nun wird am 10. Februar 2019 aber definitiv über die Bewilligung des Verpflichtungskredites entschieden. Bei einem Ja wird der Gmeind-Beschluss bestätigt und der Kredit über rund 3,8 Millionen Franken ist bewilligt. Bei einem Nein ist das Kreditbegehren abgelehnt. Allenfalls kann das Geschäft, oder Teile davon, in angepasster Form erneut an einer Einwohner-Gmeind traktandiert werden.