Die Alte Strasse in Reinach gehörte noch bis in die achtziger Jahre zu den attraktiven rückwärtigen Geschäftsstrassen. Mit der Schliessung des Restaurants und dem Verschwinden der ehemaligen Bäckerei, fand eine erste Zäsur statt. Schon etwas früher war das Schicksal des Herrenmodegeschäfts von Willy Lüthy besiegelt.
Herrenmode Lüthy, Alte Strasse 50, Reinach: Das markante Gebäude mit den drei Schaufenstern ist bereits seit längerer Zeit von Bauprofilen umstellt, die auf Veränderungen hindeuten. Die Alte Strasse war – wie es der Name sagt – die frühere «Hauptstrasse » von Reinach. Das Geschäft des Spezialbekleidungshauses Leutwyler, mit Hauptsitz in Aarau und Filialen in Brugg und Reinach (siehe Inserat aus dem Jahr 1967 im Wynentaler Blatt), war schon damals eine erste Adresse für Herrenmode. Ob Geschäftsleute, Arbeiter, Bauern aus dem Ruedertal oder Konfirmanden: In diesem Fachgeschäft fanden alle die zu ihnen passende Kleidung.
Eleganter Geschäftsmann mit Stil
Willy Lüthy, ein überaus umgänglicher und kundenfreundlicher Fachmann, führte das Geschäft an der Alten Strasse später unter seinem Namen weiter. Er dürfte den älteren Reinachern und seiner weit verzweigten Kundschaft, die nicht nur aus dem Wynental den Weg nach Reinach fand, sondern auch im Suhrental (Schöftland), Seetal und im angrenzenden Luzernischen zu Hause war, noch in lebhafter Erinnerung sein. Und zwar als stets elegant gekleideter, smarter und meist lächelnder Geschäftsmann, der sich sein Feierabendbier im damaligen Restaurant Wyss nur in Ausnahmefällen nicht im Anzug mit Krawatte genehmigte. Unser Archivbild zeigt Willy Lüthy anlässlich der Strasseneinweihung vor der Reinacher Post / Au Louvre im Oktober 2008. Selbstverständlich im klassischen Outfit.
Ein Blick … noch weiter zurück
Mit den oben genannten Firmen, Fachgeschäften und Dienstleistungsbetrieben war das Angebot an der Alten Strasse noch längst nicht erschöpft. An der rückwärtigen Parallelstrasse, der Stumpenbachstrasse, hatte früher auch das Hutfachgeschäft der Geschwister Hirt Modes seinen Standort, und auf der anderen Strassenseite gab es sogar eine Kühlschrankfabrik. Ein paar Schritte weiter oben, an der Schmiedgasse, machte Genesio Cestelli in einem grosszügigen Neubau sein Geschäft mit einer Comestibles-Handlung und Südfrüchten. «Ein sehr initiativer Italiener und Geschäftsmann, der viel unternommen und offenbar auch ganz schön Geld verdient hat», erinnert sich der verstorbene Walter Heiz im Lädeli-Büchlein «Vergangen und fast vergessen», das an die damalige Lädeli-Romantik im Oberwynen- und Seetal erinnert. Erschienen ist die von Martin Suter recherchierte Lädeli- «Heimatkunde» im Verlag Druckerei Baumann AG Menziken, wo das Buch noch heute bezogen werden kann.
Bild: Willy Lüthy – wie ihn viele kannten: Immer elegant gekleidet und mit einem Lächeln auf den Lippen. (msu.)
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