Der Gemeinderat Schöftland will Bahn- und Mühleareal und auch die Hegmatte in absehbarer Zeit überbauen. Das 25-köpfige Komitee «Nein zur Überbauung Hegmatte» will das 11 Hektaren grosse Landstück in der Hegmatte aber als solches erhalten. Initiant Andres Wälty erklärt warum.
Herr Wälty, wenn es nach dem Willen der kantonalen Raumplaner geht, soll Schöftland ein Zentrum für Wohnen und Arbeiten werden. Was lösen solche Ideen bei Ihnen aus?
Andres Wälty: «Schöftland ist seit jeher ein Zentrum fürWohnen und Arbeiten. Wir stehen dem Vorschlag, wie es künftig geschehen soll, kritisch gegenüber. Wir wollen, dass sich Schöftland nachhaltig entwickelt. Nachhaltig heisst für uns, das Wachstum bis 2043, also bis zur übernächsten BNO, in den vorhandenen Baulandreserven und unternutzten bebauten Gebieten zu realisieren, wie dies das Raumplanungsgesetz vorschreibt und nur in absoluten Ausnahmefällen weiteren Kulturlandverlust in Kauf zu nehmen.»
Erklären Sie das bitte
«Bereits dieses Wachstum wird eine Herausforderung für unsere Infrastrukturen. Die Dorf- und die Suhrentalstrasse sind heute zu Hauptverkehrszeiten sehr stark belastet, oft auch überbelastet. Zunehmend haben die Einwohner auch immer mehr Verkehrsemissionen, wie Lärm überfüllte Strassen usw. zu erdulden, was durch ein überdurchschnittliches Wachstum nochmals verstärkt würde.»
Die Planer möchten erreichen, dass in Schöftland nicht nur gewohnt, sondern auch gearbeitet wird. Das verhindert Pendlerverkehr. Da wäre der Ausbau der WSB-Anlagen doch ein willkommener Schritt in diese Richtung?
«Das sehen wir auch so,nur bietet die WSB auf einer grossen Fläche leider nur sehr wenige Arbeitsplätze an. Zudem lässt sich das Bauvorhaben der WSB beim Bahnhof und einem Teil des Mühleareals realisieren. Allerdings hat der Gemeinderat diese Variante verworfen. Schöftland hat, Stand heute, mehr als genügend Wohnraum und hat noch Landreserven. Die Verdichtung in der neuen BNO schafft weitere Möglichkeiten. Deshalb muss das Mühleareal als reine Arbeitszone genutzt werden. Wir wünschen uns hier Arbeitsplätze mit hoher Wertschöpfung, die dank unmittelbarer Nähe zum Bahnhof gut und schnell zu erreichen sind.»
Der Gemeinderat nennt es «Strategie 2025», plant bis ins Jahr 2041 und an der Gmeind war zu hören, die Vollendung könnte sogar bis ins Jahr 2060 dauern.Das klingt doch nach Weitsicht?
«Wenn in einem ersten Schritt mit einem Bahntrassee in einer S-Schlaufe kreuz und quer 11 Hektaren bestes Kulturland verschnitten werden, und die nächste Generation vor vollendete Tatsachen gestellt wird, ist das wirklich weitsichtig?»
Stellen wir dazu folgende provokative Behauptung auf: Es braucht künftig gar kein Ackerland mehr, die Versorgung ist durch weltweite Vernetzung ja gewährleistet.
«Diese Behauptung ist nicht besonders weitsichtig. Wer garantiert jederzeit offene Verkehrswege und Handelsrouten für die nächsten 100 Jahre? Werden die Pläne wie gefordert gestoppt, bleiben wohl auch die unattraktiven Silos im Dorfkern noch lange stehen.»
Welche Enwicklung wäre Ihrer Ansicht nach in den nächsten 20 Jahren anzustreben?
«Je grösser der Bedarf an eingezontem Land für Arbeitsflächen und Bahninfrastrukturen wird, desto schneller werden die Silos verschwinden und für geeignetere Bauten Platz machen.»
Es gibt immer mehr Menschen und entsprechend wird mehr Wohnraum gebraucht. Wenn die heute 150 Leerwohnungen voll besetzt wären, würden Sie anders argumentieren?
«Damit wir uns richtig verstehen: Wir wollen die Überbauung der Hegmatte in naher Zukunft verhindern. Falls zum Beispiel in 30 Jahren der Bevölkerungsdruck so gross werden sollte, dass mehr Wohnraum nötig wird, ist Schöftland noch so froh um die Hegmatte, wenn sie dannzumal nicht von einer Bahnanlage unmöglich durchschnitten wird, sondern noch als «unberührte » Fläche für eine sinnvolle Planung zur Verfügung stehen kann. Sehen wir das Ganze aber mit der zunehmenden Umweltproblematik an, ist eher davon auszugehen, dass die nächste Generation dankbar sein wird, wenn sie die 11 Hektaren Land weiterhin als Kulturland zu Verfügung hat, zumal Kulturland eine endliche Ressource ist und nach dem Abtragen der Humusschicht irreparabel zerstört wird.»
Das 25-köpfige Komitee sammelt nun Unterschriften. Wo und wie wird das passieren? Welches ist Ihr Sammelziel?
«Nachdem wir unseren Informationsflyer kürzlich in alle Haushaltungen verteilt haben, meldeten sich schon zahlreiche Einwohnerinnen und Einwohner spontan zum Unterschreiben. In der Nachbarschaft, in den Quartieren und an gut frequentierten Orten im Dorf sind wir präsent. Helferinnen und Helfer werden uns an verschiedenen Orten im Dorf unterstützen. Das Ziel dieser Aktion sind die Information und Meinungsbildung in der Bevölkerung – die Unterschriften unter der Petition werden dies dokumentieren.»
Das Interview mit Andreas Wälti führte WB/Blättli-Redaktor Remo Conoci

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