Das Kandidatenkarusell um den frei werdenden Gemeinderatssitz und den Posten als Gemeindeammann dreht sich munter weiter. Nach Bruno Rudolf (SVP) und Jules Giger (parteilos) hat auch Alt-Gemeinderat Thomas Brem seine Kandidatur als Parteiloser angekündigt.
Von Remo Conoci
Am 26. September 2021 finden in Reinach Gesamterneuerungswahlen statt. Seitdem Gemeindeammann Martin Heiz angekündigt hat, nicht mehr zur Wahl antreten zu wollen, ist das Sesselrücken los gegangen: Die vier verbleibenden Gemeinderäte Bruno Rudolf, Ruedi Lanz, Pia Müller und Jules Giger stellen sich voraussichtlich für eine weitere Amtsperiode zur Verfügung. Zwei von ihnen interessieren sich zudem für den Posten des Gemeindeammanns: Rudolf und Giger. Nun gesellt sich ein dritter Interessent dazu: Thomas Brem. Im Gegensatz zu den beiden Vorgenannten ist Thomas Brem kein «Bisheriger». Die Chancen von Brem sind aber deshalb intakt, weil er bereits von 2010 bis 2018 dem Gemeinderat angehört hat. «Ich kenne das Dorf, in dem ich fast 20 Jahre gelebt habe, die Bevölkerung und deren Bedürfnisse sehr gut», sagt der 54-Jährige. «Ich bin bereit, Reinach mit meiner Erfahrung zu unterstützen.»
Brem: «Ich bringe viel Erfahrung mit»
Im Mai 2018 trat Brem aus beruflichen Gründen aus dem Gemeinderat zurück. Ein Job-Angebot von der Deutschen Bahn brachte regelmässige Reisen nach Karlsruhe mit sich. «Das wäre zeitlich mit der Arbeit im Gemeinderat nicht vereinbar gewesen», hält Brem heute fest. Heute ist alles anders. Die Deutsche Bahn hat den Arbeitsplatz von Brem schon kurz nach dessen Stellenantritt ins 300 Kilometer nördlicher gelegene Köln verlegt. Mit einem guten Netzwerk im Rucksack, entschloss Brem, sich selbstständig zu machen und gründete eine eigene Firma. «Diese ist heute so gut aufgestellt, dass es mich im Geschäft nicht immer braucht. Ich habe mich nach meinem Umzug von Menziken zurück nach Reinach deshalb entschieden, mich wieder im Gemeinderat engagieren zu wollen», erklärt der frühere SVP-Mann, der aber aus der Partei ausgetreten ist und als Parteiloser zur Wahl antritt. Brem sagt, die SVP habe bereits einen Kandidaten, das sei nur fair. Aber warum kandidiert er auch gleich als Ammann? «Ich traue mir nach acht Jahren im Gemeinderat Reinach und auch nach zwei Jahren Unterbruch dieses anspruchsvolle Amt zu. Gerade in dieser wichtigen Position sollen die Wählerinnen und Wähler tatsächlich eine Wahl haben. Es ist unüblich, dass ein neuer Gemeinderat gleichzeitig als Gemeindeammann gewählt wird – ausgerechnet in Reinach war das zuletzt anders. Als Martin Heiz 1988 die Wahl in den Gemeinderat schaffte, wurde er gleichzeitig auch als Ammann gewählt.
Immer mehr Kandidaten springen auf
Vor Brem hat Reinachs Vizeamman Bruno Rudolf schon im letzten Jahr angekündigt, sich für den Posten des Ammanns zu interessieren. Seine Ambitionen als bisheriger Stellvertreter sind gegeben und seine Erfahrungen rund um das Gemeindegeschehen unbestritten. Vor einigen Wochen schrieb Gemeinderat Julius «Jules» Giger den Medien, dass auch er sich für eine Kandidatur um den Posten des Gemeindeammanns bewerben wolle. Giger sagt: «Die letzten zwei Jahre als Gemeinderat waren sehr interessant und lehrreich. Ich habe auch gemerkt, dass mir die Arbeit viel Spass macht.» Angesprochen darauf, dass er in Konkurrenz mit einem anderen Gemeinderatsmitglied stehe, hält Giger fest, dass es ihm keinesfalls um eine Kampfwahl gehe: «Das Amt und die Arbeit als Gemeindeammann haben mich gereizt und hatten klar Priorität bei meinem Entscheid zu kandidieren.»
Noch etwas verschwommen sind zwei weitere mögliche Kandidaturen, die einen Gemeinderatssitz betreffen. Zum einen hat Ramona Costa-Seiler (Die Mitte) ihr Interesse dafür angemeldet, wie dem Bericht der virtuell abgehaltenen Mitgliederversammlung der Bezirkspartei Kulm zu entnehmen ist. Mit Spannung erwartet man auch Reaktionen aus dem Lager der FDP, notabene die Partei des abtretenden Martin Heiz. Auffällig oft hört man dabei den Namen Philipp Härri, der sich in der Vergangenheit öfters im regionalen Politgeschehen bemerkbar gemacht hat.
Offiziell kandidiert noch niemand
Bisher sind das alles aber nur mehr oder weniger konkrete Lippenbekenntnisse. Auf Anfrage hält Reinachs Gemeindeschreiber Peter Walz fest, «dass bisher noch keine einzige offizielle Anmeldung, weder für die Gemeinderatswahlen, noch für die Ammann-Wahl eingegangen ist». Mehr noch: selbst die Ankündigung von Gemeindeammann Martin Heiz, bei der kommenden Gesamterneuerungswahl nicht mehr antreten zu wollen, sei genau genommen auch nur eine Ankündigung. Hält uns die Reinacher Politik womöglich noch ein paar Überraschungen bereit? Sicher ist: Sowohl die bisherigen Gemeinderäte, wie auch die neuen Kandidierenden für die zu besetzenden Ämter müssen bis am 44. Tag vor den Wahlen ihre Anmeldung eingereicht haben. Bis Mitte August 2021 bleibt also noch eine Weile, um sich die ganze Sache noch einmal gut zu überlegen.

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