So funktioniert der ökologische Ausgleich

Do, 08. Jul. 2021
Mit grossem Plan in der Hand: Anita Weder von den SKK Landschaftsarchitekten und Ueli Bruder, Vertreter der Firma Bertschi AG, Dürrenäsch erläuterten die Pläne, die zuvor geschmiedet wurden. (Bilder: rc.)

Der Natur- und Vogelschutzverein Dürrenäsch konnte die beachtliche Zahl von 40 Interessierten zur Exkursion «Ökologische Flächen» begrüssen, zu der man sich auf dem Areal der Bertschi AG Dürrenäsch traf. In Zusammenarbeit mit der international tätigen Firma, dem örtlichen Gärtner und der Projektleiterin der SKK Landschaftsarchitekten, entstand ein grosszügiger Lebensraum für Pflanzen und Insekten.

rc. Wer grössere Grünflächen überbaut oder den Boden beispielsweise mit einem Parkplatz versiegelt, muss von Gesetzes wegen für ökologische Ausgleichsflächen sorgen. Mit der Erweiterung des Bürogebäudes und dem Bau der Parkgarage wurde deshalb auch die Bertschi AG Dürrenäsch in die Pflicht genommen.

«Als ich das Baugesuch gesehen habe, suchte ich sofort den Dialog mit der Firma», sagte Markus Peter, Präsident des Natur- und Vogelschutzvereins Dürrenäsch, anlässlich der Exkursion durch das Firmengelände. Bevor er über Einsprachen nachdachte, sei für ihn klar gewesen, dass man mit dem Dialog viel schneller zu einer guten Lösung komme. Bei der Bertschi AG rannte Peter offene Türen ein, denn – Pflicht hin oder her– der in Dürrenäsch fest verankerten Firma, war die naturnahe Gestaltung der Umgebung ohnehin ein wichtiges Anliegen. Bald schon wurden die SKK Landschaftsarchitekten ins Boot geholt, eine Firma, die bei solchen Projekten die Bedürfnisse von Bauherren und Natur in Einklang bringt.

300 Kubikmeter Geröll

Soviel zur Vorgeschichte. Blickt man heute auf das fertige Resultat, so sieht die Landschaft alles andere als fertig aus. Steinhaufen im hinteren Teil des Areals und weiter vorne blühen scheinbar wahllos gepflanzte Blumen und Sträucher. Tatsächlich sei er schon mehrere Male darauf angesprochen worden, weil die Gestaltung eher einer Mondlandschaft gleiche, lachte Patrick Bertschi, der als Gärtner für die Umsetzung der Pläne in die Verantwortung genommen wurde. Bertschi (der nichts mit der Firma Bertschi zu tun hat, sondern ein eigenes Gartengeschäft im Dorf führt) musste sich ins Thema Ruderalfläche jedoch zuerst einarbeiten. Eine solche Ruderalfläche sollte nämlich entlang des Parkplatzes entstehen. «Ruderal ist lateinisch und bedeutet ‹klumpig, steinig, kiesig›. Oft findet man solche Flächen in Flussdeltas, oder wo sich Gletscher zurückgezogen haben. «Wir mussten dafür die Humusschicht abtragen und haben im letzten Herbst etwa 300 Kubikmeter Steine, Kies und Sand aufgeschüttet. Den so gewonnenen nährstoffarmen Boden konnten wir aber erst im April bepflanzen, deshalb sah es hier lange wie eine Mondlandschaft aus.»

Im Frühling wurden pro Quadratmeter nur etwa zehn Gramm Samen ausgetragen. Ohne Maschinen, wohlverstanden. Bei 2400 Quadratmetern eine richtige Fleissarbeit. Auch die Pflege wird künftig viel Arbeit in Anspruch nehmen: Natternkopf, Königskerze, Weissdorn, Disteln, Wilde Rüebli und ganz besonders Dornsträucher seien gewollt – eingeschleppte Neophyten, aber auch einheimische Pflanzenarten, die die Überhand gewinnen, müssen regelmässig entfernt werden.

Doppelt so grosse Naturfläche

Dornsträucher, so wusste im weiteren Verlauf der Exkursion auch Anita Weder von den SKK Landschaftsarchitekten zu berichten, seien sehr wertvoll für Insekten. Die Projektleiterin, die auch alle Pläne gezeichnet hat sagte: «Die verschiedenen Pflanzenarten bieten den Wildbienen nicht nur Nahrung, sondern auch einen Schlafplatz. Wenn es am Abend kühler wird, beissen sie sich in einen Grashalm oder eine Blüte und schlafen, bis es am nächsten Morgen wieder warm genug ist, um weiter zu fliegen.» Die Projektleiterin wusste beim Durchstreifen der Landschaft viel spannendes Wissen zu vermitteln «Man muss schon genau hin schauen, um alles zu sehen».

Die Ruderalfläche wird ihr Aussehen in den nächsten Jahren immer wieder verändern. Zusammen mit der Wildblumenwiese zwischen den Gebäuden und dem Bienenhotel auf dem Firmengebäude, konnte schliesslich eine praktisch doppelt so grosse Fläche wie gesetzlich gefordert ökologisch aufgewertet werden. Ein Erfolg für alle Beteiligten, wie auch Ueli Bruder als Vertreter der Firma Bertschi AG Dürrenäsch festhielt. «Für uns war die Zusammenarbeit sehr interessant. Der Natur- und Vogelschutzverein hat immer wieder gute Ideen vorgebracht und ich glaube aus diesem Grund ist das Projekt auch so grossartig herausgekommen.» Es sei ein Paradebeispiel, wie eine Unternehmung wachsen kann und die Natur dennoch beachtet wird. «Wir können nicht ohne die Natur, das funktioniert nicht».

Auf diese «Win-win-Situation konnten die Teilnehmenden bei einem anschliessenden Apéro in der Kantine der Bertschi AG anstossen. Dabei entstanden spannende Gespräche auch darüber, was der NV Dürrenäsch sonst noch alles drauf hat. Unter anderem hat er eine neue Webseite: www.nvduerrenaesch.ch.

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