Fantasievoll, facettenreich und höchst unterhaltsam ist der Musikgesellschaft Gontenschwil in der Mehrzweckhalle die Umsetzung ihres Mottos «zˇonderobsi» perfekt gelungen. Obwohl perfekt in diesem Falle ja schon fast als ein Scheitern ausgelegt werden müsste.
rms. Wenn die 16 musizierenden Mitglieder der Musikgesellschaft Gontenschwil zu Beginn des Konzerts allesamt mit dem Rücken zum Publikum sitzen, als erstes die Zugabe spielen und die Moderatorin Tina Künzle die erwartungsvollen Besucherinnen und Besucher zur Fasnachtseröffnung «hier in der Kirche Schüpfheim» begrüsst, dann ist wohl einiges durcheinandergeraten, oder eben zˇonderobsi. Der Sünder war schnell gefunden und wurde auf der grossen Leinwand hinter dem Orchester «entlarvt». Es war Zschokky, das Gespenst der ehrwürdigen Zschokke-Villa, das wegen des Baulärms rund um die benachbarte Wohnüberbauung sein Zuhause verliess und sich in der Mehrzweckhalle mehr Ruhe erhoffte. Aber oha, da rumorte zuerst der Turnverein und dann störte auch noch die Musikgesellschaft mit ihren Proben fürs grosse Jahreskonzert. Grund genug für Zschokky, bei den Musikanten mit seinen Störaktionen für Chaos und Verwirrung zu sorgen.
Ein musikalischer Genuss
Musikalisch hingegen liessen sich die Mitglieder der MG Gontenschwil offensichtlich nicht beirren, denn obwohl sie sich das Erreichen von musikalischen Höchstleistungen nicht als höchstes Ziel auf die Fahne geschrieben hat, gab es qualitativ gar nichts auszusetzen. Das Gebotene war ein richtiger Genuss, und die Freude am Musizieren in jedem Stück zu spüren. Da fand beispielsweise der feierlich fanfarische Auftakt genauso Anklang wie das bekannte «Crazy Little Thing Called Love» des unvergessenen Freddie Mercury. Auch das schottische Volkslied «Loch Lomond» wusste zu gefallen. Ernster wurde die Stimmung, als der musikalische Leiter Didi Würgler an seinen Vater, MG-Gründungsmitglied und Ehrenpräsidenten Friedrich «Fredu» Würgler erinnerte, der vor wenigen Wochen knapp 90-jährig verstarb. Nur wenige Augenblicke und Videosequenzen später war die Stimmung wieder da, und auch wer Fredu nicht gekannt hatte, konnte erahnen, welche Lücke er im Verein hinterlässt. Ihm zu Ehren wurde der «Gontenschwiler Marsch» intoniert.
Für die Polka «Ein junger Egerländer» griff Ehrenveteran und MGG-Gründungsmitglied Hansruedi Kasper zum Taktstock, und auch er meisterte seine Aufgabe gekonnt. So gut, dass das Publikum mittels Applaus eine Wiederholung des Stücks forderte und erhielt.
80er-Hits im zweiten Teil
Nach dem eher traditionell geprägten ersten Teil ging es nach der Pause mit bekannten neueren Songs weiter. Freunde der Musik aus den 80ern kamen etwa mit einem Medley der US-Rockband Journey, mit der Ballade «I Know Him So Well» aus dem Musical «Chess», mit Belinda Carlisles «Heaven Is A Place On Earth» oder mit «9 To 5» von Dolly Parton voll auf ihre Kosten. Didi Würgler, der ein Monsterprogramm bewältigte und neben seiner Aufgabe als Dirigent zusammen mit Tina Künzle auch sehr humorvoll durchs Programm führte, versteigerte ein Original-Kornett aus der Gründungszeit der MGG vor 65 Jahren − das Höchstgebot lag bei stattlichen 200 Franken − ehrte zwischendurch auch Schlagzeuger Daniel «Dänu» Künzle. Seit 15 Jahren trifft dieser millisekundengenau den Beat, und das sei nur eine seiner Superkräfte. Passend dazu spielte die MGG die Hymne der Avengers Superhelden aus der gleichnamigen Comic-Verfilmung.
Apropos super: Den eigentlichen Abschluss des Konzerts schaffte die Musikgesellschaft Gontenschwil mit einem der ersten Top-Hits von Superstar Taylor Swift «Shake It Off». Und natürlich hatte der geistreiche Zschokky auch im zweiten Teil seine Auftritte, huschte einmal gar durch den Saal und zog schliesslich zurück in die heimatliche Villa, da in der Mehrzweckhalle nach wie vor keine Ruhe eintreten wollte. Als Zugabe, die ja bereits eingangs schon einmal dargeboten wurde. spielten die Gontenschwiler Musikanten Peter Rebers «Hippigschpängschtli» und setzten, sehr zur Freude des Publikums, mit dem nochmals vorgetragenen «Gontenschwiler Marsch» einen würdigen und harmonischen Schlusspunkt unter einen sehr vergnüglichen Konzertabend.
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