Droben im «Zihl» in Beinwil am See herrscht Endzeitstimmung. Dieser Tage sind die schweren Baumaschinen aufgefahren, um dem einst beliebten Speise- und Ausflugsrestaurant der Familie Hintermann den «Rest» zu geben. Alles liegt in Trümmern.
Für alle, die es anlässlich der offiziellen Bekanntmachung vor mehr als einem Jahr nicht wahrhaben wollten und bis heute nicht glauben konnten: Das Restaurant Zihl in Beinwil am See geht «z Bode». Die letzte Stunde des einst beliebten Restaurants und Ausflugslokals hat definitiv und unwiderruflich geschlagen. EinAugenschein droben im Zihl räumt die allerletzten Zweifel aus: Der Saal, in welchem so manche Hochzeit gefeiert wurde und unzählige andere Festivitäten stattfanden, aber auch Schauplatz ernsterer Zusammenkünfte war (Versammlungen, Leidessen usw.), liegt bereits in Trümmern. Und das einstige Reich von «Zihl Max», die Küche, die für ihren kulinarisch hervorragenden Ruf weit über die Region hinaus bekannt war, präsentiert sich ebenfalls wie nach einem Bombeneinschlag. Aus,vorbei,«fixondfoxi»,wieStammgast Kari H. jeweils zu sagen pflegte. Seither zelebriert Zihl-Max seine Filet- Kochkünste in der Küche der Hacienda Hollywood in Menziken. Zumindest am Freitagabend, wo er zusammen mit seinem Kollegen und Gastgeber Didi Bolliger den Herd anwirft und seine grosse Filet-Fangemeinde bis auf weiteres bei Laune hält.Unterdessen geht der unaufhaltsame Niedergang droben im Zihl weiter. Auf der ehemaligen Gartenterrasse, die an so vielen Frühlings-, Sommer- und lauen Herbstabenden für viele erwartungsfrohe Gäste einen ultimativen Treffpunkt verkörperte, stapeln sich die Abbruchberge. Etwas weiter entfernt befindet sich auf der einst beliebten Minigolfanlage das Unkraut auf dem Vormarsch. Mit welcher Befindlichkeit die legendäre Wirtefamilie Hintermann all diese Veränderungen zur Kenntnis nimmt, bleibt unausgesprochen. Für Gefühle und Sentimentalitäten ist droben im Zihl kein Platz mehr. Um so mehr für (vermutlich nicht ganz günstige) Neubauwohnungen, die eine völlig andere Ära einläuten werden. Adjö ihr schönen Zeiten mit erstklassiger Kulinarik, hoher Fischkochkunst und gelebter Gastfreundschaft. Später vielleicht, in rund 50 Jahren, wenn die Generationen 2050 und folgende die Nase vom «schnellen Essen» gestrichen voll haben, wenn die Neubauwohnungen auch wieder ins Alter gekommen und Veränderungen unausweichlich sind, wird möglicherweise ein findiger Investor auf die zündende Idee kommen, hier allenfalls ein Ausflugsrestaurant zu erstellen. Mit klassischer Speisekarte, wie man sie droben im Zihl schon immer geschätzt hat. Wer weiss…
(Martin Suter)
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