Tag der Aufregung

Fr, 14. Okt. 2016
(Alle Bilder: Remo Conoci)

Hektik am Donnerstagmorgen in Staffelbach: Der in der Grube Stoltenrain ausgegrabene Findling wurde medienwirksam verschoben. Dabei legte der 124 Tonnen schwere Koloss die Strecke von rund 500 Metern in nur zwei Minuten zurück – ein Spektakel für die zahlreichen Zaungäste.

 

So schnell war der Findling noch nie unterwegs

Der Kameramann des Schweizer Fernsehens umkurvt waghalsig die wartende Autoschlange, hektische Reporter suchen die beste Positionen für das schnellste Bild, schon am Handy werden erste Fotos an die Online-Portale gesendet. Diese Hektik erlebte der 124 Tonnen schwere Findling in den 26’000 Jahren, seit er im Stolenrain zu liegen kam, wohl noch nie. Und auch davor wurde er vom Reussgletscher in der Würm-Eiszeit nur gemächlich vorangeschoben, unbeachtet vom Menschen.

Findling vor Jahrzehnten entdeckt

Findlinge wurden früher für den Bau von Häusern und Strassen gebraucht. Besonders im Gebiet der Endmoräne fanden sich Tausende davon. Übrig geblieben sind lediglich sehr grosse Steine und solche, die unter der Erdoberfläche vergraben blieben. Beide Bedingungen erfüllte der nun transportierte Findling, dessen Entdeckung gemäss Adolf Baumberger (Bild) schon einige Jahrzehnte zurück liege. Als die Grube Stolenrain noch keine Grube war, gehörte das Land Adolf Baumberger aus Kirchleerau und schon damals «ragte der Stein aus dem Boden», wie er sagt – wegen dessen geschätzten Grösse war er aber kaum bewegbar.

Kein Steuergeld für den Transport

Bis heute. DieVerantwortlichen der Fischer Kies + Beton AG Staffelbach meldeten den durch den Abbau von Kies inzwischen freigelegten Stein dem Kanton und dieser liess den Findling als «Erhaltenswert» deklarieren. Für rund 19’000 Franken wurde der Stein aus der Grube gehievt und an seinen neuen Standort gebracht, ganz in der Nähe des Einganges zur Kiesgrube. «Es gab Ideen,den Stein auf die andere Seite des Dorfes zu transportieren », sagte Lea Kiefer, Fachspezialistin Rohstoffe und Geologie beim Kanton Aargau, doch wurden diese aus Kostengründen verworfen. Mit dem gewählten Standort sei man zufrieden, die Kosten übernommen haben die Firma Fischer und und der Verband der Kies- und Betonproduzenten Aargau.

Nach rund zwei Stunden war der Spuk an der Kirchleerauerstrasse in Staffelbach vorbei. Schnelle Bilder werden bereits anderswo wieder angefertigt, hektische Reporter fliegen eiligst zum nächsten Geschehen und in den Onlineportalen ist das Bild des Steines hinter den Verkehrsunfall im Seetal gerutscht. Nur der Findling liegt regungslos da, als wäre die Zeit stehen geblieben. Wenn ihn der Mensch wieder in Ruhe lässt, bleibt er für weitere 26’000 Jahre dort liegen, völlig unbeeindruckt von der Hektik, die ihm so fremd ist.

 

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