Noch einmal werden 163 Löcher gebohrt

Di, 22. Jan. 2019
Erst in drei bis vier Jahren sind alle Giftrückstände aus dem Boden entfernt. Bis dahin können sich Behörden und Verbände darüber streiten, wie der 25 Meter hohe Hügel dereinst genutzt werden soll. (Bilder: Remo Conoci)

Mit dem Abbau der Stahlkonstruktion ist das «Mahnmal» vergangener Umweltsünden zwar verschwunden, doch im Boden hat es weiterhin Gift. Aus diesem Grund werden ab dem 15. März bis Ende August 2019 Bohrungen vorgenommen und Filterbrunnen gebaut.

rc. Die Euphorie im Juli des letzten Jahres war gross, als der letzte Stahlbogen entfernt werden konnte. Nach und nach verschwanden auch die Betonbauten, und geblieben ist eine Art Wüstenlandschaft. Über deren Neugestaltung haben sich Kanton, Investoren, Naturverbände und Gemeinde bereits Gedanken gemacht – bis jemandem aufgefallen ist, dass in der Baubewilligung für die SMDK geschrieben steht, der Hügel müsse wieder zur grünen Wiese werden. Bis südlich der Hofstrasse aber irgendwas wachsen kann, dauert es noch ein Weilchen. Zuerst müssen mit einem Bohrer erneut Löcher gebohrt und die letzten Reste Gift aus dem Boden geholt werden. Diese befinden sich in tieferen Lagen, die mit einem Bagger nicht erreicht werden konnten.

Bohrungen erst jetzt möglich

Dies geht aus der aktuellen Ausschreibung im Amtsblatt hervor, die der Vergabe der Arbeiten dient. Demnach sollen die verbliebenen Restbelastungen mittels Grossbohrungen entfernt werden. Hierfür sind 163 Löcher mit einem Durchmesser von 1,5 Meter nötig, die maximal 28 Meter tief werden. Wo Giftrückstände gefunden werden, wird der Bau von grosskalibrigen Filterbrunnen nötig, mit denen das verschmutzte Wasser abgepumpt oder gezielt bewässert wird. Der Kanton rechnet mit rund sieben solcher Anlagen.

Doch warum wurden die Bohrungen nicht durchgeführt, als die Halle noch da stand? «Wir durften nur fünf Meter in den Felsen bohren, sonst wäre die Stabilität der Halle gefährdet gewesen», sagt Benjamin Müller, Geschäftsführer der SMDK gegenüber dem SRF Regionaljournal Aargau/Solothurn. Bringen die Bohrungen kein Gift zutage, werden sie wieder aufgefüllt. Die Filterbrunnen dagegen bleiben drei bis vier Jahre in Betrieb.

Von März bis August wird gebohrt

Noch bis am 8. Februar dieses Jahres läuft das Ausschreibungsverfahren für die genannten Tiefbauarbeiten. Diese sollen anschliessend laut Vorgabe am 15. März aufgenommen und bis 30. August 2019 abgeschlossen sein. Einschliesslich Abtransport des teilweise giftigen Materials und dem Wiederauffüllen der Bohrlöcher. Wo möglich, geht das Auffüllen der Grube im August weiter. Noch werden 1’300’000 Tonnen Material für die Aufschüttung des Hügels benötigt – es bleibt den Planern also noch etwas Zeit, aus der Erhöhung wenigstens wieder eine grüne Wiese zu machen.


Begegnung an der Hofstrasse

rc. Bei der Entstehung der Bilder auf dieser Seite kommt es an der Hofstrasse zu einer Begegnung mit einer Gruppe Spaziergängern. Ein älterer Mann zeigt auf einem ausgehängten Situationsplan, wo er einst kistenweise Nüsse aufgesammelt hat. Der Mann erinnert sich auch an die Zeit vor der SMDK, als der Hügel wegen seiner Lehmvorkommnisse ausgebeutet wurde. «Die Lehmgrube und die vielen Weiher waren früher Spielplätze für die Kinder». Dann habe man die Grube als Deponie verwenden wollen: «Einer vom Kanton sagte im Restaurant Sonne, der Mergel sei dicht und es brauche ganz sicher keine Folie oder sowas.» Eine Begleiterin fügt an: «Und diese Versammlung in der Turnhalle. In einer Reihe sassen sie da und redeten, dieses Bild vergesse ich nie wieder.» Wie viel vom damals Gesagten wohl Unwissen gewesen ist und wie viel davon Berechnung?

900 Millionen Franken später weiss man es besser. Die flüchtige Begegnung an der Hofstrasse zeigt aber auch, dass die Menschen heute wie damals nicht genau wissen, was sich unter den Füssen an Gift angesammelt hat. Das Vertrauen in die Behörden, denen man damals wie heute ausgeliefert ist, bleibt klein. Nicht alle Spaziergänger wohnen in unmittelbarer Nähe der Deponie, doch als Kölliker ist man in der Sache vereint: «163 Löcher?», fragt einer mit hörbarem Kopfschütteln – «drei bis vier Jahre?» sagt ein anderer und nimmt erst jetzt die Bauprofile wahr, die aus dem Boden ragen. Die Höhe der Profile lässt ungefähr erahnen, wo das noch fehlende 1,3 Millionen Tonnen schwere Material den Berg formen und die Sünde vergangener Jahre aus dem Blickfeld schaffen wird. Aber nur aus dem Blickfeld, nicht aus der Erinnerung der Kölliker.

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