Viele Fragezeichen rund um die Red Lions Reinach

Do, 28. Mär. 2024
Adriano Pennaforte, hier noch als Cheftrainer an der Bande der Red Lions Reinach, will den Club mit seiner Investment-Gruppe übernehmen. (Bild: rc.)

Bei den Red Lions Reinach kommt es zum grossen Umbruch. Nach dem Rücktritt von Präsident Martin Zobrist und der geäusserten Absicht weiterer Vorstandsmitglieder, ihr Amt niederzulegen, übernimmt der bisherige Cheftrainer Adriano Pennaforte den Club, vorderhand mit seiner eigenen Investmentfirma CMV-Group. Doch viele Fragen sind noch offen.

rc. Mitte März vermeldeten die Red Lions auf ihrer Facebook-Seite: «Wir stehen vor einer spannenden Umstrukturierung und arbeiten an der Professionalisierung der gesamten Organisation». Auf der ohnehin lange vernachlässigten Webseite steht nur noch: «Die Red Lions sind bald zurück!» Wer hinter der Botschaft steckt war bislang unklar, jetzt bestätigt Adriano Pennaforte die WB-Recherchen von letzter Woche: «Unsere Vorbereitungen zur Übernahme des Clubs sind weit fortgeschritten.» Pennaforte wird demnach Geschäftsleiter des neuen Unternehmens. Der bisherige Assistentscoach Marc Witschi wird die Position des Cheftrainers einnehmen und der ehemalige Red-Lions-Spieler Gian-Andrin Russo ist Sportchef. «95 Prozent eines 24-köpfigen Spielkaders stehen bereits unter Vertrag und die neue Saison ist finanziell abgedeckt», versichert Pennaforte.

Das Ende der Red Lions droht

Pennaforte hat all das in Eigenregie entschieden – und spätestens an dieser Stelle tauchen Fragen auf: Warum entscheidet nicht der aktuelle Vereinsvorstand, wie es weitergeht? Was passiert mit laufenden Spieler- und Sponsorenverträgen? Lässt sich die 1.-Liga-Lizenz einfach so weitergeben? Woher kommen die rund 500’000 Franken, um das Budget zu stemmen, nachdem zum Beispiel der Hauptsponsor «InterCheese» abgesprungen ist? Dies herauszufinden erwies sich vorerst als schwierig. Seit dem sportlichen Saisonende vor gut einem Monat hat sich rund um den Verein eine regelrechte «Nicht-Kommunikation» breit gemacht. Informationen fliessen nur über Umwege und hinter vorgehaltener Hand. So war es der bisherige Sportchef Daniel Zeber, der über seine Freistellung informierte. Präsident Martin Zobrist bestätigte erst auf Nachfrage, dass er zurücktreten wird. Dass auch die weiteren Vorstandsmitglieder ihre Ämter niederlegen, kann inzwischen als gesichert betrachtet werden, denn Pennaforte hält fest: «Der bisherige Vorstand und ich haben uns geeinigt, dass unsere Gruppe die Spiellizenz übernimmt und den Club weiterführt.» Auch alle Verträge seien übernommen worden. Die Alternative dazu sei die Auflösung des Vereins gewesen und die Rückgabe der Lizenz an den Verband. «Es gibt keine Interessenten, die sich im Vereinsvorstand engagieren wollen. Wenn unsere Gruppe es nicht macht, sind die Red Lions Reinach Geschichte.»

Keine eigene Aktiengesellschaft

Pennaforte, einst selber aktiver Spieler mit Einsätzen in der damaligen Nationalliga B, war zuletzt Cheftrainer der Red Lions. Der 32-Jährige ist Inhaber der CMV-Group, ein Unternehmen das international Dienstleistungen im Vermögensverwaltungsbereich anbietet. Das ist deshalb wichtig zu wissen, weil der ursprüngliche Plan, eine «Red Lions AG» zu gründen, wieder verworfen wurde. «Wir haben entschieden, den Club mit der CMV-Group zu übernehmen, weil die Zeit bis zum 14.April nicht reicht, eine eigene AG zu gründen. Bis dahin müssen wir das Team beim Verband anmelden.»

Kaufangebot für die Eishalle

Wenn Adriano Pennaforte «wir» sagt, meint er einerseits Marc Witschi und Gian-Andrin Russo, andererseits aber auch seinen ehemaligen CMV-Group-Partner Michele Ventre, der mit seiner Firma «Ristresso AG» als Sponsor oder gar Investor einsteigen könnte. Pennaforte bestätigt auch, dass zwischen der Gruppe und der Gemeinde Reinach Gespräche stattgefunden haben, bezüglich Kauf der Kunsteisbahn Oberwynental. «Ja, die Idee besteht, die Halle zu modernisieren, das Restaurant auszubauen und die Garderoben grosszügiger zu gestalten. Das ist aber Zukunftsmusik. Mir ist klar, dass wir Schritt für Schritt gehen müssen.»

Kommende Saison «gesichert»

Die sportliche Saison 2024/25 sei durch die CMV-Gruppe finanziell abgesichert, unterstreicht Pennaforte. Das bedeute aber nicht, dass keine Sponsoren mehr gebraucht werden. «Im Gegenteil, ich bin seit Wochen daran, neue Partnerschaften zu finden und man darf sich jederzeit bei uns melden, wenn man das Projekt unterstützen möchte. Mein Ziel ist es, in zwei Jahren mit den Red Lions aufsteigen zu können und das Budget entsprechend anzupassen.» Dafür brauche es die langfristige Unterstützung der ganzen Region, unter anderem mit dem Engagement einer noch zu bildenden Geschäftsleitung. «Ich bin im Gespräch mit den bisherigen Vorstandsmitgliedern. Es wäre für unser Projekt wichtig, wenn lokale Leute das Gesicht der Red Lions prägen würden und nicht der fremde Zürcher.» Er sehe sich als Antreiber, als Motor und Motivator. «Ja, vielleicht sind es Luftschlösser, wir gehen jetzt erstmal Schritt für Schritt, irgendwo müssen wir ja anfangen. Ich weiss aber auch, dass ich das nicht alleine schaffe.»

Fusion mit dem SC Reinach?

Ein möglicher Partner könnte natürlich der SC Reinach sein. Das Verhältnis zwischen den beiden Clubs war bisher nicht immer rein freundschaftlich und wurde vor allem durch persönliche Befindlichkeiten gestört. Daniel Affolter ist neuer SCR-Präsident – gut möglich, dass die Annäherung weitergelebt wird, die man in den letzten Wochen bei gemeinsamen Auftritten beobachten konnte. Pennaforte spricht gar von einer möglichen Fusion der beiden Organisationen, die von beiden Seiten geprüft werden sollte.Auch eine Zusammenarbeit mit den Argovia Stars ist für den 32-Jährigen denkbar – aus heutiger Sicht sind aber auch das eher Luftschlösser. Pennaforte ist ein guter Verkäufer, er spricht flüssig, wirkt überzeugend. Doch er muss sich noch einige Fragen gefallen lassen, auf die er heute zwar gute Worte findet, es aber letztlich die Taten sein werden, welche die Antworten liefern: Wie will es eine Zürcher Holding schaffen, einen lokalen Club im Aargau dem Volk näher zu bringen? Kann der Mann ohne betriebswirtschaftliche Ausbildung mit den Überraschungen des Alltags umgehen? Wird er als Verwaltungsratspräsident und CEO, der rechtlich niemandem Rechenschaft schuldet, den versprochenen Zahlungen tatsächlich nachkommen? Wird es möglich sein, im Fall des sportlich angestrebten Aufstiegs die künftig deutlich höheren Budgets zu stemmen? Wird es ihm gelingen, in Reinach eine Nachwuchsabteilung aufzubauen, damit man nicht mehr auf die Zusammenarbeit mit Clubs in Küssnacht oder Seewen angewiesen ist?

Die Rolle der anderen

Fragen, die nicht Pennaforte direkt angehen, im Gesamtbild aber dennoch interessieren: Nehmen der bisherige Vorstand oder der Eishockey-Verband ihre Verantwortung genügend wahr, um zu prüfen, wer die Lizenz übernimmt? Warum finden sich in der Region Reinach nur wenig Unternehmer, die an das Projekt Red Lions glauben? Stellt die Gemeinde Reinach (sie braucht die Einnahmen für die Eismiete) ihre Bedingungen?

Zu Gute halten kann man Pennaforte, dass er an den Eishockeyplatz Reinach glaubt. Skepsis bleibt, weil Luftschlösser erfahrungsgemäss nicht besonders stabil sind. Auch wenn kein riesiger Schaden entstünde, wenn das Projekt beendet würde, so sind doch viele Menschen involviert, die mit Herzblut dabei waren und sind. Ihre Befürchtung, dass Reinach zum Spielball eines spekulativen Projekts wird, konnte bisher niemand zweifelsfrei ausräumen. In den nächsten Monaten müssen bereits klare Resultate her, bevor man mit Punkten auf dem Eis rechnen darf.

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