Golf
Ich erinnere mich gerne an meine Schulzeit. Ich weiss noch, wie ich mich im Geografieunterricht beim Auswendiglernen einiger Berggipfel amüsierte, dass einer wie ein Fressgefäss für Hunde hiess. Oder wie ich bei der Prüfungsaufgabe, einige Orte aufzuzählen, die der HC Davos auf dem Weg zum Auswärtsspiel beim HC Lugano durchreist, kläglich scheiterte. Ja, in der Geografie hatte ich damals keine Ahnung. Heute würde man sagen: Ich hatte einen Fensterplatz.
Es gibt zwei Gründe, weshalb mich das heute nicht mehr kümmert: Zum einen konnte ich spätestens während meiner Post-Lehre viele diesbezüglichen Mankos aufholen, zum anderen spielen Geografiekenntnisse seit Kurzem überhaupt keine Rolle mehr. Seit jenem Tag, an dem ein gewisser Herr aus dem fernen Amerika den Golf von Mexiko in Golf von Amerika umbenannte. Und tatsächlich, wenige Tage später wurde die von Mexiko und den Vereinigten Staaten umgebene Meeresbucht auf Google Maps, sozusagen dem aktuellen Online-Weltatlas, tatsächlich als «Gulf of America» angezeigt; jedenfalls den Usern, die Google Maps in den USA verwenden. Für alle anderen gilt die bisherige Bezeichnung. Das mag einerseits damit zu tun haben, dass besagter Herr zufällig der mächtigste Mann der Welt ist, andererseits aber auch mit der Absicht von Google, jedem User das für ihn jeweils beste Suchergebnis zu liefern. Technisch gesehen ist das gar keine so grosse Sache. Google kennt uns und unsere Vorlieben ja teilweise besser als wir uns selber.
Man muss sich nur mal vorstellen, wie praktisch es wäre, wenn jeder die Möglichkeit hätte, sich gewisse Orte nach Belieben zu benennen. Beinwil könnte beispielsweise den Hallwilersee flugs in Golf von Böju umtaufen.
Je länger ich darüber nachdenke, desto bestechender find ich die Idee aus Amerika: Wenn jedem User in Russland das gesamte Staatsgebiet der Ukraine als russisches Staatsgebiet angezeigt würde, hätten die Russen keinen Grund mehr für weitere Kriegshandlungen. Eine geniale Idee und … zack … Frieden!
Roland Marti
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