Eine Unterrichtsstunde wie zu Zeiten der Urgrosseltern war der Höhepunkt für Kindergartenkinder, Schülerinnen und Schüler während der Projektwoche.
aw. «Guten Tag, Herr Lehrer» hallte es dem «Schulmeister» in Person von Hannes Gasser an der Schule Zetzwil entgegen, als ihm ein an der Türe nahe sitzender Schüler diese ordnungsgemäss öffnete. Anfang des 20. Jahrhunderts war das üblich an Schweizer Schulen, Lehreinnen wurden zu dieser Zeit mit «Fräulein» betitelt. Das Schulmuseum Bern, das seit 2008 im Haberhuus auf Schloss Köniz beheimatet ist, gab zum 100-Jahr-Jubiläum der Schule Zetzwil ein «Bühnenschauspiel» mit Mobiliar aus der damaligen Zeit. Die Mädchen banden sich eine Schürze um, die Buben erschienen in langärmeligen Hemden oder mussten Armschoner überziehen. Einige Schülerinnen hatten Zöpfe, wie es damals üblich war, die Schüler stramme Hosenträger.
Schiefertafeln und Klappsitze
«Was ist anders als in eurem Schulzimmer», fragte der originalgetreue Schulmeister in die Runde. Wenn die Kinder etwas sagen wollten, mussten sie dazu aufstehen. Der Zählrahmen, die grosse Schiefertafel und die Schweizer Landkarte fielen auf. Geschrieben wurde auf Schiefertafeln mit Griffeln, ein Lesebuch für das zweite Schuljahr vom staatlichen Lehrmittelverlag Bern lag im Pult. 24 Schüler fanden im historischen Schulzimmer Platz. Pult und Klappsitze bildeten eine hölzerne Einheit. Stühlerücken war absolut nicht möglich. Vor Unterrichtsbeginn war Morgengymnastik angesagt. Schaden würde sie den Schülerinnen und Schülern heutzutage auch nicht. Einem Zweitklässler fiel das Handy des Schulmeisters auf dem Lehrerpult auf. Hannes Gasser musste wissen, wann die historische Schulstunde endete.
Der Schulbetrieb unterliegt einem steten Wandel. «Die Schülerinnen und Schüler sind selbstbewusster geworden und bringen eigene Ideen in den Unterricht ein», sagte eine erfahrene Lehrperson – eine Erkenntnis der letzten Jahrzehnte. Zur Gründungszeit der Schule Zetzwil kontrollierten die Lehrer noch die Fingernägel, heute wäre das unvorstellbar. Bauernkinder schafften früher auf dem elterlichen Hof mit, ein Rest «Heimaterde» verbarg sich oft unter den Nägeln.
Die Schulordnung für Gemeindeschulen des Kantons Aargau anno 1867, verfasst in einer nicht mehr üblichen Schrift, beeindruckte. Paragraph 1 wies die Schüler daraufhin, dass sie mit dem Glockenschlag zur festgesetzten Stunde erscheinen müssen. Eine zweimalige Verspätung wurde mit einer Stunde Nachsitzen bestraft». Die Geschlechterteilung war in früheren Zeiten streng, nicht nur in der Sitzordnung. Buben erlernten handwerkliche Fähigkeiten, die Mädchen Kochen und Backen.
Jubiläumsfeier
Ganz so streng ging es während der Projektwoche nicht zu. Historisches stand dennoch im Fokus: Basteln und Spielen wie vor 100 Jahren, Geschichtenlesen wie die von «Max und Moritz». Auch Schreiben in alter Schrift mit Feder und Tinte übte die Zetzwiler Jugend. «Ein Ausflug zum Strohdachhaus nach Leimbach steht noch auf dem Programm», so Schulleiterin Isabelle Zaugg. Am 30. August findet die Jubiläumsfeier zum 100-Jährigen der Schule mit Ausstellung sowie Klassentreffen ehemaliger Schülerinnen und Schüler nach Jahrgängen gestaffelt zwischen 10 bis 14 Uhr statt, eine Tafel vor dem Schulhaus dient als Fahrplan.
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