Die Gemeinden des Regionalverbandes aargauSüd haben beschlossen mit den Kresschulen ein Projekt zu starten. Ziel: die Optimierung der Oberstufenstandorte.
Bekanntlich ist in den Schulen der Umbau der neuen Schulstruktur mit sechs Primar- und drei Oberstufenklassen schon vor einiger Zeit angelaufen. Die neuenVorgaben verlangen mehr Klassen pro Schulanlage, demgegenüber sagen Prognosen, für einzelne heutige Standorte sinkende Schülerzahlen voraus. Vor diesem Hintergrund haben die Gemeinden des Regionalverbandes aargauSüd beschlossen, eine Optimierung der Zusammenarbeit zu prüfen.
An der Abgeordnetenversammlung des Verbands aargauSüd impuls Mitte November haben die Gemeinden einem Projektantrag «EntwicklungOberstufenschulstandorte» zugestimmt. Man möchte die Zusammenarbeit optimieren, für die Gemeinden und Schulen Planungssicherheit und Kostentransparenz schaffen, die pädagogische Qualität sichern und nicht zuletzt dafür sorgen, dass keine neuen Schulbauten notwendig werden. Bereits im Jahr 2012 bekam Renate Gautschy, Grossrätin und Gemeindeammann Gontenschwil,von politischer Seite grünes Licht unter dem Stichwort «Bezirksschule Wynental» Abklärungen zu starten. In der Folge haben sich die zuständigen Gemeinderäte und die Schulleitungen der Kreisschulen Mittleres Wynental, Homberg und aus Menziken zu mehreren Sitzungen getroffen. Und sich darüber verständigt, das eingangs erwähnte Projekt unter regionaler Perspektive zu starten. Der Fokus lag vorerst insbesondere auf den Bezirksschulen, weil hier alle drei heutigen Standorte die neuen Vorgaben nur noch knapp oder nicht mehr erfüllen. Neu soll ein Bezirksschul- Standort minimal sechs Abteilungen (Klassen) führen. Optimal wären laut dem kantonalen Departement BKS 12 Abteilungen mit je 18 bis 25 Kindern. Das ergibt eine Schülerzahl von 216 bis 300, bei sechs Abteilungen wären das 108 bis 150 Schüler. Aktuell und mit vier Jahren Oberstufe lauten die Zahlen in Reinach auf 188, in Unterkulm auf 171 und in Menziken auf 94. Im System 6/3 fällt jeweils ein Viertel davon weg. Aber nicht nur die Bezirksschule, die ganze Oberstufe wird durch den Strukturwechsel anVolumen verlieren, was eine veränderte Ausgangslage herbeiführt. Verändert hat sich in den letzten Jahren für die Schule vieles. Der individualisierte Unterricht begleitet die Lehrpersonen auf Schritt und Tritt.
Nicht nur Bez, ganze Oberstufe
ImVerlauf der Gespräche wurde beschlossen, das Projekt auf die Oberstufe insgesamt auszuweiten. Man beschloss, bei der Neuorganisation von der «grünen Wiese» auszugehen. «Wir haben keine Tabus, alle sind bereits zur Veränderung» definiert Renate Gautschy die Art und Weise, wie man ans Thema herangeht. Mit der Unterstützung des externen Organisationsberaters Beat Bucher soll eine für die Zukunft optimale Variante entstehen. Optimal könnte beispielsweise bedeuten, dass die drei heutigen Schulen ein Dach bekommen, dass Reinach als einziger Bezirksschulstandort übrig bleibt und, dass umgekehrt andere Standorte als Sek/Real-Oberstufenstandorte gestärkt werden, sprich mit zusätzlichen Abteilungen «bestückt» werden. Renate Gautschy weist in diesem Zusammenhang darauf hin, dass durch die neue Schulstruktur, die weiterhin in jedem Dorf existente Primarschule eine sechste Klasse führen wird und damit mehr Gewicht bekommt. «Mit dem neu obligatorischen Kindergarten wird ein Kind acht Jahre im eigenen Dorf sein, bevor es in die Oberstufe übertritt », so Gautschy, «ich bin überzeugt davon, dass es für ein Dorf an sich und für eine Schule im Besonderen andere Qualitätsfaktoren gibt, als den, ob man Bezirksschul-Standort ist oder nicht.» Sie spricht damit ein gutes Schulklima oder die Qualität des Unterrichts an.
Dieses Argument dürften auch Gegner einer regionalen Lösung verwenden. Und zwar dann, wenn sie ein gutes Schulklima eher einer kleinen als einer Grossschule zuordnen. Spätestens in zehn Jahren ist die eigene Meinung in diesem Punkt allerdings bedeutungslos. Denn mit Beginn des Schuljahres 2022/2023 endet eine Übergangsfrist und die gesetzliche Regelung wonach eine Bezirksschule minimal sechs Abteilung führen muss, tritt endgültig in Kraft. Das BKS stützt sich dabei auf Schulevaluationen der Vergangenheit. Alex Hürzler hielt kürzlich in einem Referat fest in der Tendenz würden die Resultate unter dem Aspekt «Qualität » für grössere Schulen sprechen. Weil mehr Wahlfächer angeboten werden können, tendenziell eine bessere Infrastruktur zur Verfügung steht, für Lehrpersonen ein vielfältigeres Stellenangebot und eine höhere Pensenstabilität vorhanden ist und anderes mehr.
Landläufig verbindet man dagegen mit Qualität eher eine kleine Dorfschule, die einen familiäreren Charakter und damit ein ideales Lernklima bietet. Bei kleinen Oberstufenschulen kommt – anderslautender Beteuerungen zum Trotz – gelegentlich der Verdacht auf, dass man die Notengebung etwas grosszügiger handhabt,damit die notwendigen Klassengrössen gehalten werden können. Regierungsrat Alex Hürzeler sprach in seinem Referat indirekt diesen Punkt an, als er festhielt, wenn 50 Prozent der Schüler in die Bez gingen, sei das eine Nivellierung nach unten. Es gelte den Status der Sek aufzuwerten.
Beispiel aus der Nachbarschaft
In Gränichen hat man den Weg in die Zukunft bereits so gut wie hinter sich. Mit der Absicht, Klarheit bei den Eltern, bei den Lehrpersonen und bezüglich Schulraumplanungen zu schaffen, beschloss man die eigene Bezirksschule mit fünf Abteilungen zur Diskussion zu stellen. Resultat: momentan werden in Gränichen die letzten Bez-Klassen unterrichtet. Ab dem nächsten Jahr gehen die Gränicher Bezler in Suhr zur Schule. Anlässlich einer Veranstaltung mit Involvierten aus den aargau-Süd-Gemeinden hatte Denise Widmer, Schulleiterin Suhr, den ganzen Prozess erläutert. Und damit wohl einige existierende Vorbehalte ins Wackeln gebracht. Auch Renate Gautschy hatte das Bedürfnis, nach Planungssicherheit für Pensen- und Schulraumbewirtschaftung vor einem Jahr dazu veranlasst die Abklärungen anzuregen. In der Bez Reinach ist der Platz eher eng, Menziken rechnet mit einer zunehmenden Schülerzahl, im mittleren Wynental geht man von einer Abnahme aus. Die se Umstände und das revidierte Schulgesetz sprechen ihre Sprache. Erzwungen werden soll dennoch nichts. Bei einem Gespräch ohne Tabus darf es auchdasTabunicht geben,die«Übung» abzubrechen.«Es besteht ein gutes Klima in der Arbeitsgruppe und wir sprechen offen miteinander», so Renate Gautschy, «an einer der nächsten Sitzungen ist aber eine Absichtserklärung der Gemeinden gefragt.» Das heisst: die Standort-Gemeinden müssen erklären, ob sie bereit sind, das Projekt weiterhin ernsthaft zu entwickeln. «Erst wenn das geschehen ist, gehen wir weiter. Mit allen drei Standorten, mit zwei oder gar nicht», so Gautschy. Wichtig sei, dass alle Beteiligten ihre Schritte aus eigener Überzeugung gehen.
Kein Status Quo
Der Status Quo wird allerdings auch nicht erhalten werden können, wenn man es so lässt, wie es ist. Auch dazu gibt es ein Beispiel in nächster Nähe. Teufenthal hat zu wenig Schüler, um weiterhin ein Sek/Real-Standort zu bleiben, die Kreisschule Mittleres Wynental wollte deshalb nur noch die beiden Oberstufen in Ober- und Unterkulm weiterführen. In Teufenthal sträubte man sich dagegen. In diesen Tagen wird der Regierungsrat nun einen abschliessenden Entscheid fällen und einen Standort aufheben.
Grüne Wiese
Zurück zum Projekt: Falls sich nun alle Oberstufenstandorte zurWeiterarbeit entschliessen, geht es erst richtig los. Denn so grün, wie die Wiese bisher erscheint, ist sie ja nicht. Die neue Lösung soll – so eine derVorgaben – möglichst eine ohne neue Schulbauten sein. Man muss also von den existierenden Schulhäusern mit ihren bekannten Kapazitäten planen. Beinwil am See stützt sich bereits als Standort ohne Oberstufe organisiert. Es gibt geografische Gegebenheiten, die nicht jeden Schulweg zulassen und es gibt da und dort halt doch auch noch die einen oder andern emotionalen Pfründe, die zu überwinden wären. Die vorerwähnte Maximallösung ist damit – und da legt auch Renate Gautschy Wert darauf – nur eine der denkbaren Varianten. Welche schliesslich allenfalls zu einer Abstimmung an die Gemeindeversammlungen gelangt, kann nicht vorausgesagt werden. Genau das – einen konkreten Vorschlag auszuarbeiten – ist die Aufgabe der Arbeitsgruppe. Diese teilte sich bisher jeweils zur Bearbeitung von Fachthemen und der politischen Aspekte auf.
Schulgeld
Ein (wesentliches) weiteres Kapitel enthält die Abklärung auch noch: die Schulgelder. Die Ansätze der einzelnen Gemeinden sind bisher unterschiedlich. Bezüglich der Berechnungsgrundlagen soll Transparenz hergestellt werden, damit diese vereinheitlicht oder zumindest besser verglichen werden können.
Sportlicher Zeitplan
Falls das Projekt weiterverfolgt wird, sollen die Gemeindeversammlungen bereits im Herbst 2014 darüber abstimmen können. Der Zeithorizont war einst etwas länger vorgesehen gewesen. Man munkelt, dass er deshalb gestrafft wurde, damit das Projekt nicht allzu lange am Kochen ist. Und zwar, weil es ohnehin keine Chance hat, umgesetzt zu werden. Diese Ausgangslage kann sowohl als Ansporn wie auch zur Beruhigung dienen. Man darf gespannt sein.
Neuen Kommentar schreiben