Die Energiewende ist im Gange, Atomkraftwerke sollen keine mehr gebaut werden und damit schreitet die Nutzung von erneuerbaren Energien voran. Auch in der Region, die EWS Energie AG betreibt neu auf dem Areal der Ara Reinach eine Solar Faltdachanlage. Nachgefragt bei EWS-Geschäftsführer Christian Gerber.
mars. Die Erzeugung von Solarstrom ist im vergangenen Jahr bei der EWS Energie AG sprunghaft angestiegen. Letzte Woche wurde die grösste Solaranlage im Netz eingeweiht. Der regionale Stromversorger investierte dafür 1,5 Millionen Franken. Bald werden noch weitere grosse Photovoltaikanlagen installiert. Wohin geht die Reise mit der regionale Stromversorgung, welche Entwicklungen sind zu erwarten und wie kann sich die vergleichsweise kleine EWS Energie AG in der Branche behaupten. EWS-Geschäftsführer Christian Gerber beantwortet Fragen zur aktuellen Situation und blickt in die Zukunft.
Die Erzeugung von Solarstrom wird weiter zunehmen
Die Erzeugung von Solarstrom ist im vergangenen Jahr bei der EWS Energie AG sprunghaft angestiegen. Letzte Woche wurde die grösste Solaranlage im Netz eingeweiht. Wie präsentiert sich die regionale Stromversorgung aktuell, welche Entwicklungen sind zu erwarten und wie kann sich die vergleichsweise kleine EWS Energie AG in der Branche behaupten. WB-Redaktor Martin Sommerhalder hat Christian Gerber, Geschäftsführer der EWS Energie AG dazu befragt.
Christian Gerber, die EWS Energie AG hat letzte Woche eine Solar-Faltdachanlage für 1,5 Mio Franken eingeweiht. Werden Sie auch weiterhin in ähnlichem Umfang in Solarenergie investieren?
Die EWS Energie AG wird in den nächsten Jahren weiter in den Ausbau von Solaranlagen investieren. Die nächsten zwei grösseren Anlagen werden auf den Dächern vom Altersheim Sonnenberg und der Tennishalle in Reinach gebaut.
Wie viel Strom liefert die EWS Energie AG den Kunden im Jahr und wie viel davon ist Solarstrom?
Wenn wir von den Haushaltskunden sprechen, dann sind dies zirka 68 Gigawattstunden und davon 3.5 Gigawattstunden Solarstrom. Der EWS Basis Strom stammt zu 100 Prozent aus Wasserkraft. Das EWS Premium Produkt ist dann für einen Aufpreis von 2.1 Rp./kWh erhältlich.
Heute werden viele Dächer mit Photovoltaikanlagen aus- oder nachgerüstet. Ist in diesem Anteil der Strom dieser privaten Anlagen eingerechnet?
Der ins Netz zurückgespiesene Solarstrom von den privaten Anlagen ist in den erwähnten 3.5 Gigawatt enthalten.
Bei der Entwicklung hin zu erneuerbaren Energien sind solche Anlagen ein Vorteil. Aber die produzierte Strommenge ändert mit dem Wetter. Wie schwierig ist für Sie – oder genauer das regionale Stromnetz – das Handling dieser Schwankungen?
Diese Schwankungen sind aktuell noch kein Problem im Netz, da der Anteil noch klein ist. Der nächste Schritt muss sein, dass Batteriespeicher eingebaut werden, um die Energie zwischenzuspeichern. Die EWS Energie AG testet zur Zeit bei der Trafostation MS Moos bei der Eishalle in Reinach eine grosse Teslabatterie, zusammen mit der Solaranlage auf der Reithalle.
Sehen Sie für unsere Region auch Alternativen zu Photovoltaikanlagen? Etwa Kleinkraftwerke in der Wyna oder vielleicht Windanlagen?
Aus klimatischen und topografischen Gründen ist unsere Region weder für Wind- noch für Kleinwasserkraftwerke geeignet.
In Ihrem Stromnetz fliesst ja grundsätzlich Strom aus Wasserkraft. Wie stellen Sie eigentlich sicher, dass sich kein Atomstrom ins EWS-Netz «verirrt»?
Die Deklaration der Energie erfolgt über Herkunftsnachweise. Das heisst, wir kaufen diese Zertifikate von Wasserkraft separat ein. Aber auch wenn wir uns für ein Angebot ohne Atomstrom entschieden haben, ändert sich natürlich letztlich nichts daran, welcher Strom aus der Steckdose kommt. Es ist technisch nicht machbar, dass man dem einzelnen Kunden tatsächlich genau jenen Strom liefert, den er bestellt hat. Trotzdem macht es Sinn, ein Angebot ohne Atomstrom zu kaufen, denn die Elektrizitätswerke verpflichten sich, dass ihre gesamten Stromlieferungen aus jenen Quellen stammen, welche die Kunden wollen. Das heisst, je mehr Kunden auf erneuerbare Energie setzen, desto mehr davon muss das Elektrizitätswerk auch tatsächlich liefern. Der Herkunftsnachweis der gelieferten Energie wird vom Bund in Zusammenarbeit mit Swissgrid – das ist die Betreiberin des Schweizer Stromübertragungsnetzes – überwacht.
Ist angesichts der Tatsache, dass man den Strom nicht exakt zuteilen kann, die Vorbildlichkeit, nur Wasserstrom zu verwenden nicht eher scheinheilig?
Die Schweiz hat das grosse Glück mit den Bergen, dass wir viel Wasserkraft haben. Diese Wasserkraft ist aber auch begrenzt, denn mit jedem weiteren Flusskraftwerk würde man die Fliessgeschwindigkeit des Wassers reduzieren.
In welche Richtung geht die Energiewende Ihrer Ansicht nach grundsätzlich? Dahin, dass jeder seinen eigenen Strom produziert oder braucht es in Zukunft neue Grosskraftwerke und dann wohl doch auch Wasserkraftwerke und Stauseen?
Ich sehe die Energiezukunft so, dass die Eigenerzeugung mit PV-Anlagen weiter zunehmen wird. Die sogenannte Bandenergie wird mit den Flusskraftwerken 24 Stunden an sieben Tagen pro Woche abgedeckt, aber für die Spitzenlast braucht es weitere Kraftwerke. Die Idee mit dem Stausee ist sehr gut, da kann zum Beispiel an einem sonnigen Tag mit der überschüssigen Energie das Wasser in den Stausee hochgepumpt werden. Das Pumpspeicherwerk Limmern beispielsweise – auch genannt «die Batterie in den Bergen» – ist ein Vorzeigebeispiel. Nur datiert die Realisation von solchen Bauwerken mehrere Jahrzehnte. Aber diese Zeit haben wir nicht mehr, wenn die Kernkraftwerke abgestellt werden.
Weiter muss man sich bewusst sein, dass sich die Energiebilanz verändern wird. Benzin, Öl, Kohle und Gas werden immer weniger werden. Aber was sind die Folgen daraus? Die Mobilität wird elektrisch und das Heizen von Gebäuden wird mit Wärmepumpen gelöst. Also braucht es in Zukunft noch mehr «Strom», um alle Bedürfnisse abzudecken. Eine Herausforderung!
Sie sind in diesem Umfeld ein kleines Unternehmen, welche Vorteile hat das?
Wir haben den Vorteil, dass wir im Versorgungsnetz der EWS unsere Energiebilanz mit unseren Möglichkeiten optimieren werden und so unseren Beitrag zur Energiewende leisten. Mit Projekten wie der Solarfaltdachanlage und dem Tesla-Batteriespeicher versuchen wir innovativ zu sein. «LocalPower» für unsere Region Wynen- und Seetal.
Kann sich die kleine EWS Energie AG auch in Zukunft behaupten, auch dann, wenn der Strommarkt ganz geöffnet wird und alle Strom beziehen können, wo sie möchten?
Wir müssen keine Angst vor der Strommarktöffnung haben. Wir sind effizient und schlank aufgestellt, haben kurze Wege und können alles aus einer Hand anbieten. Die EWS gehört nun schon seit einigen Jahren zu den günstigsten Stromanbietern in der Region. Wir haben auch schon Anfragen von Kunden, die zu uns wechseln wollen, weil unsere Preise so attraktiv sind. Gemäss dem Vergleich der Strompreise für das Jahr 2021 im K-Tipp steht die EWS auf Platz 2 im schweizweiten Ranking! Unser Ziel ist es, für die Kunden in unserem Versorgungsgebiet sehr attraktive Preise und Dienstleitungen anzubieten.
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