Die SC Reinach Frauen sind Geschichte. Nach dem Abstieg in die zweithöchste Schweizer Liga verzichtet der Vorstand des SC Reinach darauf, ein Frauenteam zu stellen und hat die Lizenz löschen lassen. Ein unrühmlicher Tiefpunkt in der Geschichte des Vereins und eine Entscheidung, die viele Fragen aufwirft.
rc. Die Entwicklung hatte sich abgezeichnet: Nach dem Abstieg der SCR-Frauen aus der höchsten Schweizer Liga war klar, dass die ambitionierten Spielerinnen nicht gehalten werden können. Die Frage stellte sich, wie sich der Gang ins «B» finanzieren liesse und ob genügend Personal gefunden würde, um einen Spielbetrieb überhaupt noch aufrecht halten zu können. Bereits vor zwei Wochen stellte das WB die Frage, ob nun das komplette Aus kommt. Die traurige Antwort: «Ja». Am letzten Donnerstag entschied der SCR-Vorstand, kein Frauen-Team mehr für den Meisterschaftsbetrieb anzumelden. Mehr noch: Die Lizenz wurde beim Verband bereits zurückgegeben. Dieser hat sofort reagiert und befördert die Rapperswil-Jona Lakers Ladys in die SWLB. Damit ist es endgültig: Das Team der SC Reinach Frauen existiert ab sofort nicht mehr.
Harsche Reaktionen
SCR-Präsident Patrick Kummli sagt am Telefon: «Nach dem Abstieg haben praktisch alle Spielerinnen angegeben, den Verein verlassen zu wollen. Es gibt gar kein Team, das wir anmelden könnten und auch keinen Plan, den man nach dem Abstieg hätte aus der Schublade holen können.» Es sei dem Vorstand deshalb keine andere Wahl geblieben, als das Team zurückzuziehen.
Ein schwerer Schlag auch für die Technische Leiterin Sibylle Erismann, für die Vertreterin der Frauen im Vorstand Andrea Waser und für den Trainer-Staff um Peter Küng, Urs Kleeb und Oliver Kamber. In den geführten Telefongesprächen hört man immer das Gleiche: «Wir sind extrem enttäuscht und traurig. Wir haben bis zuletzt an den Ligaerhalt geglaubt.»
Weniger diplomatisch fallen die Reaktionen in den Sozialen Medien aus: «Es ist eine Schande für den Eishockeysport in Reinach, dass das geschehen muss. Die Mädels spielten so lange in der obersten Damenliga. Und in welcher Liga spielen die Herren des SC noch gleich...?» wurde auf Facebook kommentiert. Oder auch: «Wo ist da der Wille des Präsidenten, warum springen alle ab ?» Auch weitere Kommentare zielen auf Präsident Kummli, der zuvor schon sagte, es wäre an den Teamverantwortlichen bei den Frauen gelegen für den Fall eines Abstiegs einen «Plan B» zu haben.
Diesen Vorwurf wiederum lässt man bei den SCR-Frauen nicht gelten. So habe man mit Befremden erfahren, dass mit der Abmeldung des Teams nicht bis Ende April zugewartet wurde, bis allenfalls eine Alternative zur Auflösung des Frauen-Teams hätte gefunden werden können. «Es denkbar gewesen, die Lizenz einem anderen Verein zu übertragen, etwa den Red Lions Reinach oder dem neu gegründeten Frauenteam der Argovia Stars» heisst es unisono. Gespräche hätten bis dato bereits stattgefunden – diese seien nun auf einen Schlag obsolet geworden. So wird der Puck hin und her gespielt.
Neuanfang praktisch unmöglich, Eismeister hat gekündigt
Auch aus den Reihen der Red Lions wird Kritik laut: «Mit der Abmeldung wurde den Frauen die Chance für eine Lösung genommen. Dies ist ein trauriges Vorgehen, das viele Fragen offen lässt», sagt etwa Carl von Heeren. Auch eine Neugründung eines Frauenteams ist praktisch unmöglich. Die Konkurrenz ist zu gross, der Pool an Spielerinnen, die in der SWLD starten würden, zu klein und an Geld würde es erst recht fehlen. Eine weitere Frage lautet: Wie wird sich der SC Reinach künftig positionieren, ohne Spitzenteam? Mit einem Projekt Namens «Lunox» (ein Kürzel für Luzern, Nidwalden und Obwalden) reorganisiert man bei den SCR-Männern derzeit die Nachwuchsstrukturen – doch reicht das, um nicht als reiner Plausch-Verein wahrgenommen zu werden? Klar ist, dass an der Generalversammlung des SC Reinach vier von acht Vorstandsmitglieder zurücktreten werden. Auch Eismeister Peter Küng hängt seinen Job an den Nagel – diese Entscheidung habe aber nichts mit dem SCR zu tun, versichert Küng. Er nimmt eine neue berufliche Herausforderung an.
Wirklich zur Ruhe kommt man im Umfeld der Eishalle momentan nicht.
Kommentare
Lions Frauen (nicht überprüft)
Do, 14. Apr. 2022
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