Muhen sagt Nein zum Genderstern

Sa, 08. Jun. 2024
Die beiden Sterne im Gemeindelogo bleiben die einzigen Sterne im amtlichen Gebrauch. (Bild: WB)

Die Einwohnergemeindeversammlung von Muhen hat die Revision der Gemeindeordnung abgelehnt. Sie stimmt dem Rückweisungsantrag einer Einwohnerin zu, die mehrere Punkte geltend machte; insbesondere missfiel ihr die Verwendung des Gendersterns.

An der «Gmeind» von Muhen waren keine Geschäfte traktandiert, die grosse Kostenfolgen oder einschneidende Änderungen im Dorfleben bedeutet hätten. Dennoch sorgte die Revision der Gemeindeordnung für Aufruhr. Schon im Vorfeld zur Versammlung wurden nationale Medientitel auf die Traktandenliste der Gemeinde Muhen aufmerksam, der «Tages-Anzeiger» etwa titelte: «Revolution in SVP-Hochburg Muhen». Stein des Anstosses war der Genderstern, den die Gemeinde in ihrer Korrespondenz schon länger führt und diesen nun in die neu aufgelegten Gemeindeordnung einbringen wollte.

Damit ist der Gemeinderat an der Einwohnerversammlung nun aber gescheitert. Votantin Martina Senn argumentierte in der Debatte, Bund und Kanton hätten sich klar gegen die Verwendung sowohl eines Sterns, wie auch eines Doppelpunktes oder einer Linie ausgesprochen. «Der Genderstern stört den Lesefluss und entspricht zudem nicht der deutschen Rechtschreibung», sagte die sie im Plenum weiter. Ausserdem sei der Stern bei Übersetzungen hinderlich und die Barrierefreiheit von Online-Dokumenten werde wissentlich beeinträchtigt. «Keine andere Gemeinde im Kanton Aargau verwendet diesen Stern.»

Gemeindeammann Andreas Urech argumentierte, die Genderstern-Debatte sei im Gemeinderat gar nie geführt worden. Man verwende diesen zum Beispiel in den «Müheler Nachrichten» schon seit langem, man habe das einfach übernommen. Niemand habe sich bei der bisherigen Bearbeitung der Gemeindeordnung zum Stern oder zur Verwendung des Begriffs «Gemeindepräsident*in» statt «Gemeindeammann» geäussert.

Martina Senn störte sich aber auch an dieser Formulierung. Es gebe keinen Grund die «Funktion Ammann durch den Titel Präsident*in» zu ersetzen. Die Müheler Einwohnerin räumte weitere Gründe ein, warum die Gemeindeordnung abzulehnen sei. So wundert sie sich, dass bezüglich dem Publikationsorgan «Der Landanzeiger» von einem «Lokalanzeiger der Gemeinde» die Rede sei, statt vom «Lokalanzeiger der Region». Zudem seien einige Paragraphen obsolet, weil sie schon im Gemeindegesetz stünden. Zum Beispiel die Anzahl Unterschriften die es für Referenden und Initiativen brauche, könnten sich in der Gemeindeordnung gegenüber dem Gemeindegesetz nämlich widersprechen, so die Sprecherin.

Gemeindammann Urech hielt dazu fest, dass es eigentlich egal sei, welche Anzahl Unterschriften in der Gemeindeordnng stünden, es gelte ja das übergeordnete Gesetz und man werde die Gemeindeordnung dann einfach anpassen. Mit dieser Antwort war Michael Fretz von der FDP nicht einverstaden. Er erinnerte daran, dass man hier nicht von irgend einem Reglement spreche. «Das ist unsere Verfassung, das Oberste und Höchste und wenn wir daran etwas ändern, müssen wir wieder hierher kommen. Es stimmt nicht, dass ihr das einfach anpassen könnt.»

Dem Antrag von Martina Senn, wonach der Gemeinderat noch einmal Zeit bekommen soll, um die Gemeindeordnung zu überarbeiten, resp. den daraus entstandenen Rückweisungsantrag, folgte die grosse Mehrheit der 131 anwesenden stimmberechtigten Mühelerinnen und Müheler. Ein weiterer Antrag, seitens Hans-Ulrich Lüscher von der SVP, wonach nur die Gendersterne im Text zu entfernen seien, kam damit gar nicht mehr zur Abstimmung. Lüscher argumentierte bei seinem Votum: «Mit dem Stern wird unsere Sprache sexualisiert. Das Kind ist nicht sächlich, die Sonne nicht weiblich und der Baum nicht männlich.» Den Genderstern wegzulassen sei nicht diskriminierend, sondern einfach die korrekte Sprache.

Der Gemeinderat muss nun die Gemeindeordnung überarbeiten und einer späteren Gemeindeversammlung wieder vorlegen. Vor und nach dieser emotionalen Diskussion gingen noch ein paar «gewöhnliche» Geschäfte über die Bühne. So wurde die Rechnung 2023 mit einem Minus von 781'054.39 Franken genehmeigt. Budgetiert war ein Aufwandüberschuss von 832’400 Franken. Der Kreditantrag für die Sanierung Strassenabschnitt und Wasserleitung Gibel Ost (307'000 Franken) und die Zusammenführung der beiden Bevölkerungsschutzregionen Suhrental-Uerkental und Region Zofingen wurden genehmigt. Darüberhinaus informierte der Gemeinderat über den aktuellen Stand diverser Geschäfte.

Remo Conoci

 

Kategorie: 

Neuen Kommentar schreiben

CAPTCHA
Diese Frage soll automatisierten Spam verhindern und überprüft, ob Sie ein menschlicher Besucher sind.

Kommende Events

Stellen

Immobilien

Diverses

Trending

1

Beinwil am See: Eine Rostlaube …

msu. Das Bild hat Wirkung und strahlt eine ganz besondere Atmosphäre aus. Mitten in einem Garten an der Sandstrasse, zwischen Palmen und viel Grün, steht diese «Rostlaube», die still und leise vor sich hin altert und rostet. Darf und soll sie auch! Das Innenleben des Oldtimers, Modell Renault Dauphinoise Juvaquatre, Baujahr 1956, ist längst augebaut worden. Was im grünen Garten zurückgeblieben ist und dieser lauschigen Ecke das Gepräge gibt, ist nur noc...