Streiflicht

Do, 14. Nov. 2024

Blingbling
Erinnern Sie sich? Vor zwei Wochen habe ich mich an dieser Stelle zum Thema Halloween geäussert. Haben Sie bemerkt, wie schnell diese grellorange-schwarzen Deko-Artikel und Süsswaren danach aus den Ladenregalen verschwunden sind? Der Grund ist einfach: In 41 Tagen ist Weihnachten!

Entsprechend wurden die Verkaufsflächen Anfang November eiligst geräumt und mit Pralinen, Schokokugeln, Mandarinen, Erdnüsschen, Weihnachtsguetzli oder deren Bauteilen (sprich: Mehl, Zucker, Milch, Eier, Backpulver, Ausstechformen, Puderzucker, Zitronen und Zuckerdeko und Pinsel), Lebkuchen, und Panettone bestückt. Draussen in der Mall türmen sich Unmengen von Christbaumschmuck und -ständer, Kerzen (selten aus Wachs, immer öfter mit Kabel oder Knopfbatterie) und lieblich geflochtene Stroh-Engelchen (Handmade in Taiwan) und weiteres Blingbling. In der Feinkost-Abteilung locken Lachs, Filet im Teig, Tischgrill- oder Fondue-Chinoise-Platten, Ofen-Pommes und Raclette-Käse, natürlich praktischerweise gleich mit dem passenden Öfeli. In der Spielwarenabteilung balgen sich Teddybären mit Barbie-Puppen, Gesellschaftsspielen und Carrera-Bahnen um die Poleposition. In der Elektronik buhlen Smartphones, Spielkonsolen und Kaffeemaschinen um Aufmerksamkeit, während aus dem Lautsprecher im Hintergrund Mariah Carey «All I Want for Christmas is You» jodelt oder George Michael mit der Mutter aller Weihnachtssongs, «Last Christmas», die Herzen erwhamt. Derweil versuchen die als Samichlaus verkleideten Verkäufer des Elektronik-Supermarkts verzweifelt, mit «Hells Bells» und allem, was die ausgestellten Subwoofer hergeben, den wehrlosen George zu übertönen.

Ich als wahrer Meister der Prokrastination, also des Aufschiebens aller Aufgaben bis zum letztmöglichen Moment, kann dem ganzen Weihnachts-Rummel noch nichts abgewinnen. Da halte ich es mit meinem längst verstorbenen Grossvater, der immer sagte: «Weihnachten kommt erst, wenn Schnee liegt.» So gesehen, hätte man im Flachland vor 10 Jahren letztmals Weihnachten gefeiert. Und da ich demnach wohl auch dieses Jahr vom Schnee nicht in Weihnachtsstimmung versetzt werde, wirds laufen wie jedes Jahr. Etwa am 23. Dezember werde ich mich – zusammen mit vielen anderen – ins Einkaufsgetümmel stürzen und einfallslos etwas Schoggi für meine Kinder und Göttikinder erstehen. Wenn ich Glück habe, wirds eine Weihnachtsschokolade. Falls die Geschäfte weiter übertreiben mit ihrer übereifrigen Voraussicht, könnte es aber schon sein, dass ich versehentlich einen Schoggi-Osterhasen erwische …

Roland Marti

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