Am Samstagabend feierte der TV Leutwil die erfolgreiche Karriere von Christian Baumann, der letztes Jahr vom Profisport zurücktrat. Es war ein Abend voller Anekdoten und Emotionen.
mek. Er ist kein Mann der grossen Worte. Das ist in der Mehrzweckhalle Leutwil allen klar. Aber bei den grossen sportlichen Leistungen von Christian Baumann (Chregi Buume für die Lüpuuer) ist es auch nicht nötig, dass er viel sagt. Viel mehr liess er sein kunstturnerisches Können für sich sprechen.
Medaillen, Gwändli und Zeitungsartikel
Nach 18 Jahren Spitzensport trat er am Swiss Cup im November 2024 zurück. Da der 30-jährige Lüpuer aber immer seinem Heimatverein treu blieb, wollte der TV Leutwil seine Karriere nochmals zuhause feiern. Eine solch lange und erfolgreiche Karriere hat dies verdient, meint Bruno Gloor, Vize-Präsident des TV Leutwil und Moderator des Abends.
Für die Anwesenden gab es viel zu bestaunen. So zeigte eine Wand eine Auswahl von Baumanns Karriere. Von den ersten Berichten (auch im Wynentaler Blatt natürlich) bis hin zu seinen Medaillen an den Europameisterschaften konnte man alles aus nächster Nähe bestaunen. Es ist eindrücklich, wie viel Material sich über 18 Jahre Spitzensport ansammelt. «Das ist aber nur eine kleine Auswahl», sagt Vater Mario Baumann stolz. Vor allem der Nachbar habe viel gesammelt.
Sie brachte ihm zum Turnen
Zu verdanken hat Christian Baumann seine Karriere wohl seiner Kindergärtnerin Corinne Rhyner. Als Kind habe «Chregi» nicht viel gesagt, aber einen riesigen Bewegungsdrang gehabt. «Er hat gefühlt einen Gumpiball zum Zmorge gegessen», erinnert sie sich schmunzelnd. Schliesslich habe sie seinen Eltern gesagt, sie sollen Christian Baumann ins Kunstturnen schicken, dort könne er sich ausleben. Welch eine Karriere sie damit ins Rollen brachte, war ihr damals noch nicht klar.
Auch seine Trainer Christine S. und Dieter D. sowie Nikolay Maslennikov liessen es sich nicht nehmen, an diesem Abend vor Ort zu sein. «Ich habe ihn zu Beginn als unruhig empfunden», erklärt Christine schmunzelnd. Aber er habe nie aufgegeben und sei sehr diszipliniert gewesen. Auch wenn Christian Baumann zu Beginn auf den Ranglisten eher im hinteren Mittelfeld zu finden war. «Irgendwann nach 2006 kam er immer weniger zu uns nach Lenzburg und ging immer mehr ins Leistungszentrum», sagt Dieter.
Genau dort traf Baumann auf seinen nächsten Trainer, den Russen Nikolay Maslennikov. Auf die Frage, wie Christian Baumann war, antwortet Maslennikov nur: «Wortlos.» Ein Wort, das die ganze Halle inklusive Christian Baumann zum Lachen brachte. Immer wieder wird von den Anwesenden erwähnt, wie wenig dieser talentierte Turner sagte und wie aus ihm auch ein guter Pantomime hätte werden können. Für Maslennikov ist aber auch klar: «Reden war nicht so wichtig.» Sie hätten sich auch so verstanden.
Striptease auf der Bühne
Nach der Pause gab es für Christian Baumann eine ganz besondere Überraschung: Sein Team «The Flying Gym Boys», mit welchem er nun an diversen Anlässen anzutreffen ist, legte auf der Bühne eine fulminante Show ein. Die Turner flogen mit Salti quer über die Bühne und faszinierten das Publikum mit ihren Barrenkünsten. Eine kleine Striptease-Einlage sorgte gar für Pfiffe und johlende Rufe aus dem Publikum. Für ihre ganze Show ernteten die Flying Gym Boys tosenden Applaus und Christian Baumann rief gar «Zugabe! Zugabe!». Das mussten sich die Flying Gym Boys nicht zweimal sagen lassen.
Bruno Gloor erklärt: «Ich habe Chregi gefragt: ‘Kommt einer deiner Kollegen?’ Und er sagte: ‘Nein, die haben einen Auftritt.’ Tja, dieser Auftritt war jetzt eben hier.» Die Überraschung schien gelungen, denn der Reaktion Baumanns war anzusehen, dass er von nichts wusste.
Über den ganzen Abend hinweg kamen diverse Weggefährten von Christian Baumann auf die Bühne, aber alle aufzuzählen, wäre zu lange. Aber immer wieder wurden die vielen Leistungen des Kunstturners angesprochen. So zum Beispiel sein Vize-Europameister- Titel am Barren, welchen er 2015 holte oder aber auch sein letzter Auftritt am Swiss Cup 2024 in Zürich, der bei allen, die ihn kannten, für Gänsehaut sorgte.
Verewigt in der Geschichte
Verewigt hat sich Baumann auch in der Kunstturn-Geschichte. Nach ihm ist ein Element am Barren benannt, der sogenannte «Baumann». Dabei handelt es sich um eine Riesenfelge mit einer 3/4-Drehung auf einen Barrenholmen, gefolgt von einer 3/4-Drehung in den Stütz. Gezeigt hatte Baumann das Element erstmals 2017 in Doha. Da er der erste Turner überhaupt war, der dieses Element zeigte, wurde es nach ihm benannt.
Zum Ende des Abends ging Baumanns Mutter Monika auf die Bühne. «Auch ich bin keine Freundin der vielen Worte», sagt sie schmunzelnd. Trotzdem konnte sie es sich nicht nehmen lassen, ihrer Dankbarkeit kundzutun. Besonders danken möchte sie Nikolay Maslennikov, Bruno Gloor und Adrian Baumann, Bruder von Chregi und Präsident des TV Leutwils. Nikolay habe ihren Sohn immer unterstützt, sagt Monika Baumann mit zitternder Stimme, während Bruno Gloor alles Mögliche organisierte.Von Empfängen über Reisen mit Cars an die Wettkämpfe bis hin zu diesem Abend. «Er hat es verdient», erklärt Bruno Gloor seinen Einsatz mit Nachdruck. Er hätte schon lange einen Fanclub gegründet, aber «Chregi wollte ja nie».
Adrian Baumann dankte sie, für das Designen und Erstellen aller Plakate, Schals, Käppis und so weiter, mit denen die Lüpuer ihr Kunstturntalent unterstützen konnten. Die Emotionen und Dankbarkeit war Monika Baumann ins Gesicht geschrieben. Es ist nicht selbstverständlich, dass sich ein ganzes Dorf so hinter ein junges Talent stellt.
«Ich habe mega Freude gehabt»
Zum Ende begab sich Christian Baumann auch noch auf die Bühne. Er konnte den ganzen Abend einfach geniessen und aufsaugen, was geschah. «Ich möchte mich bedanken, es war mega cool», sagt er gerührt. Ein Mann der vielen Worte wird «Chregi Buume» auch am Ende dieses Abends nicht. Ihm ist es offensichtlich wohler, in kleineren Gruppen zu reden, weshalb er noch lange an der Bar im Gespräch mit verschiedenen Leuten anzutreffen war.
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