Der Tag der offenen Tür bietet allen Interessierten einen spannenden Blick hinter die Kulissen der Stiftung Lebenshilfe. Die Tätigkeiten sind breit gefächert und der Enthusiasmus deutlich zu spüren.
mek. Weberei, Töpferei, Dienstleistungen und noch vieles Mehr, das alles macht die Stiftung Lebenshilfe. Dabei begleiten sie 390 Menschen und bieten ihnen Arbeitsplätze, Wohnplätze oder ermöglichen ihnen die berufliche Integration oder Ausbildung. Was vor über 60 Jahren als kleine Stiftung begann, ist heute eine grosse Institution geworden. Dementsprechend trifft der Tag der offenen Tür auch auf ein breites Interesse.
«Die Sprache der Produkte ist einzigartig», erklärt Geschäftsleiter Philippe Crameri. Jedes von den Klienten gefertigte Produkt ist mit viel Liebe und in akribischer Handarbeit gefertigt. Dabei werden die Klienten zu richtigen Experten in ihrem jeweiligen Arbeitsschritt. Der Stiftung Lebenshilfe geht es nicht darum, möglichst viel herzustellen, sondern die Sinnstiftung der Arbeit steht im Mittelpunkt. Es gibt Personen, die schon seit mehreren Jahrzehnten in der Stiftung tätig sind und so hier ihr Lebenswerk erschaffen. «Die Produkte haben eine grosse Strahlkraft», sagt Philippe Crameri stolz. Es ist deutlich, dass ihm die Arbeit der Stiftung viel bedeutet.
Experten auf ihrem Gebiet
In den verschiedenen Zimmern erhalten die Interessierten einen detaillierten Einblick in die Arbeit der Stiftung. Es entstehen Kerzen, die beispielsweise aus zwei Herzenhälften zusammengemacht werden. Andrea, die diese Arbeit am Tag der offenen Tür macht, zeigt dabei voller Elan, mit welcher Sorgfalt das gemacht werden muss. «Viele machen gerne die gleiche Arbeit und werden so Experten», erklärt eine Pflegefachperson.Wenn man sich im Raum umschaut, wird dies klar. Jede und jeder weiss ganz genau, was zu tun ist und wie es gemacht werden muss. Durch die Unterteilung der Arbeitsschritte gibt es auch kein Wirrwarr.
In der Seifenwerkstatt erzählt Dario, dass er schon seit 35 Jahren bei der Stiftung Lebenshilfe arbeitet. Dabei hat er schon verschiedene Arbeiten in diversen Abteilungen gemacht. In der Seifenwerkstatt ist er erst seit Neuem und nimmt seine Arbeit richtig ernst. «Das muss ich nochmal machen», sagt er ruhig, als er einen Stempel nicht ganz mittig auf den Zettel macht. Und schon hat er sich einen neuen Zettel genommen und die Arbeit geht weiter. Von den Menschen, die ihm gespannt über die Schultern schauen, lässt er sich nicht ablenken. Sein Fokus gilt voll der Arbeit.
Berufsschule Scala untersützt
Neben den Arbeitsplätzen betreibt die Stiftung Lebenshilfe auch die Berufsschule Scala in Aarau. Dabei handelt es sich um die erste interinstitutionelle Berufsschule für Menschen mit Beeinträchtigungen in der Schweiz. Schulleiterin Brigitte Steinhoff erzählt voller Stolz: «Vor 17 Jahren sind wir mit 21 Lernenden gestartet, jetzt haben wir über 250.» Das Modell ist für alle Beteiligten ein Gewinn. Die Lernenden erhalten Unterstützung in ihrer Ausbildung und der Arbeitsmarkt erhält gut ausgebildete Fachleute. Für viele geht es dabei vor allem um das Selbstwertgefühl und die Eigenständigkeit. Mit einer Praktischen Ausbildung (PrA INSOS), einer Attest- (EBA) oder Fähigkeitszeugnis-Berufsausbildung (EFZ) wird an der Scala der Eintritt in die Berufswelt sinnvoll unterstützt und den Lernenden die nötige Hilfe geben.
Dass die Stiftung Lebenshilfe den Klienten hilft, ein gesundes Selbstwertgefühl aufzubauen oder zu wahren, wird auch am Beispiel von Ernst klar. Mit gekonnten Griffen rollt er aus Ton Würstchen, aus denen er schlussendlich Wichtel formt. Dabei ist jeder Wichtel anders.Weil seine linke Hand gelähmt ist, kann er nur seine rechte Hand benutzen. Mit dieser beherrscht er jeden Arbeitsschritt einwandfrei. «Hier erfahre ich mehr Wertschätzung bei meiner Arbeit als ich zuvor in 40 Jahren bei der Post erhalten habe», erklärt Ernst. Dass er mal Töpfern würde, hätte er nie geglaubt, aber seine Arbeit macht ihm sichtlich Spass.
Und genau darum geht es am Tag der offenen Tür der Stiftung Lebenshilfe. Mit Enthusiasmus erzählen die Klienten von ihrer Arbeit und als Betrachter sieht man sofort, mit welcher Liebe und Freude die Produkte hergestellt werden.
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