Zum Schutz bereit
Eigentlich liegt es noch keine zwei Wochen zurück: Das herrliche Sommergefühl ohne Jacke oder Regenschirm. Doch mittlerweile scheinen sich die grauen Tage aneinander zu freuen. Ich überlege gut, mit welcher Kleiderkombination ich dem Tagesverlauf gerecht werde und ob es Schirm oder Jacke braucht. Meine Mitmenschen in Bus und Bahn teilen mein Schicksal. Viele von ihnen tragen sichtlich daran. Der Abschied vom Sommer hat sich auf ihren Gesichtern niedergeschlagen. Herbst-Tristesse wiegt schwer.
Aber dagegen wehre ich mich. Ich suche nach positiven Assoziationen zum Stichwort Regenschirm. Schon tanzt Gene Kelly vor mir im Mittelgang. «I m singing in the rain, just singing in the rain ...» Doch der amerikanische Schauspieler, Sänger, Tänzer und Choreograph bleibt nicht lange allein. Neben ihm hüpft Dr. Snuggles auf seinem «Schirmchen». Richtig auf seinem Regenschirm. Ich kann mich nicht erinnern, dass der Erfinder aus dem britisch-niederländischen Comic je schlechte Laune gehabt hätte. Wenn einer seiner Freunde, beispielsweise Dachs Dennis, ein Problem hatte, fand Dr. Snuggles die Lösung.
Ich schmunzle unwillkürlich und fange an, über das Dilemma feuchter Jacken oder Schirme im Zug nachzudenken. Wie wäre es mit einem Heisslufttrockner am Eingang? Da reicht die Zeit nicht. Man müsste zu lange stehenbleiben und würde eine Schlange verursachen. Die Apparaturen im Mittelgang anzubringen, wäre Lärmbelästigung. Plötzlich durchfährt mich die Lösung. Ein Schrank! Ein Schrank mit vielen verschiedenen Fächern. Platzieren könnte man ihn dort, wo im Sommer die Velo-Aufhängung montiert ist. Man steigt ein, öffnet mittels Abo-Karte ein Türchen und platziert die nasse Kleidung so, dass der Trockner wirken kann. Muss man wieder hinaus in die Welt sind Jacke wie Schirm zum Schutz bereit. Die Menschen müssten viel weniger frieren. Das Klima in den Wagen wäre besser und mit angepasster Beleuchtung würde man den Sommer viel weniger vermissen. Adieu Tristesse!
Graziella Jämsä
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