32 Jahre haben sie das Seehotel geführt. Er in der Küche sowie als Allrounder im Haus. Sie zuständig für Serviceabläufe, Bankettplanungen und das Büro. Regionale Gastrogeschichte mit Salz und Pfeffer
1993 hat Rolf Kasper, der Besitzer des Seehotels, einen Pächter gesucht. Er fragt bei Willy Nyffenegger an, der damals noch ein Restaurant in Rupperswil leitet. Ein gutes Gespräch später seien sich die Männer einig gewesen. Und von da an war im Seehotel immer etwas los. Es erfolgten Renovation und Ausbau der Küche, die Terrasse wurde erweitert und im Annexbau entstanden Hotelzimmer. Der Betrieb engagiert sich an Anlässen im Dorf, ist an Entwicklungen wie dem Lunchschiff auf dem See beteiligt – die Liste liesse sich fortsetzen.
Mitte Dezember dieses Jahres steht Willy Nyffenegger mit einem Mitarbeitenden am Eingang zur Küche. Sie besprechen sich, was die zu erwartenden Mittagessen betrifft. Wer nicht Bescheid wusste, wäre in dem Moment nicht davon ausgegangen, dass sich am 20. Dezember in diesem Betrieb die Türen schliessen würden. Über den Gastronomen und Hotelier ist allerdings schon fast alles geschrieben worden, darum dreht sich die erste Frage um Entwicklungen: Wie hat sich der Geschmack der Menschen verändert? «Diese Frage lässt sich nicht generell beantworten.» Der gelernte Koch schweigt einen Moment bevor er weiterspricht: «Ich würde sagen die Gerichte sind leichter geworden. Die Saucen sind nicht mehr mehlig, überhaupt kochen wir fast glutenfrei, weil das mittlerweile von vielen Gästen schlecht vertragen wird.»
Es geht um Veränderungen
Der Aspekt «Regionalität» lasse sich nicht so einfach leben. «Da spielen benötigte Mengen und Verfügbarkeit gleichermassen eine Rolle.» Weil es kaum noch lokale Metzger gäbe, würden auch deren Spezialitäten verschwinden. «Nicht zu vergessen die Natur an sich. Das frühere «Bale-Esse» kann ich aufgrund des Fehlbestandes der Balchen im See gar nicht mehr anbieten.»
Ist er jetzt doch beim Rückblick angekommen? Willy Nyffenegger schüttelt den Kopf. «Nein, es geht um Veränderungen und deren Effekte. Natürlich kann man in der Vergangenheit schwelgen à la «Früher war alles besser». Aber nur wenn ich heute handle, arbeite ich für die Zukunft.» Im August hatte er die Menschen informiert: «Ab dem 1. Januar 2026 wird Aargau-Hotels AG die Hallwilersee-Hotels AG übernehmen Die beiden Betriebe Bären-Seengen sowie das Aparthotel Beinwil werden weitergeführt. Das Seehotel wird bis auf weiteres geschlossen bleiben. Über künftige Vorhaben und Konzepte informiert die neue Trägerschaft.» Was heisst das für ihn? «Zweierlei, zum einen zählen jetzt die Fähigkeiten von anderen, zum anderen endet meine Mitsprache.»
Dankbar für das Miteinander
Viel wichtiger ist Willy Nyffenegger, dass seine Mitarbeitenden auch im kommenden Jahr eine Stelle haben. «Ich bin froh, dass es da so weit gut aussieht. Man wird nicht wenige von ihnen in der lokalen Gastronomie wiedertreffen.» Sein Gesichtsausdruck ist ernst. «Die vergangenen 32 Jahre wäre ohne das Engagement der Menschen nicht möglich gewesen. Und dass das alles so funktioniert hat, dafür bin schon dankbar.» Wie gut zeige das aktuelle Tagesgeschäft. Viele Gäste kämen zum letzten Restaurantbesuch, um sich persönlich zu verabschieden. «Das bewegt mich. Und das wird mich noch eine Weile beschäftigen, dass mir diese direkten Kontakte fehlen.» Welche Pläne hat er für sich? «Ich könnte jetzt von dem Alphorn in meinem Büro erzählen. Oder von dem Velo, das nach fünf Jahren erst um die 50 Kilometer draufhat.» Aber solche Projekte habe jeder. «Fakt ist: Es gilt den ganzen Papierkram sauber abzuschliessen. Dann werden Christine und ich ausprobieren, wie das Leben ohne die gemeinsame Koordination eines Betriebes aussieht.» Fest stünde bei all dem eigentlich nur eines: «Ich werde sicher nicht nichts machen.»
Graziella Jämsä

Neuen Kommentar schreiben