Ein Bahntunnel ist machbar

Mi, 31. Dez. 2025
Für die IG Bahntunnel Kulm kommen die Erkenntnisse der Machbarkeitsstudie zum Böhlerknoten zu spät. (Bild: Nick Schaffner)

Im Rahmen einer Machbarkeitsstudie wurde geprüft, ob der Bau eines doppelspurigen Bahntunnels Unterkulm unter Einhaltung des Strassen- und Bahnbetriebes machbar ist. Es wurden sechs Varianten entworfen und geprüft. Die Studie zeigt, dass ein Bahntunnel in Unterkulm machbar ist. Bei allen Varianten sind die Haltestellen unterirdisch angeordnet. Die Regierung sieht vor, das Projekt «Bahntunnel Unterkulm» als Vororientierung in den Kantonalen Richtplan aufzunehmen. Im nachfolgenden Interview kommt die Sprecherin der IG Bahntunnel Kulm dazu zu Wort.

Red. Monika Häusermann, was sagen Sie zur Studie?

Monika Häusermann: «Ein interessantes Dokument. Nur kommt es mindestens 20 Jahre zu spät. Nicht alle darin erfassten Erkenntnisse sind neu. Und eigentlich kommt keine der sechs geprüften Versionen der Idee der IG nahe. Die nun für den Richtplaneintrag vorgesehene Variante entspricht nicht den Vorstellungen der IG Bahntunnel. Die IG distanziert sich in aller Deutlichkeit von einer doppelspurigen Lösung mit zwei bis drei unterirdischen Haltestellen. Schon aus geologischen und vor allem aus Kostengründen.»

Sie wollen beim Ausbau des ÖV sparen?

«Es geht weniger um Sparen als vielmehr um die Kosten-/Nutzenfrage, beziehungsweise generell um die Frage nach der Rentabilität eines öffentlichen Verkehrsmittels. Aktuell ist das Mittlere Wynental tagsüber mit einem Viertelstundentakt mehr als gut bedient. Zu Stosszeiten am Morgen und Abend sieht das natürlich anders aus. – Da würden unterirdische Bahnstationen rein platzmässig und vor allem lärmtechnisch schon einige Vorteile bringen. Trotzdem glaube ich nicht an die Notwendigkeit einer durchgehenden Doppelspur für die S14, auch in 20 Jahren nicht.»

Also braucht es gar keinen Bahntunnel?

«Sehen Sie, der Zug für eine angepasste und umfassende Gesamtlösung ist bereits abgefahren. Wie gesagt, die Studie kommt zu spät. Die Weichen wurden schon vor Jahrzehnten nach den Visionen der AVA gestellt. Erste Bahntunnelideen für Unterkulm gab es übrigens schon vor mehr als 50 Jahren. Schade, dass die Lösung des Kulmer Verkehrsproblems nun wieder den nachkommenden Generationen überlassen wird. Eine neue Haltestelle in Oberkulm ist gebaut, da gibt es kein Zurück. Meiner Meinung nach dürfte eine ergänzende, einspurige unterirdische Linienführung im Bereich Böhlerkreuzung, ab Eigentrassee Oberkulm bis zum Bahnhof Nord in Unterkulm, ausreichend sein um den Engpass auf der Durchgangsstrasse zu entschärfen, ohne Barriere und Rotlicht. Dieser Idee wäre eigentlich die kürzeste und günstigste Tunnelvariante aus der Studie am nächsten gekommen.»

Sie sind enttäuscht von der Machbarkeitsstudie?

«Von den Ergebnissen bin ich nicht überrascht, so galt es doch mit der restriktiven Vorgabe zu arbeiten, während der Bauzeit den motorisierten Individualverkehr und den Bahnbetrieb am Laufen zu halten. Das gleicht in Unterkulm beinahe der Quadratur eines Kreises! Während der Bauzeit besteht für die Aufrechterhaltung beider Verkehrsträger kein Platz. Aufgefallen ist mir, dass eben ausgerechnet jene verkehrstechnischen Herausforderungen zum Ausschluss meiner favorisierten Variante geführt haben, die auch während der (mindestens zweijährigen!) Bauzeit für die nun geplante Strassensanierung und die neue Eigentrassierung der Bahn zur logistischen Knacknuss werden dürften. Dabei denke ich an die fehlende Umleitungsmöglichkeit im Süden von Unterkulm, an die Staustunden für den motorisierten Verkehr, das Chaos am Böhlerknoten, die Lärmbelastung im Zentrum, den Bahnersatz und den Durchgangsverkehr in den engen Nebenquartieren.»

Das neue Jahr bietet die Möglichkeit für einen Blick in die Zukunft. Wie sieht Ihre persönliche Vision aus für Kulm?

«Unter- und Oberkulm entwickeln sich leider unaufhaltsam urban. Die Verstädterung zeigt sich in vielen Bereichen. Bezogen auf ein ÖV-Konzept denke ich da an eine Mischung zwischen Bahn- und Busbetrieb. (Aufbauend auf der Bahntunnelidee im Richtplan.) Die Bahn durch Oberund Unterkulm im Untergrund mit je einer Haltestelle pro Ort. Und eine attraktive Buslinie ab Zentrumsplatz Unterkulm, mit Anschlüssen via Gontenschwil nach Reinach/Menziken und direkt nach Schöftland (evtl. durch einen Strassentunnel im Böhler). Die verkehrstechnische Vernetzung und quere Erschliessung mit den umliegenden Tälern erscheint mir als wichtig.»

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