Die Krise als Chance für das Hoflädeli

Di, 31. Mär. 2020
Monika Burgherr gab auch am Sonntag Auskunft: «Wir bieten Biomilch und Eier an. Bei uns in Reitnau gibt es aber noch viele weitere Anbieter.» (Bilder: rc.)

Vergangene Woche flatterte ein Schreiben des Bauernverbands Aargau in die Redaktionsstube, in dem auf das «attraktive Alternativangebot mit regionalen, saisonalen und vor allem gesunden Lebensmitteln» hingewiesen wird. Wie sieht es mit der Vielfalt und der Erreichbarkeit aus? Das wollten wir genauer wissen.

rc. Ein kleiner Sonntagsauflug sollte deshalb an zufällig gewählten Hofläden vorbei führen, die auf der Webseite des Bauernverbands vomhof.ch zu finden sind. Die Seite wird vom Verband «Schweizer Bauern» betreut und führt alleine für den Aargau 200 Hofläden auf. Gut zu wissen: Es gibt noch einige Hofläden mehr, manche prominent ausgeschildert, von anderen weiss man einfach, wo sie sind. Hinweistafeln auf Kartoffeln, Milch, Eier, Käse und verschiedene Gemüse begegnet man in der Region immer wieder.

Im Suhrental gibts viele Hoflädeli

Der erste Halt auf dem Weg vom Suhrental ins Seetal erfolgt auf dem «Grüterhof» Reitnau. Therese Baumann feut sich: «Wir spüren, dass es viele Leute im Moment vorziehen, in kleineren Geschäften einzukaufen. Wir haben natürlich nicht das Sortiment eines Grossverteilers.» Stark gefragt seien Brot, Eier, Käse, Teigwaren, Pesto, aber auch Konfitüren, Honig, Sirup und Trockenobst. Weiter unten im Dorf, im «Waldhof», verrät Monika Burgherr: «Wir haben nur ein kleines Angebot. Biomilch, Eier und auf Bestellung auch Fleischwaren.» Die Stammkundschaft wisse, wo der Waldhof zu finden sei «und oft kommen jetzt die Kinder vorbei und holen die Milch bei uns, damit sie ein bisschen beschäftigt sind», lacht die Reitnauerin. «Für grössere Besorgungen gibt es im Dorf unten ganz viele Möglichkeiten», ergänzt sie und tatsächlich: Wer genau hinschaut, dem wird schnell klar, dass im ländlichen Reitnau gefühlt alle 100 Meter ein Hinweisschild auf Kartoffel & Co. zu finden ist. Im ganzen Suhrental zeigt die eingangs erwähnte Webseite gut zwei Dutzend Hofläden an.

Kleines Ruedertal, grosses Engagement

Der Weg führt nun durchs Ruedertal. Ein Klick auf «Google-Maps» soll den Weg zur Tannliweid anzeigen. Hier zeigt sich ein kleines Manko der App: bahnt man sich den Weg zum roten Punkt, der über den Link «Google Maps» auf einer Karte gesetzt wird, landet man auch mal in einer Sackgasse. Besser ist es, den weiteren Anweisungen des Anbieters zu folgen: «Beim ‹Klack› rechts abbiegen, bei der nächsten Verzweigung wieder ganz rechts und dem Asphaltsträssli folgen», erklärt dort Melanie Glaus den Weg zum «Suhren 150». Ganz einfach zu finden ist dagegen das Lädeli der «Ruedertaler Hof Glace». Gut ausgeschildert findet man zur Liegenschaft von Thomas Graber, der am Telefon einerseits Zuversicht ausstrahlt, weil die Lieferungen in die Geschäfte weiterhin funktionieren. Aber: «Das Fehlen von Veranstaltungen, Hochzeiten und anderen Festen schmerzt sehr, ich hoffe wirklich, dass die Krise bald überstanden ist». Immerhin sechs Hofläden sind im Verzeichnis von «Schweizer Bauern» zu finden – auch hier gilt: Augen auf und Schilder lesen!

Schlaraffenland Wynental

Wir gelangen nun via Hasel ins Wynental, wo die Dichte der Hofläden wieder zunimmt. Von Gontenschwil über Reinach, Menziken, talaufwärts über Leimbach, Oberkulm bis Gränichen, fühlt man sich hier im Hoflädeli-Schlaraffenland. Prominent an der Dorfstrasse Richtung Reinach ist in Gontenschwil der Hofladen von Familie Richner zu finden. Selber gemachte Butterzöpfe und saisonale Spezialitäten sind hier zu finden. «Die Leute schätzen vermehrt die regionale Einkaufsmöglichkeit und möchten wissen, woher die Produkte kommen», erklärt Anton Richner und stellt fest: «Zudem wollen sie verhindern, in den grossen Supermärkten einkaufen zu müssen.» – eine Angewohnheit, die man sich bei vielen Hofläden auch ohne Corona-Virus wohl wünscht.

Nicht aus der Hoflädeli-Welt wegzudenken ist der Globi-Buur in Leimbach. Neben den selber angebauten Produkten vertreibt Familie Hunziker auch Produkte von anderen Betrieben. Einerseits während den bedienten Öffnungszeiten, anderseits im 24-Stunden-Selbstbedienungslädeli «Wir haben gemerkt, dass die Leute anders oder mehr einkaufen und es läuft eigentlich ganz gut», lassen Denise und Thomas Hunziker ausrichten. Das Sortiment werde wegen der Krise aber nicht verändert «Im Angebot stehen Eier, Lauch, Rüebli, Kartoffeln und in zirka 10 Tagen der erste frische Kopfsalat.»

Noch im Aufbau befindet sich der kleine Hofladen von Melanie Beglinger und Alois Müller beim Sonnenhof an der Neudorfstrasse in Reinach. Mit Sauerkraut aus eigenem Kabisanbau und geräuchertem Trockenfleisch setzen die jungen Menschen auf «Produkte, die Zeit zum Reifen brauchen», wie die beiden auf Anfrage erklären. Das Angebot werde ausgebaut, aber nicht wegen Corona: «Wir Bauern bemühen uns, die Nahrungsmittelsicherheit bestmöglich sicher zu stellen. Dafür brauchen wir aber auch die Unterstützung der übrigen Bevölkerung und dies nicht nur während der Krisenzeit.»

Im Reinacher Verzeichnis unter vomhof.ch zu finden ist auch der «Rigiblickhof» von Vic und Yvonne Leutwyler, die jedoch keinen eigenen Hofladen führen. Ihre Produkte sind in anderen Dörfern zu finden. Man kann diese aber bestellen. «Wir spüren, dass wir eine treue und sehr gute Kundschaft haben, die uns auch in dieser schwierigen Zeit unterstützt und fleissig Fleisch bestellt», freut sich Yvonne Leutwyler.

Bleiben der Abstecher ins Seetal und ein Fazit

Von der Halter Kundenmosterei in Beinwil am See über den Rooshof in und dem Eichhof in Egliswil bis hin zum Reutmatthof in Fahrwangen bleibt auch im Seetal kein Kundenwunsch unerfüllt und ein Blick in die vielfältige Produktepalette lohnt sich allemal.

Fazit: Die Kunden werden sich in der Krise bewusster, woher ihr Essen eigentlich kommt und dadurch haben Hofläden «dank» Corona eine gute Chance, sich ins Bewustsein der Konsumenten zu prägen und über die Krisenzeit hinaus eine zunehmend wichtige Rolle zu spielen. Es liegt nun auch an ihnen, sich mit guten Ideen im Markt zu positionieren.

Vorteile haben Selbstbedienungslädeli, die nahe an einer Durchgangsstrasse sind, wobei erfreulicherweise eine Solidarität unter den Bauern festzustellen ist. Hier und da finden sich nämlich auch Produkte von Höfen, die schwieriger zu erreichen sind.

Wer im Wynental lebt, muss nicht extra ins Seetal fahren, um Halter-Säfte zu finden und die Ruedertaler Hofglace gibts auch im Wynental. Grosse Einkaufstouren lohnen sich aus ökologischen Gründen eher nicht und für Ortsunkundige ist der Weg zum gewünschten Hof nicht immer offenkundig. Die Webseite von «Bauern Schweiz» ist nützlich, doch es gibt viele weitere Läden, vermutlich ganz in Ihrer Nähe: Darum lautet das Fazit: Augen auf und geniessen!

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