Benutzererlebnis
Wenn wir in unserer Redaktion zum Beispiel von der Gemeindeverwaltung Menziken, der reformierten Kirchgemeinde Reinach-Leimbach oder von der Kantonspolizei Aargau ein elektronisches Dokument bekommen, klickten wir es bisher an und man konnte es praktischerweise einfach so lesen. Es ist jedoch nicht lange her, als unsere Computer eine kleine Neuerung eingeführt haben, angeblich um die Arbeit effizienter zu machen und das Benutzererlebnis zu verbessern. «Was gibt es Effizienteres, als ein Dokument zu öffnen und es zu lesen», dachte ich und willigte der zertifizierten und digital signierten Installation des Updates ein, damit mir das verbesserte Benutzererlebnis ganz sicher nicht entgeht. Das dauerte jedoch einen Moment und ich holte mir einen Kaffee.
Als ich nun gespannt das Dokument der Kantonspolizei lesen wollte, wurde ich in einem gelben schmalen Balken am oberen Bildschirmrand darüber informiert, dass allfällig vorhandene Bilder aus Sicherheitsund Datenschutzgründen nicht automatisch geladen würden. Ein Klick auf «OK» führte aber noch nicht zum gewünschten Resultat, denn in einem weiteren Dialogfenster erfuhr ich, dass die im Dokument enthaltenen Links möglicherweise gefährlich sein könnten und ich diese nur anklicken soll, wenn ich dem Absender wirklich vertraue. Ich vertraue natürlich sowohl der Gemeindeverwaltung Menziken wie auch der reformierten Kirchgemeinde Reinach-Leimbach und in den allermeisten Fällen auch der Kantonspolizei und bestätigte mein Vertrauen, indem ich auf «Absender vertrauen» klickte. Leider konnten nun aber nicht alle Schriftarten online geladen werden und ich solle doch bitte erneut auf «OK» klicken, um diese zu installieren. Weil ich aber eine veraltete Datenbank-Version hätte, würde auch diese vorgängig erneuert – dafür müsse ich jedoch über Administratorenrechte verfügen und wenn ich nicht wüsste, wie ich Administratorenrechte bekäme, soll ich doch bitte den Administrator fragen. «Aha», dachte ich und stimmte der Prozedur unter Einbezugnahme eines Administrators zu, denn langsam sehnte ich mich nach diesem verbesserten Benutzererlebnis. Das dauerte jedoch einen Moment und ich holte mir einen Kaffee.
Bei meiner Rückkehr war die Maschine mit dem Öffnen des Briefes noch immer nicht ganz fertig, also durchstöberte ich die Briefe, die der Pöschtler soeben vorbei gebracht hat. Eine wirklich praktische Sache, diese Briefpost: Man öffnet sie und kann den Inhalt sofort lesen. Und ich sage Ihnen, das Benutzererlebnis ist der Wahnsinn.
Remo Conoci
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