Streiflicht

Do, 21. Nov. 2024

Dubai

Bestimmt haben Sie auch schon von ihr gehört: Dubai-Schokolade ist derzeit in aller Munde! Nicht wörtlich, denn dafür gibt es von der süssen Versuchung viel zu wenig. Die Herstellung sei sehr aufwändig und den Trick, wie eine Massenproduktion der vielgepriesenen Köstlichkeit möglich wäre, haben die Créateurs de chocolat noch nicht gefunden.

Das ist eigentlich erstaunlich, denn es ist nun doch schon ein Weilchen her, seit die ersten Infaulenz ... pardon ... Influencer Videos dieser mit grüner Pistazienmasse gefüllten Schokoladetafel ins Netz stellten. Dabei ist mir, ehrlich gesagt, schleierhaft, was an dieser Schokolade so besonders sein soll. Rein aufgrund des Gesehenen wäre ich jedenfalls nie und nimmer auf die Idee gekommen, dass ich mir so eine Dubai-Schoggi kaufen müsste. Ist es nicht so, dass Produktenamen korrekt angeben müssen, was drin ist? (Würde das aber konsequent durchgezogen, gäbe es wohl auch keine Kinder-Schokolade oder Bauern-Bratwürste mehr.) Ok, viellleicht ist ja tatsächlich Schokolade drin, aber Dubai bleibt wo es ist. Abgesehen davon hat diese Schokolade mit Dubai wohl etwa gleich viel zu tun, wie Kamelmilch mit Emmentaler-Käse. «Es kommen immer mehr süsse Trends aus dem arabischen Raum nach Europa», sagt Katja Bopp, Chefredaktorin des Fachmagazins «Choco Guide» auf Anfrage. Auch ihr ist der Hype um die Dubai-Schoggi natürlich nicht entgangen. Im Choco Guide 2025 (ab 5. Dezember am Kiosk erhältlich) wird die Dubai-Schoggi ein (kleines) Thema sein. «Für die Schokoladebranche ist Aufmerksamkeit immer gut! Dabei sollen aber die Qualität und Frische im Zentrum stehen.» Ist Dubai-Schoggi also einfach nur das Produkt geschickten Marketings?

Jedenfalls sah man mich in den letzten Tagen in verschiedenen Geschäften nach entsprechenden Tafeln suchen. Aber nicht, weil ich dem Tiktok-Hype doch erlegen wäre, sondern weil mich der Gwunder stiess, was es mit dem Phänomen auf sich hat. Um es kurz zu machen: Nein, ich habe keine Dubai-Schokolade ergattern können. In einem Café in Reinach gabs zumindest Dubai-Cookies oder Dubai-Berliner für je rund 4 Franken. Das ist Geschäftssinn (obwohl mit dem Präfix «Dubai» wohl auch ein höherer Preis dringelegen wäre)! In manchen Geschäften wurde mir beschieden, dass man keine Dubai-Schoggi im Sortiment habe, «weil wir nicht jeden Seich mitmachen.» Irgendwie nachvollziehbar. So haben wir in unserer Redaktion einen streng unwissenschaftlichen Test durchgeführt und verschiedene Schokoladen mit Pistazien degustiert. Ergebnis: Die Geschmäcker sind verschieden. Und: Gute Schokolade gibts überall − man braucht also nicht stundenlang vor einem Geschäft die Nacht zu verbringen − und kostet keine 16 Franken pro Tafel.

Wenn der Name Dubai und vielleicht ein Hauch von Grün wirklich jeden noch so unverschämt hohen Preis rechtfertigen würden, müssten wir ab sofort das Wynentaler Blatt in Dubaitaler Blatt umbenennen. Und meinem Freund, der eine Tankstelle betreibt, würde ich raten, seinen Treibstoffen ein paar Tropfen Pistazienöl beizumischen und sie als Dubai-Benzin oder Dubai-Diesel zu verkaufen. Wenn diese Meldung viral geht, bin ich auf die Schlangen vor seiner Tankstelle gespannt.

Roland Marti

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Kommentare

Hallo Roland Ein wirklich spannender Beitrag! Dennoch möchte ich hinzufügen: Die Dubai-Schokolade ist eine ganz besondere Kombination. Wusstest du, dass ihr Ursprung tatsächlich in Dubai liegt? Nein? Jetzt weisst du es! Die Geschichte dahinter ist genauso faszinierend: Eine schwangere Frau mit Heisshunger auf Schokolade, Pistazien und Engelshaar (auch als Kadayif bekannt) hat diese aussergewöhnliche Schokoladenkreation ins Leben gerufen. So begann der ganze „Hype“, wie meine Enkel sagen würden. Ich hatte das Glück, sowohl gekaufte als auch selbstgemachte Varianten probieren zu können – beide waren einfach vorzüglich. Lieber Gruss Ursula

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