«Es kann auch Sie treffen!»

Do, 27. Feb. 2025
Am Informationsanlass «Cyberkriminalität» der Kapo Aargau, wurden die Zuhörer auf empathische und verständliche Weise über die verschiedensten Betrugsmaschen aufgeklärt. (Bild: jaf.)

Das Interesse am Informationsanlass «Cyberkriminalität» der Kantonspolizei Aargau war enorm. Ein durchmischtes Publikum traf sich in der Mehrzweckhalle Eggen in Meisterschwanden, um sich mit Wissen gegen die Betrüger zu wappnen.

jaf. «Ich möchte Bescheid wissen, worauf man achten muss» und «Ich möchte die Gefahr minimieren» waren oft gehörte Teilnahme-Motive des Publikums vor Beginn der Veranstaltung.

Nach der prägnanten Begrüssung verlor Fachspezialist Bernhard Hitz der Kantonspolizei Aargau keine Zeit, um direkt mit der ersten Betrugsmasche zu beginnen. Empathisch erklärte er: «Die Betrüger handeln zeitnah und sind sehr aktuell.» Hitz erzählte von einem Beispiel Anfang dieses Jahres, wobei falsche Webseiten im Internet kursierten, um potenzielle Opfer mit dem Verkauf von E-Vignetten in ihre Falle zu locken.

Doch nicht nur das Vertrauen in eine falsche Webseite kann fatale Folgen haben. Ebenso sind betrügerische SMS, Anrufe, Whatsapp oder über Social Media oft genutzte Kanäle krimineller Machenschaften. Dabei sagte Hitz mit Nachdruck: «Seriöse Dienstleister fragen nie per Mail oder Telefon nach Passwörtern oder Kreditkarten. Auch die Polizei fordert das Bezahlen einer Busse nie mit einem Link oder Button ein.»

Bernhard Hitz schilderte zu jedem Thema reale Fälle, die das Publikum regelrecht schockierten. Wie der Fall einer älteren Dame, die durch ein verlockendes Investitionsangebot einen Schaden von 900000 Franken erlitt. Sie wurde auf perfide Art zu immer mehr Investitionen aufgefordert. Dazu erlangten die vermeintlich hilfsbereiten Betrüger die Erlaubnis der Dame, per Fernzugriff auf ihren Computer zugreifen zu können.

Nebst den eindrucksvollen Fallschilderungen unterstützte der sympathische Kantonspolizist seine Erzählungen mit aussagekräftigen und einfach verständlichen Bildern. Das Publikum nutzte die Möglichkeit, die übersichtlich aufgelisteten Tipps und Gefahren auf der Leinwand zu fotografieren.

Heimtückisch

Weniger bekannt ist der Begriff «Moneymule», zu Deutsch: Geldmuli. Oft in Zusammenhang mit einem verlockenden Jobangebot wird dabei das Konto des Opfers zum Geldwaschen missbraucht. «Dabei macht man sich selbst strafbar, ohne etwas getan zu haben», sagt der Kantonspolizist.

Altbekannt, aber nach wie vor weit verbreitet, ist der «Lovescam». Der Aufwand, den die Liebesbetrüger in Kauf nehmen, um ihr Opfer zu täuschen, ist gewaltig. Hitz meint, dass in China mit Models ganze Leben nachgestellt werden, damit die Fotos für die Betrügereien zu Lasten der Liebe genutzt werden können. Im Jahr 2024 sind 59 Meldungen bei der Kapo Aargau eingegangen. Der Schaden beläuft sich auf unglaubliche 2’869’884 Franken. Die Opfer sind oft schambehaftet, deshalb schätzt die Polizei die Dunkelziffer auf das 20-fache höher.

Emotion, Schock und Druck

Mithilfe von künstlicher Intelligenz wird es immer schwieriger, die Betrüger zu entlarven. Gesichter, Stimmen, ja ganze Videos können mit KI gefälscht werden. In Verbindung mit den Enkeltrickbetrügern warnt Hitz hierbei eindringlich. «Lassen Sie sich nicht täuschen», sagt der Kantonspolizist. Oft können Kriminelle Insiderwissen, wie zum Beispiel die Automarke über Social Media herausfinden. Genauso kann mit KI die Stimme aus einem Video kopiert werden und damit können dann eigene Sätze erzeugt werden, welche die kopierte Person nie gesagt hat. Bernhard Hitz zeigt passend dazu ein mehrminütiges Video von Tom Cruise. Nicht wissend, warum Hitz dieses Video abspielte, machte sich Unruhe im Publikum bemerkbar. Der Kantonspolizist klärte auf: «Das Video ist nicht echt. Mittels künstlicher Intelligenz wurde «Face swapping» zu Deutsch «Gesichtertausch» angewandt.» Dabei wird auch die Mimik auf das Gesicht übertragen. Eine Software, die ursprünglich für die Lippensynchronisation in Filmen entwickelt wurde.

Hitz machte am Ende seines eindrücklichen Vortrags nochmals deutlich, dass am besten bereits bei Verdacht, jedoch unbedingt bei bereits vollzogenem Betrug die Polizei einzuschalten sei. Anschliessend wurde der Apéro eröffnet. Der interessante und lehrreiche Vortrag sorgte beim Publikum für reichlich Gesprächsstoff. Auch das Angebot der Kapo Aargau, allfällige Fragen zu beantworten, wurde rege genutzt. Gleichzeitig konnte das Publikum vor Ort die Fremdverwendung der eigenen E-Mail-Adresse überprüfen lassen.


Allgemeine Tipps
– Firmensitz überprüfen
– Nie Fernzugriff erlauben (ausser seinem IT)
– Mit Mauszeiger auf «Button» fahren, ohne zu klicken. Angezeigten Link kopieren und bei Google Suche eingeben.
– Auf Schreibfehler und Unstimmigkeiten achten
– Absender überprüfen
– Bei Unsicherheit bei der Polizei (Telefonnummer 117) nachfragen
– Auf der Webseite «Trustpilot» Firma suchen und Bewertungen lesen
– Fotos mit Google Bildersuche überprüfen
– Auch bei der Polizei darf der Ausweis verlangt werden
– Keine Muster oder Worte in Passwörter benutzen
– Passkey verwenden
– Hinterfragen und misstrauisch sein

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