Es hätte auch ganz anders kommen können. Ein junger Verteidiger und Goalie träumte auf dem Fussballrasen des FC Bützberg von der zukünftigen Karriere – doch das Manuskript des Lebens hatte für Roli Marti bereits einen anderen Weg eingeläutet. Statt mit dem Ball spielte er fortan mit Gedanken und Texten. Den Sport liebt er bis heute – nur steht nun Handball statt Fussball an erster Stelle. Kreativität prägt sein Leben. Der Redaktionsleiter des Wynentaler Blatts glänzt mit Selbstironie, Teamgeist und einer spürbaren Liebe zum Menschen. Ein Sommermoment mit Humor- und Glücksmomenten.
dr. Hätte Roli Martis Fussballerkarriere funktioniert, wäre er heute ein Ballkünstler, erzählte er lächelnd beim Sommermoment-Interview unter den lauschigen Blättern der alten Bäume im «Schnägge-Gärtli». Und wenn gar nichts funktioniert hätte, wäre er wohl Bodyguard geworden, ergänzt er mit einem Augenzwinkern. An der 1. Augustfeier 2024 in Dürrenäsch bewies er sein schauspielerisches Talent als entschlossener Leibwächter neben Festredner Remo Conoci, dem ehemaligen Redaktionsleiter des Wynentaler-Blatts. Rückblickend wohl einer seiner denkwürdigsten Auftritte – mit nachhaltiger Wirkung. «Ich werde immer wieder auf diesen kurzen Moment angesprochen», meint er schmunzelnd. Aber keine Sorge: Für eine Security-Karriere sei definitiv kein Platz mehr.
Wynentaler Blatt
Vor einem Jahr hatte Roli Marti die Nachfolge vom abtretenden Redaktionsleiter Remo Conoci angetreten. Er führt sein Team mit Respekt und Umsicht und es ist nicht übertrieben zu sagen, er ist der Fels in der Brandung auf der Redaktion. Seine drei Redakteurinnen und er bilden ein Superteam und man spürt, wieviel Freude ihm diese Arbeit schenkt. Nicht nur das Team zu führen, sondern sich kreativ am Entstehen einer der letzten unabhängigen Zeitungen einzubringen. Das ist, was er von Herzen liebt. Das Wort. Gewürzt mit einer Prise Humor. Roli Marti, ein Medienprofi durch und durch.
Seine Liebe zum Wortwitz zeigte sich bereits in der RS. Während andere Rekruten sich «Fresspäckli» in die RS schicken liessen, abonnierte er den Nebelspalter. Sein Gespür für die feinen Nuancen des Humors und seine grosse Sensibilität schlummerten bereits in den Jugendjahren des zukünftigen Schreiberlings.
Tausend Geschichten und ein Glückspilz
Dass er einmal Redaktionsleiter einer Zeitung werden würde, hätte sich Roli Marti bei all dem Ernst des Lebens nie vorstellen können. Und doch kreuzten Medien, Medienmacher und Zeitungen immer wieder seinen Weg.
Seine ersten journalistischen Gehversuche verdankte er einem Preisausschreiben des Sonntags Blicks: Mit einem richtigen Tipp schickte ihn die Glücksgöttin – damals waren es ganz klar noch Göttinnen, heute wohl eher Götter – zusammen mit ein paar anderen Glückspilzen zum Formel-1-Rennen nach Jerez in Spanien. Dort logierte er im selben Hotel wie der legendäre Sportreporter Gerd Million vom Radio Südwestfunk. Ein kurzes Gespräch genügte, und der junge Marti durfte ihm beim Rundenzählen helfen. Szenen eines Drehbuchs des Schicksals.
Und das Glück blieb ihm treu: Jahre später gewann er eine Busreise zu einem weiteren Formel-1-Rennen. Auch beim Fussball griff Fortuna ein – bei einem Spiel warf der damalige Reiseveranstalter Kuoni gesponserte Bälle mit Preisen ins Publikum. Roli Marti fing einen. Die achtzehnjährige Karriere als Fussballer war also nicht umsonst, denn: «De Goalie be eg.»
Der Gewinn führte ihn per Gratisflug nach Rom, wo er – wie er selbst sagt – eine grossartige Zeit hatte und «alte Steinhaufen» bestaunte.
Regional-Fernsehen
Der Mann für spannende Geschichten. Als Werbetexter, Social-Media-Verantwortlicher, erstellte er Fan- und Personalzeitungen. Seine Liebe für das geschriebene und gesprochene Wort führte ihn 2002 zum Fernsehsender ALF. Dort leitete und betreute er das Sportmagazin «Goal». «Wir waren sehr offen, was das Thema Sport im Sendegebiet anbelangte», erzählte er amüsiert. So berichteten sie über die absolute Randsportart «Kanu-Polo» und hatten in der Sendung auch mal einen Schweizer Meister im Kreuzworträtseln portraitiert. Es ist so, die guten Geschichten liegen auf der Strasse. Auch beim Fernsehen.
Comedy-Trio «Verucktiko»
Nicht nur in den Medien ging es für Roli Marti um Geschichten – über zwölf Jahre lang tingelte er mit dem Comedy-Trio «Verucktiko» durch die Schweiz. Immer mit demselben Programm, versteht sich. «Die Leute wollten genau diese Art von Humor sehen – diese Geschichten, die sie teilweise schon auswendig kannten», erzählt Marti.
Und es wäre nicht Roli Marti, wenn auch diese Episode keine Schlusspointe hätte: Nach zwölf Jahren wagte das Trio den Wechsel, studierte ein neues Programm ein – und löste sich nach der ersten Aufführung auf. Geschichten eben, direkt aus dem Leben.
Neben der Arbeit beim Wynentaler Blatt ist er als Theaterschauspieler beim Bühnen-Virus 22 in Gränichen engagiert. Bis diesen Sommer führte er zudem das Präsidium der Kulturkommission Schönenwerd. Dem Sport ist er treu geblieben, er ist Ehrenmitglied des Handballvereins HSC Suhr-Aarau und sorgte während vielen Jahren im Fanclub mit Pauke und Ganzkörpereinsatz für Stimmung.
Herzblut
Zurück zum Wynentaler-Blatt war die Frage: was es für ihn bedeute, eine Zeitung für das Wynental und angrenzende Täler zu produzieren. «Herzblut» antwortete er wie aus der Pistole geschossen. Es sei unglaublich viel Herzblut in der Zeitung. Sei es von den redaktionellen Beiträgen über die Polygrafen, Werbeverantwortlichen und in der Administration. Überall spüre er dasselbe Herzblut. «Der Wynentaler» wäre eine Zeitung für die Menschen. Ein Organ, welches darüber berichtet, was im Dorf laufen und was die Menschen bewegen würde. Die grosse Herausforderung sei einfach, dass man den Überblick nicht verlieren dürfe. Er liebt das Schreiben der Kolumnen und freut sich übrigens über viele Leserbriefe. Diese würden die Stimmung der Region gut wiederspiegeln. Es sei wichtig, dass man den Leuten auch da eine Möglichkeit geben würde, einer Meinung einen Raum zu geben.
Ein kurzer Blick auf die Uhr verrät: Die Zeit ist davongeflogen. Der nächste Akt mit Schreibblock und Stift wartet bereits – und wir freuen uns darauf.
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