In der Veranstaltungsreihe des Erzähltals besuchten zahlreiche Interessierte letzten Sonntag den Wannenhof in Unterkulm. Dort hiess die Familie Müller die Besucherschar auf ihrem Hof willkommen und zeigte zusammen mit Daniel Märki die lange Reise vom Korn bis zum frisch gebackenen Brot.
jaf. «Es ist der Dank an Mutter Natur für die Ernte», erzählte Michèle Hennig, Mitorganisatorin des Erzähltals, in ihrer Ansprache. Gemeint war das Erntedankfest. Ein Fest, welches früher auch in diesen Regionen stark verbreitet und mit verschiedenen Bräuchen zelebriert wurde. Inmitten der Naturidylle, zwischen weitläufigen Feldern und Wald, machte es sich auf dem Hof der Familie Müller ein durchmischtes Publikum gemütlich.
Der lange Weg
Ebenso malerisch war es auch hinter dem Haus. Dort stand zwischen Teich und reichbewachsenem Gemüsegarten in einem kleinen Häuschen der traditionelle Steinbackofen, wo später das Brot gebacken wurde. Bevor es so weit war und die Besucher Hansruedi Müller beim Backen über die Schultern schauen durften, erfuhren sie viel Wissenswertes über das kleine wertvolle Korn.
Angefangen von der richtigen Planung des Bauers, über die Herausforderungen bis zur Ernte schilderte Hansruedi Müller den langen Weg, bevor der Genuss eines frischgebackenen Brotes überhaupt möglich wird. Zum Beispiel sei der Pilz «Mutterkorn» zurückgekehrt. Ein Pilz, der bereits im 17. Jahrhundert Ähren befiel und nur in speziellen Annahmestellen entfernt werden kann.
In seiner Präsentation wurde spürbar, das, was er macht, macht er mit Leib und Seele. Mit dynamischer Stimme und ebenso kraftvoller Gestik verriet er dem Publikum: «In unserer Region machen wir ausschliesslich Wintergetreide». Dies wird je nach Sorte zwischen September und Dezember angesät und braucht anders als das Sommergetreide 40 bis 80 Tage zwischen 0 und 5 Grad. Ebenso ist der Landwirt bei der Erntezeit auf das richtige Wetterverhältnis angewiesen. Dann sollte es heiss sein, damit das Getreide lediglich noch 14,5 Prozent Feuchtigkeit enthält. Spielt Mutter Natur bei den Wetterbedingungen nicht mit, entsteht Auswuchsgetreide und die Ernte kann nur noch als Futter verwendet werden.
Wichtiges Nahrungsmittel
Nach dem Stichwort Ernte übernahm der Berufsmüller Daniel Märki das Wort.
Nicht weniger passioniert in seinem Tun erfuhren die Besucher unter Anderem von ihm, dass es über 100 Mehlsorten gibt. Ein Getreide sei aber massgeblich: der Weizen.
«Weizen ist eines der wichtigsten Nahrungsmittel der Welt. Er kann bei richtiger Lagerung 10 Jahre gelagert werden.» Ein Blick ins Publikum zeigte viele erstaunte Gesichter. Als engagierter Müller weiss auch Märki vieles über die verschiedenen Getreidesorten zu berichten. So ist der Urdinkel eine geschützte Marke. Diese konzentriert sich auf unveränderte Dinkelsorten, welche widerstandsfähiger sind und eine bessere Verträglichkeit aufweisen.
Nach dem facettenreichen Einblick in die Getreidewelt folgte schliesslich die Weiterverarbeitung des vom Landwirt und Müller hergestellten Getreides.
Das Tochter-Vater-Duo Müller formte den vorbereiteten Teig und erklärte die nächsten Schritte. Inzwischen kamen die Besucherinnen und Besucher in den Genuss, die vorgebackenen Brote zu degustieren. Die Gemeinde Unterkulm offerierte dazu die Getränke und Häppchen. Während die einen versuchten, ihren Brotfavoriten ausfindig zu machen, verfolgten die anderen die geschickten Handgriffe von Hansruedi Müller in der Backstube. Ganze zwölf Brotteiglinge kann er im traditionellen Steinbackofen gleichzeitig backen. Die richtige Temperatur des Backrohrs sei bei 250 Grad, erzählte Müller. Ist dieser zu heiss, bleibt nichts anderes übrig, als mit einem durchnässten Lappen den Ofen abzukühlen und abzuwarten. Die Teiglinge gediehen im Ofen zu schmackhaften Broten und der Duft von frischem Brot und Feuerholz verbreitete sich allmählich in der Luft. Unterdessen standen Hansruedi Müller und Daniel Märki den interessierten Besuchern für weitere Fragen Red und Antwort.
Es war ein rundum gelungener Nachmittag, der dem Publikum mit dem vertieften Einblick in die Getreidewelt, die Wertschätzung dieses alltäglichen Nahrungsmittels auf eine nahbare Weise aufzeigte. In idyllischer Umgebung, mit frisch gebackenem Brot und der Herzlichkeit der Gastgeber fand der Anlass einen gemütlichen Ausklang.
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