In Gränichen grassiert im Moment der Virus. Nicht der Grippevirus, sondern derjenige der Theaterbühne, genannt Virus Theatricus. Er ist nicht verwandt mit dem Virus Influenza, sondern ist einer der ansteckendsten Viren überhaupt. So steht es im Programmheft des Theaters «Schüsse im Schloss» der Theatergruppe «Bühnen-Virus 22». Am Samstagabend feierte das Ensemble die Premiere der Kriminalkomödie «Schüsse im Schloss». Eine turbulente Aufführung, die nicht nur spannend war, sondern auch schauspielerisches Können in seiner ganzen Vielfältigkeit zeigte.
dr. Mit ihrer packenden Inszenierung «Schüsse im Schloss» startet die Theatergruppe «Bühnen-Virus 22» aus Gränichen in die diesjährige Theatersaison. Welche Geschichte versteckt sich hinter diesem fesselnden Titel, der beinahe an einen der legendären Edgar Wallace Filme erinnert? Das Stück aus der Feder von Claudia Gysel überzeugt mit Spannung und kriminalistischem Feingespür für genussvolle Theatermomente. Kurz gesagt: Edgar Wallace war gestern, heute ist Bühnen-Virus 22. Die «verrückte Truppe», wie der Präsident Bruno Niklaus im Vorwort des Programmhefts scherzend schreibt, spielt die Inszenierung professionell, mit Begeisterung und der Liebe zum Detail. Barbara Marti bearbeitete die Komödie, übertrug das Werk passend ins Wynental und führt Regie.
Vor dem Auftakt
Schon beim Betreten der Mehrzweckhalle ist klar: Hier sind bereits alle Besucher und Mitglieder der Theatergruppe mit dem erwähnten Virus infiziert. Eine leicht angespannte Stimmung herrscht im Saal. Beinahe «fiebrig», könnte man sagen. Über einhundertfünfzig Besucher sitzen bereits auf den Stühlen oder geniessen die feinen Pastetli, die vorab von der Küche hervorgezaubert wurden. Die Tische, zart geschmückt mit gelben Rosen, zeigen: Hier legt man Wert auf jede Kleinigkeit und auf das Wohlbefinden der Gäste.
Im «Schlosshotel Liebegg»
Apropos Gäste: Das «Schlosshotel Liebegg» ist Bühnenaustragungsort der Kriminalkomödie. Empfangen wurde das Publikum vom reizenden Gärtner oder besser gesagt, dem multifunktionalen Hausangestellten Henry. Er entführt die Zuschauer in die Welt des Schlosshotels, bestehend aus Ehepaaren und anderen gierigen Hotelgästen. Zusammen mit spannenden Theatercharakteren wie Polizisten und Detektiven entdecken sie die Schwierigkeiten bei einer Schatzsuche. Und noch vielem mehr. Eine abwechslungsreiche Folge an Szenen entwickelte sich über die drei Akte zu einem überraschenden Schlussbouquet an Emotionen und Aufregung, virtuos dargeboten und bestens unterhaltend.
Starke Charaktere
Roman Eichenberger spielt den ambitionierten Schlossgärtner Henry. Eichenberger kann mit dieser Rolle seine grosse Ausdrucksform in dieser vielseitigen Rolle zeigen. Ob als nervenschwacher Gärtner, einem Traum hinterherjagend, oder als Schlossdiener mit einer starken Liebe zu Geld – Roman Eichenberger brilliert in allen Facetten. Das Publikum erliegt seinem Charme und leidet mit seiner Verzweiflung punkto Garten.
Auch die Darstellung der Schlossherrin, gespielt von Simone Fankhauser, überzeugt mit einer grandiosen Leistung an Mimik und Schauspielkunst. Nichts ist so schwierig zu interpretieren wie eine unsympathische Person. Fankhauser verkörpert dies nicht nur, sie wurde zur habgierigen Madeleine von Burg. Eine grossartige Darbietung für diese anspruchsvolle Figur. Der Dritte im Bunde, Roli Marti als naiver Hausherr und liebevoller Ehegatte einer geldgierigen Frau, rundete das Trio der Hauptprotagonisten ab. Martis erstklassige Verkörperung des Albert von Burg bringt die Ruhe in die Hektik und in das entstehende emotionale Durcheinander. Grossartig gespielt. Das betrifft die ganze Theatergruppe. Barbara Marti hat mit feinem Gespür für Situation und Komik die Fäden des Theaterspiels an den richtigen Stellen gezogen.
Junge Talente
Erfreulich zu sehen ist, dass auch junge Talente sich ebenbürtig einbringen dürfen. Stefanie und Nathalie Marti in den Rollen von Hausmädchen und Nonne gehören klar zu den Publikumslieblingen. Auch die dreizehnjährige Elena Metzger als handysüchtige Mona Mayerhofer spielt die Rolle so perfekt, dass man schon im Programm darauf hinweisen musste, dass ihre Rolle nichts gemeinsam habe mit ihrem richtigen Leben. Kurz, jeder der zahlreichen Charakteren wird mit viel Liebe zum Detail zum Leben erweckt und überzeugt mit jedem gespielten Wort.
Lustige Pointen zur Politik oder der Gesellschaft, spielerisch gekonnt eingefügt, sorgen für eine sympathische Situationskomik. Kurz: Die Besucher verschmelzen mit der Geschichte und die Lachmuskeln werden trainiert und strapaziert. Aber, gibt es einen schöneren Abschluss eines Abends, als ihn mit einem leichten Ziehen der Bauchmuskeln, genannt Bauchmuskelkater, als Folge der vielen Lacher zu beenden?
Jetzt die letzten Aufführungen besuchen
Ob der Schlossherr tatsächlich um 12 Uhr Mitternacht ermordet werden soll, ob Schüsse im Schloss fallen werden oder gar die Maulwürfe ihr Unwesen treiben – diese Fragen können nur beantwortet werden, wenn man die fesselnde Inszenierung selbst besucht hat.
Am Wochenende des 10. und 11. Oktober finden die beiden letzten Aufführungen dieser spannenden Kriminalkomödie statt. Anmeldungen unter Tel. 079 650 02 48 (von 17 bis 19 Uhr).
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