Mit dem Begriff «Soziokulturelle Animation» können viele Menschen nichts anfangen. Meinrad Dörig und seine Nachfolgerin Jessica Zybach hingegen füllen ihn täglich mit Leben. Eine Momentaufnahme
grh. Eigentlich war der 30. September sein letzter Arbeitstag. Doch nach mehr als zehn Jahren im Job (Meinrad Dörig hat als Wynentaler Jugendarbeiter angefangen, Impuls Zusammenleben mitinitiiert und den Fachbereich Soziokultur aufgebaut und geleitet) ist das Weitergeben von Kontakten und Abläufen ein Prozess, welcher sich nicht per Knopfdruck beschliessen lässt. «Jessica soll die bestmögliche Ausgangslage haben.» Sie lächelt und beschreibt ihre Startphase sehr bildhaft. «Es ist wie ein Teppich, gewoben aus verschiedensten Fäden in leuchtenden Farben. Ich studiere dieses Kunstwerk genau, um dann weiterweben zu können.»
Dafür bringt die 33-Jährige beste Erfahrungen mit. Die ausgebildete Lehrerin war 12 Jahre als Jugendarbeiterin in der Stadt Aarau tätig, zwei davon als Teamleiterin. Parallel dazu schuf und etablierte sie den Fachbereich Kinderförderung. Was zog sie ins Wynental? «Ich möchte mich in einer ländlicheren Umgebung engagieren, direkter mit den Menschen Projekte anpacken können.»
Kein Konsumationsangebot
«Mit den Menschen Projekte anpacken» - der Satz fällt immer wieder.
Steht er für «Soziokulturelle Animation»? Meinrad Dörigs Gesicht wird ernst. «Soziokulturelle Animation übersetzt man am besten mit «Die Kultur des Zusammenlebens fördern».» Das beschränke sich nicht auf eine Altersgruppe und sei kein weiteres Konsumationsangebot. «Die meisten Menschen assoziieren unser Berufsfeld mit «Jugendarbeit», was wiederum mit sogenannten «Problemfällen» verbunden wird.» Dabei gehe es darum, Menschen zu vernetzen, sie in der Begegnung zu eigenen Projekten zu motivieren. «Das können ebenso Jugendliche wie Eltern, Alleinstehende oder Senioren sein. Die eigene Selbstständigkeit macht glücklich.»
Erzählen contra Erleben
Jessica Zybach nickt immer wieder, während Meinrad Dörig spricht. «Vielleicht ist es auch das, was es schwer macht, die Arbeit zu erklären, was sie bei den Menschen bewirkt, kann nicht einfach sichtbar gemacht werden», fügt sie hinzu. Natürlich gebe es Events, sagt Meinrad Dörig: «Aber ich erfinde jetzt mal ein Beispiel: Dass eine junge Frau beim Bau eines Marktstandes ihre Liebe zur Schreinerei entdeckt und dann endlich einen Einstieg in die Berufswelt findet, das ist sehr persönlich. Diese Geschichten kann man nicht einfach weitererzählen.» Welche Eigenschaften stärken Jessica Zybach in diesem Alltag? «Ich denke, es liegt an mir, aus den Beobachtungen von Menschen, ob allein oder in Gruppen, die richtigen Schlüsse zu ziehen. Mir fällt es nicht schwer, an einem Projekt dranzubleiben, Biss zu zeigen, ohne verbissen zu werden.»
Was nimmt Meinrad Dörig aus den vergangenen Jahren mit? «Junge Menschen bieten einem immer wieder andere Blickwinkel an. Sie hinterfragen Gegebenheiten, sind in ihrer Ehrlichkeit spontan, sehr agil in ihrer Denkweise. Und das möchte ich weiterpflegen, nicht stehenbleiben.» Ist das der Hinweis auf eine kommende Reise? Meinrad Dörig antwortet mit einem Schmunzeln: «Es ist der Hinweis, dass ich genau das machen werde, was ich möchte.»
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