Streiflicht

Do, 20. Mär. 2025

Skination

«Während des Essens wird nicht ferngeschaut.» Als wäre es gestern, erinnere ich mich an die mahnenden Worte meiner Eltern, wenn wir beim Mittagessen schräg durch die Stubentür auf den Fernseher schielen wollten. Eine Ausnahme gab es. Dann nämlich, wenn ein Skirennen über den Bildschirm flimmerte und Bernhard Russi, Roland Collombin, Heini Hemmi oder Maite Nadig um Weltcuppunkte kämpften. Der Skirennsport hat in der Schweiz einen besonderen Stellenwert − nicht zuletzt, weil er uns zuweilen auch immer wieder Olympiagold beschert.

Seit meiner Kindheit weiss ich um die schon fast legendäre Rivalität zwischen Österreich und der Schweiz im Skirennsport. Und dann mischten und mischen natürlich immer noch einige weitere mit. Die Crazy Canucks, die Norweger, die zurzeit sehr starken Italienerinnen, oder auch Einzelathleten wie Ingemar Stenmark, Alberto Tomba, Marc Girardelli, Markus Wasmeier oder Bode Miller bei den Männern sowie Hanni Wenzel, Anja Pärson, Lindsey Vonn oder Mikaela Shiffrin bei den Frauen. Aber was die Schweizer mit Marco Odermatt, Franjo von Allmen, Alexis Monney, Loïc Meillard, aber auch Lara Gut-Behrami, Camille Rast & Co. in diesem Jahr für eine Dominanz an den Tag legen, ist schon sehr beeindruckend. Aus Sicht der anderen Nationen ist es deprimierend. Wie sagte doch der österreichische Spitzenabfahrer Vincent Kriechmayr schon im Januar zur Krise im Austria Ski Team, als sich die Schweiz noch mit Doppelsiegen zufrieden gab und noch nicht an Dreifachsiege dachte? «Das Schlimmste ist das Mitleid der Schweizer.»

Zum Glück ist für die Zulassung von Sportarten zu den olympischen Spielen nicht die Anzahl an erfolgreichen Nationen massgebend, sondern die Zahl der Länder, in denen die Sportart praktiziert wird. Sonst hätte es ja sein können, dass uns die Konkurrenten unsere Olympia-Medaillen streitig machen, nicht indem sie schneller fahren, sondern gar nicht mehr antreten. Man stelle sich vor: Kein Schweizer Ski-Medaillenjubel mehr bei Olympia! Dann wären wir in dieser Sportart genau so weit wie beispielsweise im Hornussen oder im Schwingen. Dort führt die Schweiz zwar auch jede Weltrangliste an.Aber ich erinnere mich nicht, dass wir jeweils am Familientisch hätten Hornussen oder Schwingen gucken dürfen. Es darf also ruhig mal wieder ein Österreicher gewinnen.

Roland Marti

(Bild: Screenshot SRF)

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