Analoges in einer digitalisierten Welt

Di, 21. Nov. 2017
Symbolbild: Wynentaler Blatt (rc.)

Ein analoger Kommentar zum «Digital Day» an dem 30 grosse Unternehmungen, sowie die Bundesräte Doris Leuthard und Johann Schneider-Ammann den Menschen die Angst vor der digitalen Zukunft nehmen wollen.

 

Von Remo Conoci

Um die digitale Revolution kommen wir nicht mehr herum, soviel scheint klar. Den Schweizerpass gibts nur noch mit digitalem Fingerabdruck, mit dem Generalabonnement lässt sich eine digitale Spur quer durch die Schweiz legen, sogar die briefliche Abstimmung, die einst den Gang an die Urne und damit «das wahre Leben» ersetzt hat, soll seinerseits ebenfalls ersetzt werden, durch einen Klick im Internet.

Im Jahr 1990 wurde die allererste Webseite aufgeschaltet, inzwischen gibt es Milliarden davon. Telefone mit Wählscheibe wurden ebenso ersetzt, wie es den Radios mit UKW-Empfang an den Kragen gehen soll. Das renommierte Möbelhaus Hubacher in Rothrist wird seine Verkaufsfläche um die Hälfte reduzieren. Mit ein Grund dafür: das Internet.

Nicht einmal das Geld ist echt

Am ersten «Digital-Day» der Schweiz wird die Bevölkerung darauf sensibilisiert, dass «Digital» kein schwarzes Monster ist. Die Raiffeisen Gruppe beispielsweise führt heute Morgen in Oberentfelden verschiedene Referate durch; etwa zum Thema: «Werden Roboter unser Leben bestimmen? » oder «Wem gehören meine Daten?» Das Schweizer Radio und das Fernsehen stellen sogar ihre ganzen Tagesprogramme in den digitalen Fokus, wobei der digitalen Währung «Bitcoin» viel Raum gegeben wird. Bitcoins sind digitale Münzen, die erstmals vor zehn Jahren Anwendung fanden. Im Gegensatz zum Taschengeld wird diese Währung dezentral und vor allem anonym verwaltet. Alles was man braucht um Bitcoins auszugeben, ist eine Internetverbindung und eine Software. Und natürlich ein Händler, der diese Zahlungsart annimmt. Der digitalen Währung wird auch deshalb so viel Aufmerksamkeit eingeräumt, weil sie sinnbildlich für die Veränderungen im Leben steht. Digital steht nämlich auch für «nicht greifbar», um nicht zu sagen: «nicht real».

Analog bleibt «in»

Hat das Analoge demnach keinen Platz mehr in der digitalisierten Welt? Werden wir entsozialisiert, weil wir das Haus im Grunde nur noch zum Spass verlassen müssen? Trotz dem schier unaufhaltsamen Eindringen ins tägliche Leben, gibt es bereits erste Digitalverweigerer – ähnlich wie es Nichtraucher gibt, oder Nichtautofahrer, oder Veganer: eine Art Protest gegen das, was alle zu haben scheinen. So werden wieder vermehrt Vinyl-Platten als Tonträger verkauft, viele Menschen verzichten auf WhatsApp oder schalten weder TV noch Computer an.Auch die schleppende Verbreitung des neuen Radio-Standards DAB+ ist ein Zeichen dafür, dass die Menschen noch nicht vollends bereit sind, sich der Digitalisierung zu ergeben. Wenigstens eine teilweise Verweigerung scheint nicht mal die dümmste Idee zu sein im digitalen Wahn, den uns auch der «Digital-Day» wird vermitteln wollen.

Denn: Wir leben bereits heute in einer Welt, die quasi stehen bleibt, wenn Strom und Internet ausfallen. Selbst diese Zeitung machte unlängst diese Erfahrung: Ein Stromunterbruch führte zu einem Systemausfall verschiedener Computer.Aus der Ferne – sprich: digital übers Internet, liess sich das Problem nicht lösen. Der Support der Swisscom stiess an seine Grenzen. Was, wenn der Saft einen ganzen Tag lang weg bleibt? In der ganzen Schweiz? Der Auslöser für die Störung hätte übrigens analoger nicht sein können: Eine Ratte wollte sich durch das Stromnetz nagen. Das wirft die Frage auf: Sind wir überhaupt darauf vorbereitet, unser Leben der digitalen Bestimmung auszuliefern? Zweifel werden am heutigen «Digital-Day» hoffentlich angebracht. Mit der gedruckten Ausgabe des Wynentaler Blattes halten Sie übrigens eine analoge Publikation in Händen. Also etwas, das zum «Digital-Day» gar nicht passt.

Allerdings muss man wissen, dass auch bei der Produktion der Zeitung die Digitalisierung längst um sich gegriffen hat. Die Bilder werden auf SD-Karten gespeichert, übermittelt werden sie über eine VPN-Leitung – und ein Computer rechnet die Daten schliesslich in druckfähige Bildpunkte um. Anschliessend werden die Bilder zusammen mit den Texten (die im «InCopy» geschrieben und im «In- Design» gestaltet wurden) via Internet an die Druckerei geschickt, die das digitale Erzeugnis schliesslich via Druckerwalzen zurück ins Analoge versetzt. Eine echte Zeitung, die aus dem echten Leben berichtet. Auch – oder erst recht – hat sie am «Digital Day» eine Wertschätzung verdient.

Der Wert einer greifbaren Regionalzeitung hat auch das SRF Regionaljournal AG/SO thematisiert

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