Eine Fotografin und ein Schriftsteller haben mit ihren «Haiga», der Verbindung aus der japanischen Gedichtform «Haiku» und einem Bild, durchs Jahr geführt. Wie ist es Götti und Patentochter bei der Arbeit an diesen Werken ergangen? Ein Erlebnisbericht.
Schon vor dem Start haben Markus Kirchhofer und Elena Hunziker Spielregeln festgelegt. Das eine Mal würde er ihr den Text schicken, der sie zum Bild inspiriert. Das andere Mal bekäme er ein Foto, zu dem er das Haiku entwickelt. «Und jeder von uns hätte die Möglichkeit gehabt, sich einen zweiten Vorschlag zu wünschen, wenn der erste keine Resonanz geweckt hätte», ergänzt Elena Hunziker. «Richtig», sagt Markus Kirchhofer, «aber glücklicherweise haben wir diesen Plan B nie gebraucht». Sie lächeln beide, während sie vor dem inneren Auge ihre Werke Revue passieren lassen. Gestaltet haben sie die Haigas gemeinsam, wobei die Vielfalt der Möglichkeiten eine Herausforderung gewesen sei. «Ich habe viel über Schriften und deren unterschiedliche Wirkung gelernt», sagt Markus Kirchhofer.
Wie war es nach all den Vorbereitungen, das Haiga gedruckt zu sehen? «Natürlich war man besonders gespannt, wenn man am Erscheinungstag die Zeitung aufgemacht hat», sind sich die beiden einig, «es war immer eine Freude.» Welche Wünsche sind denn während ihrer Arbeit gewachsen? Elena Hunziker erklärt: «Die Textzeilen haben mich immer eine Weile begleitet, bevor die Bildidee entstand. Ich fände es schön, wenn es auch den Betrachtenden so gegangen ist, wenn unsere Haigas Assoziationen geweckt haben.» Markus Kirchhofer nickt und fügt hinzu: Sich von der Fantasie leiten zu lassen, hat etwas Offenes, Befreienden, finde ich.»
Vielseitig
Die Rückmeldungen sind positiv ausgefallen. Elena Hunziker hat die Haigas ab und zu im Status des Handys untergebracht. «So konnte mein Umfeld mal etwas ganz anderes als Auftragsarbeiten von mir sehen.» Er: «Ich bin direkt, persönlich auf unsere Arbeiten angesprochen worden.» Die Menschen hätten ihre Eindrücke und Interpretationen geschildert.
Markus Kirchhofer und Elena Hunziker sehen das Projekt als gelungen an. «Ich habe es genossen, mit dir zusammenzuarbeiten», sie sieht ihren Götti an, «sich regelmässig zu sehen und gemeinsam etwas zu erschaffen.» «Ich auch. Und du hast mir gezeigt, wie die Bildgestaltung und die Typografie einen Text beeinflussen.» Am 11. Dezember ist das letzte Haiga im Wynentaler Blatt erschienen. Ob dies auch der persönliche Projektabschluss ist, haben die beiden noch nicht definiert. «Ein Kalender wäre eine Variante», sinnieren die beiden. «Die Inspiration wird uns bestimmt nicht ausgehen.»
Graziella Jämsä

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