Die Post bildet Mitarbeitende, die Verantwortung übernehmen wollen, bereits früh aus: In Gränichen können Lernende ihre Lehre als Logistiker/in absolvieren und gleichzeitig während ihrer dreijährigen Grundbildung erste Erfahrungen und Kompetenzen in der Führung sammeln. Ein «Lernenden-Duo» ist für die tägliche Brief- und Paketzustellung verantwortlich und führt abwechselnd ein Team von insgesamt 18 Mitarbeitenden.
pd. Anders als in einer «gewöhnlichen» Post-Zustellstelle arbeiten in Gränichen insgesamt 11 junge Lernende, die ihre dreijährige Lehre als Logistiker/in Distribution EFZ absolvieren. Alle 6 Monate wird ein sogenanntes «Lernenden-Führungsduo» ernannt, welches die Zustellstelle leitet und die gesamte Verantwortung für die Postzustellung in der Region Gränichen übernimmt. Im aktuellen Führungsduo ist die 20-jährige Lernende Cendrine Willi. Sie sprüht nur so vor Energie: «Am Morgen früh sortiere ich die Post und lade sie auf den Elektroroller. Dann gehe ich auf Tour, das heisst, ich bringe den Kundinnen und Kunden Briefe und Pakete. Da ich anschliessend auch noch Planungs- und Organisationsaufgaben übernehme, ist meine Tour kürzer als die meiner Teamkollegen. Gerade die Abwechslung zwischen den beiden Aufgaben macht meine Arbeit aber sehr spannend. Den meisten Leuten ist nicht bewusst, dass die ganze Planung enorm wichtig ist, damit auch alles reibungslos funktioniert. Insbesondere bei unerwarteten Ereignissen wie zum Beispiel bei Ausfällen oder extremem Wetter müssen wir schnell reagieren.»
«Habe schon viel gelernt»
Führungsaufgaben findet Cendrine Willi genauso spannend: «Ich bin der Post dankbar, dass ich die Chance habe, während meiner Lehre bereits Verantwortung zu übernehmen. Das ist nicht selbstverständlich. Auf der menschlichen Ebene habe ich bereits viel gelernt: das nötige Selbstvertrauen, aber auch den respektvollen Umgang im Team. Ich habe auch gelernt, wie man mit Fingerspitzengefühl auf Kundenreaktionen eingeht.» Am Morgen findet jeweils ein kurzes Briefing mit dem ganzen Team statt. Cendrine Willi erklärt: «Ich habe gelernt, wie ich wichtige Informationen in einer verständnisvollen Art vermittle. Dazu gehört die Körpersprache, eine gesunde Portion an Selbstvertrauen, das Sprachtempo und die Menge an Informationen». Langfristig verspürt Cendrine Willi aber den Drang, sich ihren Lieblingsfächern Deutsch, Musik und Sport zu widmen: deshalb hat sie sich für ein Studium in der Pädagogik entschieden. In 5 Jahren sieht sich Cendrine Willi als Lehrerin in der Oberstufe. «Alles, was ich hier in Gränichen gelernt habe, werde ich eins zu eins in meinem zukünftigen Beruf anwenden können: der respektvolle Umgang mit Menschen oder das Coaching von Mitarbeitenden beispielsweise.»
Eine andere Perspektive
Grace Müller ist 18-jährig und im 2. Lehrjahr in Gränichen. Sie kann sich gut vorstellen, demnächst im Führungsduo das Team in Gränichen zu leiten. «Ich liebe es zu planen und zu organisieren, also die ganze Arbeit, die im Büro stattfindet. Gleichzeitig gefällt mir aber auch der Job als Pöstlerin sehr. Ich durfte auch schon einmal das Team führen: es ist wirklich eine andere Perspektive, das hat mir sehr gefallen. Seit letztem Jahr traue ich mir viel mehr zu, ich rede zum Beispiel nicht mehr so leise wie vorher. Ich habe gelernt, für mich selbst einzustehen und schnell zu reagieren. Hier sind wir wie eine grosse Familie, man lernt voneinander, man ist für die anderen da. Wir gehen respektvoll miteinander um. In 5 Jahren sehe ich mich durchaus in einer Führungsposition irgendwo bei der Post. Es ist aber noch zu früh, um zu sagen, in welchem Bereich dies sein wird. Es gibt vieles bei der Post, das mich interessiert. Ich lasse es auf mich zukommen.»
Weil das Projekt in Gränichen so erfolgreich ist, erwägt die Post, es auf weitere Regionen auszuweiten.
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