Streiflicht

Do, 28. Nov. 2024

Notvorrat

«Kluger Rat − Notvorrat» Als wäre es gestern gewesen, erinnere ich mich an das Plakat, das in meiner Kindheit zuhause an der Tür des Küchenschranks hing. Darauf waren Lebensmittel wie Teigwaren, Reis, Öl, Salz, Kaffee, Zwieback oder Schokolade aufgeführt. Auch Hygieneartikel und Medikamente sollte man vorrätig haben. Und für alle Fälle eine Taschenlampe, Kerzen, Streichhölzer und ein batteriebetriebenes Radio. Auch wenn wir nicht im Geld schwammen, ging es uns gut und wir hatten die erwähnten Artikel immer in genügender Menge vorrätig. Manches Mal habe ich mich damals gefragt, für welchen Fall wir da vorsorgen würden. Inzwischen ist mir das klar. Eine einzelne Tagesschau zeigt, dass eine Katastrophe – welcher Art immer auch bei uns möglich wäre.

Klar war, dass man beim Ertönen der Sirene Radio hören und die Anweisungen befolgen sollte. Und so ca. in den 1970er-Jahren wurden wir darauf getrimmt, (das damalige) Radio DRS nicht mehr auf Mittelwelle, sondern auf UKW zu hören. Weil UKW eben auch innerhalb der dicken Betonmauern des Schutzraums zu hören ist, war die einleuchtende Begründung.

Nun wird per breit angelegter Kampagne propagiert, unsere Radio-Geräte auszutauschen oder auf den neuen Empfangsstandard DAB+ umzurüsten, da UKW abgestellt und unsere SRG-Radioprogramme ab Anfang 2025 terrestrisch nur noch via Internet und DAB+ verbreitet werden. Wohlgemerkt, DAB+ ist die Technologie, die mein Autoradio verstummen lässt, wenn ich nur schon mit dem Gedanken spiele, in die Tiefgarage der Migros einzubiegen.

Strassentunnels werden so ausgerüstet, dass Radiohören im Auto ohne Unterbruch funktioniert. Ich frage mich jetzt nur, ob ich zuhause meinen Schutzraum auch so aufrüsten muss, um nicht eventuell zu verpassen, wenn man via Radio über das Ende der Bedrohungssituation informiert würde. Denn ich glaube nicht, dass mein batteriebetriebenes DAB+-Radio in meinem Schutzraum funktionieren würde.Vielleicht wäre es ratsam, sich bis Ende Dezember noch ein paar Einmachgläser mit UKW-Radiowellen zu füllen, die man dann mit dem restlichen Notvorrat in den Schutzraum nimmt. Wahrscheinlich ist es aber klüger, alles zu unternehmen, dass wir nie in die Lage kommen, den Schutzraum beziehen zu müssen.

Roland Marti

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