Nachhaltiges Kraftwerk mit doppeltem Nutzen

Do, 27. Mai. 2021

Bei idealem «Testwetter» wurde die Solarfaltdachanlage der EWS Energie AG in der Ara Reinach eingeweiht. Es ist aktuell die grösste Photovoltaik-Anlage im Gebiet des regionalen Stromversorgers. Sie produziert nicht nur eine Strommenge, die für hundert Haushaltungen reichen würde, auch ihr Schatten ist von Nutzen. Er verhindert die Algenbildung in den unter ihr liegenden Nachklärbecken.

mars. Die EWS Energie AG will die Energiezukunft aktiv mitgestalten», hielt ihr Geschäftsführer Christian Gerber fest, als heute vor einer Woche auf dem Gelände der Ara Reinach die neue Solar-Faltdachanlage eingeweiht wurde. Die Investitionen betragen 1,5 Millionen Franken. Es ist die erste solche Anlage im Kanton Aargau. Nach der geplanten Bauzeit von zehn Monaten – Corona wirkte sich übrigens nicht verzögernd aus – produziert sie nun Strom in einer Menge, welche hundert Haushaltungen im Jahr benötigen würden. «Würden» deshalb, weil der grösste Teil des Stroms direkt von der Ara verwendet wird. Konkret hat sie eine Leistung von 518 Kilowatt Peak. Die insgesamt 1440 Solarpanels mit einer Fläche von 4400 Quadratmetern erzeugen so jährlich 450’000 Kilowattstunden Strom. Die Ara braucht für ihren Betrieb dreimal soviel. Der im EWS-Gebiet erzeugte Solarstrom erhöht sich so von 3,5 auf 4 Gigawattstunden. Schon im vergangenen Jahr war diese Menge mit der Inbetriebnahme von kleineren Anlagen sprunghaft um 46 Prozent angewachsen. Auch die privaten Anlagen sind dabei mitberücksichtigt, deren allfällige Überproduktion bekanntlich ebenfalls ins EWS-Netz eingespeist wird. Das Gesamtvolumen der EWS-Stromlieferungen liegt aktuell bei rund 130 Gigawattstunden.

Bestehende und geplante Solarkraftwerke

Grossflächige Solarkraftwerke befinden sich auf den Dächern der Reinacher Reithalle, der Firma Metall Service Menziken und auf dem Schulhaus Pfrundmatt. Eine weitere wird demnächst auf der Reinacher Tennishalle installiert. Und auch auf dem Erweiterungsbau der Firma Kaltband in Reinach ist eine geplant. Die letztgenannte mit einer Panelfläche von imposanten 18’000 Quadratmetern, diese übernimmt dann den Spitzenplatz von der Faltdachanlage der Ara.

Nicht nur die Menge der Panels wurde grösser, sondern auch ihr Wirkungsgrad. Während man sich noch vor wenigen Jahren freute, wenn man der Energie der Sonne mit den Photovoltaikzellen zehn Prozent als Strom entlocken konnte, schaffte ein amerikanisches Forscherteam im Frühling 2020
– vorerst im «Laborversuch» – den Wert von 41,1 Prozent.

Wolken und 340 Kilowatt

In der Aara Reinach wurde zur Mittagszeit demonstriert, wie rasant das Dach entfaltet werden kann. Nach der Eingabe am Schaltpult durch Projektleiter Sebastian Haller zogen Drahtseile die Anlage handelorgelartig innert bloss einer halben Minuten komplett aus den beidseitigen Garagen. Bald zeigte die Leistungskurve auf 340 Kilowatt. «Ein guter Wert», kommentierte Gerber. Die Sonne schien wie bestellt, allerdings war der Himmel nicht ganz wolkenlos, so blieb der «Peak» von 518 Kilowatt ausser Reichweite. Egal wie viel Strom die Anlage gerade produziert, in jedem Fall wird auch der Schatten des Faltdachs verwendet. Er sorgt dafür, dass sich in den Nachklärbecken weniger Algen bilden, das reduziert den Wartungsaufwand. Das Faltdach wird übrigens bei Wind, Regen oder Schneefall automatisch eingefahren

Herausforderungen beim Bau

Im Drahtseilmechanismus mit 12 Bahnen wirken Zugkräfte von insgesamt 120 Tonnen, 10 Tonnen pro Bahn. Weil man im Boden nach wenigen Metern auf Grundwasser stösst, werden diese Kräfte von Pfählen aufgefangen, die zwanzig bis dreissig Meter tief in den Boden getrieben werden mussten. Dies, zusammen mit dem ebenfalls notwendigen Leitungsbau, bedeutete einen Anteil von 300’000 Franken der Gesamtkosten.

In seiner kurzen Ansprache hielt Gerber fest, rückblickend hätte man eigentlich nur eine Sache besser machen können: Man hätte die Anlage gleich zusammen mit dem Bau der neuen Ara Reinach realisieren sollen. Dann hätte man sich das Öffnen von Gräben für die Leitungen sparen können, was die Kosten noch etwas reduziert hätte. Die Wurzeln der Anlage liegen übrigens im Jahr 2018, damals entstand die Idee dazu, bereits im Sommer 2019 reiste der EWS-Verwaltungsrat zur Besichtigung nach Chur, er war offenbar sofort begeistert und gab bald grünes Licht zur Realisierung des Projekts.

Trotz Solarstromzuwachs erhalten die EWS-Basic-Kunden grundsätzlich hundert Prozent Strom aus Wasserkraft. Für regional produzierten Solarstrom muss man die Variante «EWS Premium» wählen. Gegen einen Aufpreis von gut zwei Rappen pro Kilowattstunden erhält man so «Naturstrom «us öisere Region».

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