Sprachnachrichten
Eine meiner Lieblingsseiten im Internet ist kleiner-kalender.de. Ich liebe es, hier zu stöbern und zu erfahren, welches besondere Ereignis an einem bestimmten Tag gefeiert oder geehrt werden soll. Manchmal ertappe ich mein Lieblingsradio-Moderatorenteam, dass es hier ebenso nach aktuellen Themen sucht wie ich, wenn ich − so wie gerade jetzt − noch keine Idee für ein Streiflicht habe. So erfahre ich beispielsweise, dass in dieser Woche der Januar-Neumond war, der internationale Puzzletag begangen wurde und am Miesepeter-Tag ehrt man einen bestimmten US-Schauspieler, der in seinen Rollen meist schlechtgelaunt und mürrisch auftritt. Für die Chinesen begann gestern das neue Jahr. Und der Zufall will es, dass gerade heute, wie immer am 30. Januar, der «Tag der sinnlosen Anrufbeantworter-Nachrichten» ansteht. Obwohl meiner Meinung nach auch Anrufbeantworter-Beantworter-Nachrichten in den Fokus gerückt werden sollten, die in den letzten Jahren durch Mailbox, Sprachbox oder wie sich die ganzen Sprachmitteilungs-Apps sonst noch nennen zu neuem Ruhm gelangt sind. Ich selber nutze diese Sprachnachrichten sehr ungern, da ich erstens eine solche Mitteilung kaum diskret abhören kann; Die Umgebung hört meist genüsslich zu. Und gerade bei mehrminütigen Mitteilungen habe ich am Ende immer das Gefühl, ich hätte in der Zeit, die ich zum Abhören brauchte, viel Sinnvolleres erledigen können.
Der langen Rede kurzer Sinn: Überlegen Sie doch zur Feier dieses Aktionstages einmal, ob Ihre Ansage auf dem Telefonbeantworter oder der Combox noch zielführend und einladend ist.
Erst jetzt, da der mir fürs Streiflicht zur Verfügung stehende Platz schon zur Neige geht, kommen mir mehrere Themen in den Sinn, so dass ich mir den Seitenblick in den kleinen Kalender hätte sparen können: Beispielsweise die neue künstlichintelligente Chat-Wunderwaffe DeepSeek oder auch einfach der Hinweis, dass die aktuelle Autobahnvignette nur noch bis morgen Freitag gültig ist und dass sie jetzt dringend ersetzt werden müsste. Wer dies versäumt, für den setzt sich dieses Streiflicht bald wie ein Puzzle zu einem Ganzen zusammen: Er findet − möglicherweise noch vor dem nächsten Neumond − eine Message unter der automobilen Combox (Scheibenwischer) und wird ganz früh im chinesischen neuen Jahr bereits zum Miesepeter.
Roland Marti
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